Instrumentale progressive Liebesgrüße aus Amerika, die sich genau in dem Spektrum bewegen, aus dem sich das Trio aus Jim Anderson, Malcolm Smith und Marc Spooner sowie deren Gast-Schlagzeuger Mattias Olsson auch sonst musikalisch als Bandmitglieder tummeln: METAPHOR (eine ehemalige GENESIS-Cover-Band) und ÄNGLAGÅRD. Oder wer es prog-klassisch möchte, irgendwo zwischen KING CRIMSON, RICK WAKEMAN, PIERRE MORLEN'S GONG und frühen GENESIS plus MIKE OLDFIELD. Und wenn auf drei der insgesamt elf epischen Stücke noch Trompete und Saxophon dazukommen, dürfen auch ein paar Jazz-Einsprengsel und Erinnerungen an VAN DER GRAAF GENERATOR nicht fehlen. Ach – und auch die Musik-Ost-Sozialisierten, die solch großartige instrumentale Prog-Bands wie FERMATA oder COLLEGIUM MUSICUM und M EFEKT mögen, kommen bei ISOBAR voll auf ihre Kosten.
Unter diesem Aspekt wird „II“ von ISOBAR für alle Freunde instrumentalen Progs der Spätsechziger und Frühsiebziger ein wahrer Glücksgriff, denn die amerikanische Band hat nicht nur offensichtliche Freude an der Musik dieser Zeit, sondern bringt ihre eigene Variante dazu ins Spiel, die neben so einigen Erinnerungen, die sie damit weckt, auch ganz komplex und abwechslungsreich ihre besonderen Eigenarten mit einbringt. Melodien, die sich laufend ändern, trotzdem aber harmonisch bleiben, ohne übertrieben in Freistil-Gefrickel auszubrechen. Taktarten, die sich ebenfalls ständig ändern, aber trotzdem instrumental vereint knackige Fixpunkte setzen, welche durch die Arrangements druckvoll vorangetrieben oder dezent verlangsamt werden. Genau so, wie eben guter Progressive Rock klingt, der nicht auf dicke Eier, sondern auf filigranes Können setzt, bei dem es niemand nötig hat, sich in den Vordergrund zu spielen. Und mit dem ÄNGLAGÅRD-Schlagzeuger Olsson sitzt noch dazu ein wahres Drum-i-Tüpfelchen hinter den Fellen.
Wenn dann die gut 20-minütige „The Jury Of Ten Men Suite“ angestimmt wird, dürfen auch gerne ein paar mittelalterliche Klänge mit einfließen und Akustisches reiht sich übergangslos und sehr gelungen neben Bombastischem ein. Ein Highlight unter den All-Time-Prog-Longtracks überhaupt. Verdammt gelungenes Prog-Album für alle, die Prog an den Instrumenten, aber nicht an einer Stimme messen.
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FAZIT: Mit „II“ tritt ein amerikanischer Instrumental-Prog-Rock-Dreier samt schwedischer Verstärkung auf den Plan. ISOBAR sind die drei METAPHOR-Mitglieder Anderson (Bass), Smith (Gitarren), Spooner (Keyboards) und Schlagzeuger Olsson von ÄNGLAGÅRD. Getreu ihrer Ursprung-Bands klingt auch ihr Instrumental-Album, das sich weltumarmend neben den großen Siebziger-Werken von KING CRIMSON (West) bis FERMATA (Ost) einreiht. Echter Geheimtipp!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.03.2022
Jim Anderson
Malcolm Smith
Marc Spooner
Mattias Olsson
Ben Bohorquez (Saxofone), Evan Weiss (Trompete)
Trope Audio/Just For Kicks
58:00
04.03.2022