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Reviews

Dragged Under: Upright Animals

Stil: Punk, Rock, Metal, Hardcore

Cover: Dragged Under: Upright Animals

Aufrechte Tiere.
Sind damit die elitären Anzugträger dieser Welt gemeint, die sich hinter Schlips und Kragen als Wohltäter der Menschen verstehen, in Wahrheit aber nur an ihre eigenen Ziele und das Füllen ihrer Taschen denken?
Gut möglich, denn Texte, wie der des Titeltracks oder auch „All Of Us“, zeugen von der existenziellen Krise, die dem Mensch-Sein doch irgendwie seit Anbeginn seiner Zeit innewohnt. Die Menschen beuten sich gegenseitig aus, begegnen sich vordergründig aber doch mit freundlichem Lächeln. Was am Ende zählt, ist der persönliche Profit, wenn es mehr oder weniger hart auf hart kommt, wird dafür auch über (metaphorische und reale) Leichen gegangen. Und doch sind wir alle Menschen, wir sind im Kern gleiche Wesen. Das ist die Krux (nicht nur) der heutigen Zeit, denn das Prinzip „Teile und herrsche!“ wird aktuell auf eine perverse Spitze getrieben.

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Da das Thema aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten zwei Jahre aktueller denn je ist, wirkt „Upright Animals“ in großen Teilen wie eine Dokumentation des Zeitgeistes. Gleichzeitig könnte dieses Album aber auch als ein Weckruf durchgehen. Ein Weckruf dazu, die Geier, die in den sog. Oberklassen der Gesellschaft sitzen zumindest zu hinterfragen.

Musikalisch sind DRAGGED UNDER auf diesem Album kaum zu bremsen und packen die Thematik in eine schnittige Melange aus Punkrock, Metalcore/melodischem Modern Metal und Hardcore. Dabei sind fast alle Songs schnittige Ohrwürmer, die spätestens beim dritten Anlauf im Stammhirn festsitzen. Das alleine rechtfertigt aber noch nicht die unten angeführte Punktzahl. Die ist u.a. der Tatsache geschuldet, dass es der Band gelingt in allen Songs ihre Emotionen fast eins zu eins an den Hörer zu bringen. Egal ob es die „alle in einem Boot“-Thematik von „All Of Us“ ist oder ob es die Zerbrechlichkeit von „Crooked Halos“ ist.

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DRAGGED UNDER kann und muss man ihre Emotionalität sofort abkaufen. Dieses Album vereint spür- und hörbar Blut, Schweiß und Tränen der Musiker, die sich ihre Erfahrungen der letzten Zeit von der Seele schreiben. Dass diese Katharsis aber nie weinerlich, sondern vielmehr voller Energie daherkommt macht die Musik nur noch besser.
Mit „See You Alive“ findet sich zwar eine zutiefst emotionale Ballade in der Tracklist, aber erstens sind Tränen nicht zwingend ein Ausdruck von Schwäche und zweitens fällt die Nummer gar nicht so weinerlich aus, trifft aber doch sofort und ohne Umwege mitten ins Herz.

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Songs wie „Brainwash Broadcast“ treffen außerdem den Nerv der Zeit und kritisieren die Funktionsweise der Medien mit deutlichen Worten und spürbarer (berechtigter) Wut. Das Feature mit UNDEROATH-Frontmann Spencer Chamberlain lässt die Musik außerdem gleich nochmal ein Stück angepisster klingen.
„This Is The End“ bringt „Upright Animals“ dann zu einem hymnischen Abschluss, erzeugt aber nicht wirklich positive Gefühle, vielmehr suggeriert der Text, dass alles noch viel schlimmer kommt. Bleibt zu hoffen dass sich die Band diesbezüglich irrt.

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FAZIT: Mit „Upright Animals“ haben DRAGGED UNDER ein Album in den Händen, das von vorne bis hinten vollgepackt ist mit Hymnen! Die Energie der Musik schwappt vom ersten Ton an auf den Hörer über und auch wenn die Thematik des Albums schwer im Magen liegen kann, ist „Upright Animals“ doch ein Album das verbindet. Denn der gebotene Sound schreit geradezu danach, gemeinsam zelebriert zu werden. Egal ob von einer großen Meute auf einem Festival oder über die Anlage bei der heimischen Sommer-Party, diese Musik will Menschen zusammenbringen und Herzen öffnen. Wir haben’s bitter nötig!

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.06.2022

Tracklist

  1. Upright Animals
  2. All Of Us
  3. Never Enough
  4. Crooked Halos
  5. Long Live The King
  6. Suffer
  7. See You Alive
  8. Weather
  9. No Place Like Home
  10. Words For Hire
  11. Brainwash Broadcast
  12. This Is The End

Besetzung

  • Bass

    Hans Hessburg

  • Gesang

    Tony Cappocchi, Spencer Chamberlain

  • Gitarre

    Sean Rosario, Ryan „Fluff“ Bruce

  • Schlagzeug

    Kalen Anderson

  • Sonstiges

    Sean Rosario, Hans Hessburg (Hintergrundgesang)

Sonstiges

  • Label

    Mascot Records

  • Spieldauer

    41:17

  • Erscheinungsdatum

    10.06.2022

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