„Parental Advisory: Fusion Content“ prangt als Warnhinweis auf dem Cover von „Slavic Horizons“. Und dieser Hinweis steht da zurecht. SLAWEK SEMENIUK, seines Zeichens Bassist und Komponist mit Hochschulabschluss in Jazz-Performance zeigt hier, dass er diese Musik aus dem Eff-Eff beherrscht.
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Der Spielwitz dieses Albums verdient Hochachtung, wenn es auch einige Zeit dauert bis der geneigte Hörer das komplexe Sound-Dickicht durchdrungen hat. Wer mit Fusion bzw. generell improvisiert wirkender Musik wie Jazz nicht warm wird, der wird auch an „Slavic Horizons“ kaum Gefallen finden.
Wer aber an dem improvisierten Ansatz, den Fusion nun mal mit sich bringt, Spaß hat, der kann auf „Slavic Horizons“ einiges entdecken.
In die grundlegenden Fusion-Elemente der Musik schleichen sich immer wieder folkloristische Anleihen, die dem Titel entsprechend aus dem slawischen Erbe stammen. Auch die eher raue Stimmung der Songs passt gut ins Bild, wobei es hier und da gerne noch unpolierter sein dürfte. Dieser Geist vergangener Zeiten ist ständig präsent, tritt aber mal mehr, mal weniger deutlich in den Vordergrund.
Während Stücke wie „Glass Puzzle“ sehr improvisiert und frei aus dem Bauch heraus erscheinen, tönt eine Nummer wie „04:37 A.M.“ irgendwie archaisch. Dabei ist auch hier der improvisierte Ansatz zu erkennen, vor allem wenn das Saxofon richtig loslegt. Im Hintergrund wird zudem eine tiefergehende Ebene erkennbar. Die Zwischentöne, seien es nun das Rauschen eines Synthesizers oder die rau wirkenden Bassmotive, sorgen dafür, dass die slawischen Elemente wiederholt durchschimmern.
Ähnliches gelingt auch in „Paramount“ recht gut, aber manch andere Nummer ist leider doch sehr weit abseits der Thematik. Zu oft lässt sich kaum eine nennenswerte Verbindung zwischen der versprochenen slawischen Grundthematik und der Musik herstellen. Vielleicht wäre es hilfreich gewesen, wenn der Gesang von Kaisa Pluta nicht nur in „Horizons“ eingebaut worden wäre. Denn die klare Stimme der Sängerin schafft in Verbindung mit der slawischen Sprache eine passende Zusatzkomponente zur Musik.
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FAZIT: Rein instrumental ist „Slavic Horizons“ von SLAWEK SEMENIUK bemerkenswert durchdacht und die Musiker präsentieren sich als absolute Könner an ihren Instrumenten. Der eingangs erwähnte „Parental Advisory: Fusion Content“-Warnhinweis kommt schließlich nicht von ungefähr. Allerdings wird die Musik dem Albumtitel nicht wirklich gerecht. Dazu ist dieser Sound eben viel zu stark im Fusion-Bereich verhaftet. Die grundlegende archaische Stimmung, die Coverartwork und Titel versprechen, wird leider zu selten erzeugt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.04.2022
Slawek Semeniuk
Kasia Pluta
Thorsten Praest
Moritz Schippers
Ulf Stricker
Greg Torunski (Saxophon)
Eigenproduktion
47:37
02.02.2022