<img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/ff1497d3741147dfb1e5f1a81ae17b3c" width="1" height="1" alt=""> Alice Coopers 22. Solo- und insgesamt 29. Studioalbum wurde weitgehend live von der Tour-Band des ikonischen Schock-Rockers eingespielt und beruht auf einem losen Konzept: Nach den "Detroit Stories", deren Titel sich von selbst erklärte, handelt es sich bei "Road" um eine Sammlung von Geschichten und Binsenweisheiten, die sich im langjährigen Tourleben von Vincent Damon Furnier und Co. ergeben haben.
Der Live-Charakter des Ganzen erschließt sich nicht erst im vollmundigen Finale 'Magic Bus' mit seinem abschließenden Schlagzeugsolo und Publikumsapplaus; im Allgemeinen steht der Gesang des Altmeisters sehr weit vorne im Mix, was den spontanen Eindruck unterstreicht, den "Road" vom Anfang bis zum Ende vermittelt. Ansonsten gilt das Gleiche wie für "Detroit Stories" - der 75-Jährige, dem man seine Jahre immer noch nicht anhört, beruft sich auf seine klassische Phase ("Billion Dollar Babies" und so…), weist also kaum Berührungspunkte zum glattpolierten Arena-Rock der späten Achtziger oder gar Gemeinsamkeiten mit seiner kurzen Modern-Metal-Phase um die Jahrtausendwende herum auf.
Im Grunde ist es ein Nummer-sicher-Album, das als solches allerdings unheimlich viel Spaß macht. Die Beteiligten hatten ihm beim Komponieren und Einspielen auch, wie man deutlich hört, und Alice gibt den Geschichtenerzähler, an dessen Lippen man hängt, meist an der Schwelle des Singens zum Sprechen beziehungsweise umgekehrt. Die augenzwinkernden Texte voller Selbstreferenzen passen zu diesem ermunternden Unterfangen wie die vielzitierte Faust aufs Auge.
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Der Uptempo-Swing von 'Rules Of The Road' und das flott hämmernde 'Welcome To The Show' markieren die kräftigsten Tritte aufs Gaspedal, abgesehen davon hat Starproduzent Bob Ezrin eine Reihe schwungvoller Quasi-Popsongs im harten Gewand mit einem angenehm schnörkellosen Sound versehen, wobei die effektvolle Soloarbeit des Gitarren-Trios der gemeinsame Nenner aller Stücke ist, wohingegen der Bläsersatz von 'All Over The World' einen seltenen Farbtupfer aufträgt.
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Musik und Vocals des bluesig und heavy groovenden 'Dead Don't Dance' sind nach dem Frage-Antwort-Prinzip arrangiert, in eine ähnliche Kerbe schlagen das wuchtige 'White Line Frankenstein' (mit unverkennbarem Gitarrrenspiel von Tom Morello) und das mit spritzigen Drum-Breaks durchsetzte 'The Big Goodbye' ; hier klingt "Road" am modernsten (relativ betrachtet), wohingegen das Vintage Flair in den meisten Stücken allgegenwärtig ist - allen voran während des anachronistischen Rock'n'Rollers 'Go Away' (würde auch bei Rose Tattoo eine gute Figur abgeben) und im mit Stakkato-Piano verzierten 'Big Boots'.
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FAZIT: "Road" legt Zeugnis über einen Karriereabend ab, der kaum goldener sein könnte - ALICE COOPER suhlt sich auf seinem neuen Werk eigentlich brav in seinem von langer Hand kultivierten Image, klingt dabei aber zu keiner Zeit vorhersehbar oder lustlos, sondern im positiven Sinn aus der Zeit gefallen, was er speziell seiner aus jungen Wilden und erfahrenen Zockern bestehenden Begleitcombo verdankt. Diese Songs zünden jetzt, nächsten Sommer und auch noch in zehn Jahren: davon unabhängig kommt 2023 niemand an der Platte vorbei, der Hardrock der alten Schule liebt.
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Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.08.2023
Chuck Garric
Alice Cooper
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Glen Sobel
earMusic / Edel
47:55
25.08.2023