Am 24. September 2021 jährte sich die Erstveröffentlichung von "Violent Revolution" zum 20. Mal, also bringt KREATORs aktuelles Label Nuclear Blast (seinerzeit war es Steamhammer/SPV) das Comeback der Band, die damit zu alten Thrash-Stärken zurückfand, neu heraus und legt auch die üblichen Boni mit dazu.
Der wichtigste Impulsgeber für die nach dem Gothic-Experiment (im weitesten Sinn) "Endorama" 1999 an einem Scheideweg angekommene Gruppe war und ist bis heute der damals neue Gitarrist Sami Yli-Sirniö (Waltari), der Melodien zur Chefsache erklärte, während Frontmann und Bandkopf Mille Petrozza einige der geilsten Riff-Salven in KREATORs gesamter Historie heraushaute. "Violent Revolution" demzufolge als neuzeitlichen Klassiker einzustufen ist nicht vermessen.
Andy Sneap wurde mit seiner zeitlos anmutenden, aber fraglos modernen Produktion fortan zu einem inoffiziellen weiteren Bandmitglied, der Re-Release von "Violent Revolution" erscheint nun als Digibook inklusive Bonus-CD mit Live Aufnahmen aus Brasilien, Korea und Wacken - doch am Rest wurde nichts verändert. Das ist selbstverständlich auch gut so und richtig.
Ähnlichkeiten von Songs wie Reconquering the Throne´, ´All of the Same Blood (Unity)´ oder ´Second Awakening´ und ´Ghetto War´ (Ohrwurm) zu den Tracks auf insbesondere "Extreme Aggression" (1989) lassen sich nicht von der Hand weisen - zumal sich Petrozza auch auf der inhaltlichen Ebene all jener Tropen bedient, die er in der ersten Hochphase der Band abfrühstückte -, doch die Masche wirkt hier noch frisch unverbraucht, wohingegen sich KREATOR mittlerweile - das müssen selbst Fans anstandslos zugeben - mehr oder weniger nur noch auf diesem gehobenen Niveau selbst kopieren.
Das Boxset (vier LPs plus zwei CDs) enthält mit "Bootleg Revolution" sage und schreibe 41 Live-Mitschnitte mit durchweg guter bis sehr guter Soundqualität, wobei sich zwangsläufig etliche Song-Überschneidungen auftun, doch Fans erhalten hiermit die absolute Vollbedienung, was KREATORs Zeit um die Jahrtausendwende herum angeht - inklusive des Band-Comics „Graphic Violence – Chapter 1“.
FAZIT: KREATORs zehntes Studioalbum sollte man in welcher Form auch immer als jüngeren Euro-Thrash-Standard kennen. 2022 hat man die Gelegenheit, die Scheibe mit hörenswerten Live-Boni abzugreifen, also nur zu, wer es noch nicht getan hat! <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/a168e47041474d05b234735824affba0" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.01.2022
Christian "Speesy" Giesler
Miland "Mille" Petrozza
Miland "Mille" Petrozza, Sami Yli-Sirniö
Jürgen "Ventor" Reil
Nuclear Blast / Rough Trade
56:43 + 178:20
21.01.2022