Für ein Melo-Punk-Album ist „Black Colours“ doch recht lang geraten. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Ein Vorteil ist, dass überhaupt nicht auffällt, wenn das Album im Hintergrund läuft. Als Beschallung für gesellige Abende unter Freunden taugt dieser Sound hervorragend. Die Songs gehen allesamt gut ins Ohr, die Melodien und Hooks sitzen nach dem zweiten oder dritten Durchlauf niet- und nagelfest im Ohr und überhaupt klingt „Black Colours“ positiv unbeschwert. Musik, mit der sich der Moment bestens genießen lässt. Leicht verdaulich und doch nicht plump oder gar platt und dazu eine angenehm unaufdringliche Stimme.
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Womit wir auch schon bei den Nachteilen angekommen wären.
Was für den Einen unaufdringlich ist, könnte für den Vollblut-Punkrocker doch zu sehr Pop, zu glatt und ja, möglicherweise auch zu 'kommerziell' sein. Wobei Letzteres natürlich Unsinn ist, denn als Musiker will und soll man schließlich mit seiner Musik Geld verdienen. Eigentlich das erklärte Ziel eines jeden Künstlers: Eben nicht in einem normalen Day-Job schuften, sondern mit dem, was man liebt, sein Leben bestreiten. Insofern sollen ernsthafte Musiker/Künstler so viel Geld scheffeln wie nur irgend möglich. Wichtig dabei ist aber die vielgerühmte Authentizität.
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Damit wären wir wieder bei CONFUSED, denn die klingen auf „Black Colours“ doch ziemlich authentisch. Dass dabei immer wieder auch ein paar Schlenker in Richtung artverwandter Genres vollzogen werden passt auch gut ins Bild.
Sicher, vielen Punkrockern werden Songs wie „I’m a Mess“ wohl zu weichgespült klingen. Und ja, mit Punk hat das klanglich so ziemlich gar nix zu tun, vielmehr klingt das nach poppigem Alternative Rock, was natürlich vom melodischen Gesang nochmal sehr deutlich unterstrichen wird. Für sich genommen ist der Stimmeinsatz von Sänger Attila Reißmann sehr gelungen und für den gebotenen Sound passend (Man höre u.a. das tendenziell melancholische „Sarah“!), auch wenn das wirklich kein Punkrock mehr ist. Viel zu glatt, ohne Ecken und Kanten. Es fehlt einfach an der spürbaren Wut, die doch grundsätzlich zum Punk dazugehört.
„Black Colours“ lässt sich so bestens im melodischen Alternative-Rock mit ganz leichter Melodic-Punk-Note verorten. Hier und da ploppen Namen wie die FOO FIGHTERS oder RED HOT CHILI PEPPERS als Referenz in den grauen Windungen des Musikgehirns auf. Es gibt in diesem Sektor sicherlich schlechtere Vergleiche.
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FAZIT: Nein, mit Punk (auch in seinen melodischsten Auswüchsen) haben CONFUSED in der Form, die sie auf „Black Colours“ abgeben, wenig bis gar nix mehr am Hut. Stattdessen präsentieren sie ein unterhaltsames und energisches Alternative-Rock-Album mit Indie-Einflüssen, welches sie in ein durchgängig hochmelodisches und eingängiges Gewand kleiden.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.04.2022
Michael Pretzsch
Attila Reißmann
Attila Reißmann
Sebastian Lavoie
Eigenvertrieb
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13.12.2021