KRISIUN existieren dieser Tage "schon" 32 Jahre und feiern mit ihrem zwölften Studioalbum tatsächlich eine Premiere. Die nach Sepultura wohl zweitgrößte Extrem-Metal-Combo Brasiliens hat "Mortem Solis" anders als seine Vorgänger nicht in Deutschland, sondern zu Hause aufgenommen; ansonsten bleibt aber bezüglich der Musik der Gruppe alles wie gehabt.
Davon abgesehen enthält die Platte einige der verspieltesten Songs der Band, was gleich mit dem verheerenden Opener ´Sworn Enemies´ und seinen markanten, regelrecht virtuosen Gitarrenlinien beginnt und sich über das nicht minder furiose ´Swords Into Flesh´ hinweg fortsetzt. Frontmann Alex Camargo folgt Gitarrist Moyses Kolesne oft unisono auf dem Bass, was nicht nur in handwerklicher Hinsicht beeindruckt, sondern wirklich auch zum Mitreiß-Faktor der Stücke beiträgt.
´Necronomical´ bietet phasenweise eine relative Verschnaufpause vom Death-Metal-Gebretter der alten Schule, das KRISIUN längst aus dem Effeff beherrschen, ohne abgeschmackt retro zu wirken. Carmago besitzt nach wie vor ein charismatisches Organ, das Morbid Angels David Vincent alle Ehre macht, und verleiht der Musik dadurch, dass man die Worte hinter seinem Grollen hervorragend versteht, eine umso bedrohlichere Note.
Das epische Moment von "Mortem Solis" ist zugleich auch der Höhepunkt des Albums: Nach dem stimmungsvollen Intro ´Dawn Sun Carnage´ geht ´Temple Of The Abattoir´ sowohl voll auf die zwölf wie alle anderen Nummern als auch schnell ins Ohr, weil KRISIUN hier gleich mehrere griffige Hooks gelungen sind, alldieweil es rhythmisch so komplex zugeht, dass man fast von Prog Death sprechen könnte.
FAZIT: Wenn eine Band den Entwicklungsstand von KRISIUN erreicht hat und sich mit jedem Album schwerer tun müsste, die vorangegangenen insofern zu übertreffen, als ihre Fans nicht doch wieder nur auf die alten Klassiker zurückgreifen, und ebendies schafft, darf man den Hut vor ihr ziehen. Den Brasilianern ist es mit "Mortem Solis" gelungen, denn der rasante Death Metal des Trios war noch nie so detailverliebt und eingängig zugleich. Hat Dauerbrenner-Potenzial, das Ding! <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/491b276ac2764474883e6994e4343e3a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.08.2022
Alex Camargo
Alex Camargo
Moyses Kolesne
Max Kolesne
Century Media / Sony
401:18
29.07.2022