Hier habt ihr sie, die ausgerechnet isländische Destillation des Sounds der gesamten (vorwiegend mitteleuropäischen) Mischpoke des sogenannten Power Metal im Fahrwasser von Helloween zu sämtlichen Perioden ihres Schaffes: POWER PALADIN katapultieren sich mit ihrem Einstand sofort an die Spitze einer Bewegung, die Fantasy-Literatur und -filmen, Rollenspielen und Comics ums Verrecken nicht überdrüssig werden möchte.
Das 2017 in Reykjavík gegründete Sextett hieß ursprünglich nur Paladin (die gleichnamigen amerikanischen Blind Guardian-Fans waren wohl früher am Start) vermittelt aber nicht nur ein vertrautes Gefühl, sondern auch Tiefgang, und befindet sich sowohl als Songwriter als auch spielerisch voll auf der Höhe. Im eröffnenden ´Kraven The Hunter´ fühlt man sich gleich wie zu Hause, weil das Hauptmotiv unfreiwillig aus Iron Maidens ´The Sign Of The Cross´ (ab Spielzeit 7:58) entlehnt wurde, doch ein Flamenco-Leadbreak lässt ebenso aufhorchen wie die fantastische Stimme von Atli Guðlaugsson, der selbst altgedienten Szenegängern eine Entdeckung wert sein dürfte und beispielsweise während der happy Nummer ´Righteous Fury´ ("Legend Of Zelda"-Zitat inklusive) trällert wie der junge Michael Kiske.
´Evermore´ stellt sich nach einem Klavier-Intro als positiv stimmende Midtempo-Perle heraus, ´Dark Crystal´ rast in höchster Geschwindigkeit als Gewinner über die Ziellinie, und ´Way Of Kings´ weist einen naheliegenden ´I Want Out´ Groove nebst entsprechend süßlichem Refrain auf. ´Ride The Distant Storm´ gemahnt auf seine forsch bombastische Art an frühe Rhapsody, ehe ´Creatures Of The Night´ durch Reduktion (wenig mehr als Bass und Keys in den Strophen) überrascht.
Großartig sind dann die beiden letzten Stücke: das siebeneinhalb Minuten dauernde ´Into The Forbidden Forest´ mit sinfonischem Charakter und Chören sowie ´There Can Be Only One´ als Stampfer mit viel orchestralem Schmelz und Vocals in höchsten Höhen.
FAZIT: Heroischer "larger than life"-Metal von dort, woher man es nicht erwartet hätte - POWER PALADIN und ihr Debüt versprühen unter bekannten Koordinaten eine ähnliche Frische, wie es die Norweger Artch (seinerzeit ebenfalls geografische Szene-Außenseiter) mit ihren ersten beiden Longplayern taten. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/c056c2285f47457790922ece6143f05a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.01.2022
Kristleifur Þorsteinsson
Atli Guðlaugsson
Bjarni Þór Jóhannsson, Ingi Þórisson
Bjarni Egill Ögmundsson
Einar Karl Júlíusson
Atomic Fire / Warner
51:25
07.01.2022