Im prolligen Metal moderner Prägung gelten Bands wie FIVE FINGER DEATH PUNCH als das Maß aller Dinge (meiner bescheidenen Meinung nach zu Recht). Dass aber auch abseits solch großer Namen immer wieder ambitionierte Nachzügler durch die Szene geistern, zeigt die neueste Scheibe der FULL HOUSE BREW CREW.
Lässt der Bandname zunächst eher an eine Flüssigbrotfabrik denken, macht „Bare Knuckle“ auch ohne Alkohol mächtig auf dicke Hose. Hier gibt’s fett aufgeblasenen, top produzierten Metal moderner Prägung. Tatsächlich ist auch durchweg spürbar, dass die Band ein Gespür für gute Songs hat bzw. hätte. Aber um mal bei dem Bild, das der Bandname suggeriert, zu bleiben: FULL HOUSE BREW CREW sind doch eher die Mittelkasse-Plörre aus dem Discounter-Regal als das gehaltvolle Craft Beer aus der Brauerei des Vertrauens.
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Das liegt u.a. daran, dass alles, was es auf „Bare Knuckle“ zu hören gibt, von anderen Bands bereits in besserer Form dargeboten wird und wurde. 5FDP machen überzeugender auf dicke Hose, selbige schaffen es besser den Spagat zwischen schmachtender Ballade und prolligem Groove-Metal in Szene zu setzen. Den immer wieder durchschimmernden Southern-Flair haben BLACK LABEL SOCIETY perfektioniert und die Kombination aus beidem findet sich bereits bei Bands wie HELLYEAH.
Das alles soll aber nicht heißen dass „Bare Knuckle“ schlecht wäre. Es wirkt nur ein bisschen wie die Kopie einer Kopie. Aber naja, was soll man sagen, manchmal braucht es auch das Billig-Bier aus dem Discounter, einfach um sich wieder klar zu machen was man an dem guten Stoff aus vertrauter Quelle hat. Und nachdem die ersten Hürden und Geschmackstests überwunden sind, läuft auch das zweitklassige Kaltgetränk ganz ordentlich durch die Gurgel.
Soll heißen: „Bare Knuckle“ lässt sich tatsächlich relativ gut „schönhören“ und wenn das gelungen ist, dann kommt auch sowas wie Charme auf. Über kurz oder lang klingt die Musik aber einfach zu gleichförmig, zu sehr nach Schema–F, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Einfach alles, was hier zu hören ist, schreit geradezu nach Aufmerksamkeit durch breitbeiniges Protzen, was mit jedem Durchlauf kalkulierter wirkt und sich sehr schnell aufbraucht. Das kann leider weder die fette Produktion, noch das tighte Zusammenspiel der Band wirklich ausgleichen, auch wenn mit „Buried Hope“ ein feiner Ohrwurm auf der Platte steht, der durchaus das Potenzial hat, ein entsprechender Hit zu werden (Radio-Airplay und so…).
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FAZIT: Trotz blutigem Cover und eindeutigem Albumtitel tut „Bare Knuckle“ keinem weh. Als kurzfristige Ersatzdroge für die eingangs erwähnten Bands eignet sich das Album aber ganz gut und jeder, der zwanglosen, modernen Metal zur Hintergrundbeschallung braucht, der ist bei der FULL HOUSE BREW CREW gut aufgehoben. Wer dagegen Innovation sucht oder mit radiotauglichem Metal schlicht nix anfangen kann, der lässt die Finger davon.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.01.2022
Spiros Karzis
Vageliss Karzis
Vageliss Karzis, George Tzatzakis
Alexi Keito
Rock Of Angels Records
36:22
27.11.2020