Die mit unterschiedlichen Bassisten eingespielten Demos (auf der LP spielte schließlich der außerdem bei Hexenhaus aktive Conny Welén), die MEZZROWs erstem und einzigem Studioalbum "Then Came the Killing" vorausgingen, führten letzten Endes zu einem von vorne bis hinten gut durchdachten Longplayer, der hervorragend in die Zeit seines Erscheinens passte, obwohl die größten Stücke des Thrash-Kuchens bereits verputzt waren.
Die 1990 erschienene Platte gilt heute als vergessenes skandinavisches Thrash-Juwel, wobei im Grunde genommen so gut wie alle Genre-Releases aus Nordeuropa in jenen Jahren - seien sie schwedischer, norwegischer oder finnischer Herkunft - sowohl bei ihrer Veröffentlichung als auch lange Zeit später ignoriert, einfach übersehen oder im Verhältnis zu insbesondere amerikanischen Titeln verkannt wurden.
Freilich hatten die Schweden MEZZROW die Originalität nicht mit der Schöpfkelle gefressen, denn so wie sich Frontmann Uffe Pettersson (auch Rosicrucian) eindeutig an Metallicas James Hetfield orientierte, erinnern die Strukturen und Arrangements der meisten Stücke auf "Then Came the Killing " speziell an Testament zur gleichen Zeit, also den Alben "Practice What You Preach" und "Souls of Black" von 1989 und ´90. Das tut der Qualität des Gebotenen allerdings keinen Abbruch, denn das Quintett
Staffe Karlsson, der 2018 an Krebs starb, war ein Riff-Schmied vor dem Herrn, und dementsprechend Power-Chord-lastig ist die Chose im Verhältnis zur melodischen oder harmonischen Komponente der Musik. Dafür geht´s rhythmisch umso abwechslungsreicher zu, und einprägsam sind weite Teile der Songs trotzdem.
Während das finstere ´The Final Holocaust´ exemplarisch für die beklemmende Atmosphäre des Albums steht, holt gleich das ohrwurmelnde Titelstück zu Beginn einen Punktsieg nach Hause, wobei die Gang-Shouts auch im weiteren Verlauf für denkwürdige Momente sorgen. Dass MEZZROW ebenfalls im Midtempo (´Distant Death´, ´The Cross of Torment´) reüssieren, macht das seinerzeit bei Active Records erschienene (u.a. auch Atheist) Werk selbst im Vergleich mit etlichen aktuellen Genre-Veröffentlichungen überlegen.
FAZIT: Ob "Then Came the Killing" ein wirklicher Thrash-Klassiker ist oder nicht, darüber mögen sich Erbsenzähler streiten. In jedem Fall legt die Platte (Hammerheart spendieren ein Remastering und sämtliche während der Existenzzeit der Gruppe aufgenommene Demo-Tracks auf einer gesonderten CD/LP) auch heute noch Zeugnis von einer Band mit individuellem Charakter ab, verbreitet eine gleichfalls eigene Stimmung und bietet hinsichtlich der Standards in diesem Stil eine Menge Stoff zum Liebhaben beziehungsweise -gewinnen. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/c3a0bcb1197b4a178606d87961246fd4" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.05.2022
Conny Welén
Uffe Pettersson
Staffe Karlsson, Zebba Karlsson
Steffe Karlsson
Hammerheart
39:46 + 56:56
13.05.2022