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Junger: Kein Land in Sicht

Stil: Alternative Deutsch-Rock

Cover: Junger: Kein Land in Sicht

Ob es relevant für die Musik von JUNGER ist, dass die Mitglieder laut Label in der Vergangenheit bereits in diversen Genres von Hardcore über Bluesrock bis hin zu Singer-Songwriter Kram unterwegs waren?
Eigentlich nicht, denn auf dem Debüt „Kein Land in Sicht“ ist davon so gut wie gar nix erkennbar, bis auf die Tatsache, dass die Musiker ihre Instrumente beherrschen und wissen wie man annehmbare Songs schreibt.

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Im Grunde schmeißen JUNGER von all ihren vergangenen Musikerleben ein paar Anteile in einen Topf und versuchen damit etwas Neues zu kreieren. Und irgendwie klappt das auch. Denn egal, ob hier mal etwas Alternative Rock durchschimmert (zugegeben, suchen muss man schon) oder ob andere Momente eher an härtere Lagerfeuermusik erinnern, allen ist der sehr spezielle Gesang von Hans Peter Junger gemein, der dieses Album wohl zu einem „Lieb mich oder hass mich“-Ding macht. Auf alle Fälle ist diese Stimme und der Gesangsstil sehr eigen und schwer zu beschreiben. Irgendwie kratzig, rauchig, aber ohne Blues, wirklicher Rock ist es auch nicht, denn dazu ist die Musik oft viel zu seicht und das obwohl „Kein Land in Sicht“ rein sound-ästhetisch eher rau gestaltet wurde.

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In Songs wie „Sensation“ lassen sich nach und nach Bands wie THE CRANBERRIES als mögliche Inspiration für JUNGER ausmachen, alles in allem entziehen sich die Songs aber hauptsächlich aufgrund der Stimme weitestgehend anderen Vergleichen.
„Flugverbot“ gefällt durch seine anfängliche Melancholie, die vor allem durch das tolle Piano entsteht. Insgesamt erschaffen JUNGER mit relativ wenigen Mitteln, eine sehr vielfältige Stimmungspalette. Dass das Meer ein zentrales Motiv dieses Albums ist zeigen nicht nur die Texte, sondern auch Instrumente wie ein Akkordeon oder eine Mundharmonika, die dafür sorgen, dass Songs wie „Unendlich fern“ (tolle Ballade) einen ausgeprägten Seemanns-Charakter haben, von den dementsprechenden Bildern die immer wieder in den Texten auftauchen mal abgesehen.
„Lass uns einfach existieren“ ist sowas wie ein Schlüsselmoment des Albums, denn der Text ist eine Hymne an das Leben. Es ist Zeit, die dunklen Gedanken wegzuwischen und nach vorne zu sehen. Allein für diese Botschaft ist der Song es wert, gehört zu werden.
Das gilt allerdings nicht für alle Nummern auf diesem Album.
„Dreh alles schnell auf Anfang“ will trotz lockerem Groove so gar nicht zünden und in Nummern wie „Tausend lange Nächte“ ist der Gesang doch sehr speziell, was dem Album auf lange Sicht zwar eine gewisse Eigenständigkeit verleiht, welche allerdings echt nur bedingt Geschmacksache ist.

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FAZIT: Alles in allem liefern JUNGER auf „Kein Land in Sicht“ Musik für die Flucht nach vorne. Klar, dabei sind Illusionen genauso wichtig wie Erinnerungen an vergangene Tage und Tugenden, die vielleicht schon lange aufgebraucht scheinen, aber deswegen nicht weniger bedeutsam sind. Da passt auch der allgemeine, pathetische Charakter der Musik gut. Allerdings ist genau dieser Pathos (vor allem gesanglich) auch das, woran sich die Geister wohl scheiden werden.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.01.2022

Tracklist

  1. Kein Land in Sicht
  2. Anders
  3. Kein Tag für Helden
  4. Wer, wenn nicht wir
  5. Sensation
  6. Flugverbot
  7. Tausend lange Nächte
  8. Unendlich fern
  9. Lass uns einfach existieren
  10. Dreh alles schnell auf Anfang
  11. Nicht von dieser Welt

Besetzung

  • Bass

    Andreas Mitterbuchner

  • Gesang

    Hans Peter Junger, Albert Radlinger, Andreas Mitterbuchner

  • Gitarre

    Hans Peter Junger, Alber Radlinger

  • Keys

    Hans Peter Junger

  • Schlagzeug

    Florian Duft

  • Sonstiges

    Hans Peter Junger (Akkordeon)

Sonstiges

  • Label

    Motor Entertainment

  • Spieldauer

    42.00

  • Erscheinungsdatum

    21.01.2022

© Musikreviews.de