Ja, „Sun“ könnte gut und gerne als Abgesang auf die Menschlichkeit und das natürliche Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Spezies durchgehen. Die Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte lassen schließlich eher weniger darauf schließen, dass der Mensch zur positiven Gemeinschaft fähig ist.
Und doch malen MINUS YOUTH nicht total schwarz. Klar, die musikalische Grundstimmung ist aggressiv und proletisch, wir befinden uns schließlich im Hardcore-Punk und nicht im Kuschelrock.
Hier gibt’s eine knapp zwölfminütige Energiekeule, die den Adrenalinspiegel auf Touren bringt und dabei herrlich spritzig auf die Kauleiste drischt.
Musikalische Feinfühligkeit?
Mangelware.
Finesse und Emotionalität?
In Hülle und Fülle vorhanden.
„Sun“ ist sowas wie eine Kurzkur in gestressten Momenten und hat einen ähnlich kathartischen Effekt wie eine Schrei-Therapie. Laut, schonungslos und voller brachialer Energie. Ist die Chose aber rum, fühlt man sich gut. Der Stress ist erstmal weg, weil einerseits die eigenen Energievorräte kurzzeitig ausgezehrt werden, andererseits dank der Erkenntnis, dass man mit seinen Gefühlen, Ängsten und seiner Aggression nicht alleine ist.
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FAZIT: Mit knapp zwölf Minuten Musik ist „Sun“ ein kompaktes Energiebündel und haut ohne zu zögern auf die Schnauze. Dieses vertonte Adrenalin ist aber genau das, was Hardcore-Punk auszeichnet. Damit präsentieren MINUS YOUTH einen feinen Zwischendurch-Happen, um die Zeit bis zu ihrem nächsten Vollalbum zu überbrücken.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.12.2022
Eigenproduktion
11:52
02.12.2022