Weder Bandname noch Albumcover oder Titel lassen darauf schließen, was KOENIX auf ihrem „Eiland“ so veranstalten. Insofern ist die Überraschung nach den ersten Tracks erstmal groß. Ob sie angenehm ist, kommt dagegen grundsätzlich auf das Gemüt des Hörers und die jeweilige Stimmung des Moments an. Wagen wir also eine grobe Beschreibung der Musik: Irgendwo zwischen Mittelalter-affinen Sounds, Straßenmusik und Folk-Rock haben KOENIX ihre musikalische Duftmarke gesetzt. Eine latente Seefahrer-Romantik rundet das Album ab.
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Wie klingt das aber konkret?
Naja, wenn Instrumente wie Sitar, Schalmei, Dudelsack und allerlei Flötengedöns ein Grundgerüst aus Schlagzeug, Gitarre und Bass garnieren, dann wähnt man sich im ersten Moment im Mittelalter, bevor man hier und da in den Orient abdriftet, nur um sich am Ende auf einer kleinen Bühne beim heimischen Dorffest wiederzufinden. Soll heißen: KOENIX stellen einen Gemischtwarenladen zur Schau, der Einflüsse aus sämtlichen musikalischen Ecken dieser Welt anpreist.
Das wird auch durch die verschiedenen Sprachen, die in den Texten verwendet werden, verdeutlicht. Während Nummern wie der melancholische Schunkler „Hanna“ englisch gesungen werden, haben Stücke wie „Morge am drü“ dank des Schweizerischen Dialekts einen ganz eigenen Reiz. Und trotzdem wirkt das Album in Gänze sehr schlüssig. Die Musik klingt dank der, auf den ersten Blick unkonventionellen, instrumentalen Besetzung, bzw. der Überpräsenz von allerlei Flöten u.ä., beinahe altertümlich. Allerdings greifen diesbezüglich Standard-Begriffe wie „Folk-Rock“ o.ä. eigentlich zu kurz. In Ermangelung einer treffenderen Beschreibung kann diese Einordnung einfach so stehen gelassen werden.
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Thematisch, genauso wie musikalisch, laden KOENIX zu einer Reise durch fantastische Geschichten voller Lebensfreude und Glückseligkeit ein. Die Huldigung an Michael Endes Drache „Fuchur“ aus der „unendlichen Geschichte“ passt daher gut ins Bild. Solche musikalischen Bekenntnisse ans Glück finden sich einige auf „Eiland“, aber hier ist der Bezug doch offensichtlich (zumindest für den, der den Roman kennt).
Musikalisch beschwingt darf und soll hier getanzt werden. „Das Leben ist schön!“ könnte grundsätzlich ein übergeordnetes Motto des Albums sein.
Denn auch wenn die eine oder andere Nummer durchaus melancholische Zwischentöne aufweist („Traumschaukel“), so findet sich doch immer eine positive Auflösung. Beinahe jedes Stück ist tanzbar oder wischt zumindest für seine Dauer sämtliche Negativität aus den Gedanken. Allein deswegen schon ist dieses Album auf angenehme Weise gelungen.
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FAZIT: Musik für das Leben! Stellenweise durchaus unkonventionell zeigen KEONIX auf „Eiland“, dass es nicht unbedingt einen überdrehten Geist braucht, um künstlerisch ernstgenommen zu werden. Genauso zeigt diese Schweizer Band hier, dass Authentizität nicht zwingend bedeutet, sich mit hochgeistiger Thematik befassen zu müssen. All die Lebensfreude, welche die Musiker zur Schau stellen, ist nahezu sofort greifbar und am Ende bleibt rundum Zufriedenheit, was grundsätzlich begrüßenswert ist.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2022
Danny Hertach
Jonas Martin Schneider
Marco Piccapietra, Ariel Rossi
Philipp Eichenberger
Jonas Martin Schneider (Dudelsack, Flöte, Schalmei, Dulcimer), Michael Hugi (Dudelsack, Schalmei, Drehleier, Flöte), Marco Piccapietra (Sitar, Bouzouki)
Hicktown Records
54:33
20.05.2022