COMEDY OF ERRORS spielen wieder Wohlfühlprog der melodischen Sorte. Das Etikett “Progressive Rock” mag der Band zwar von selbsternannten Sachverwaltern der ”reinen” prognostischen Lehre aberkannt werden, aber wer nach über 55 Jahren Definitionsgeschichte immer noch glaubt das Progressive im Rock käme von progressiv im Sinne von progressiv (frei nach Loriot), dem ist eh nicht mehr zu helfen. Es gibt reichlich Takt- und Tempowechsel, aber alles in fluffigen, sozialverträglichen Maßen. Obwohl zwei Gitarristen dabei sind, kommt den Tasteninstrumenten eine prägende Rolle zu. Könnte daran liegen, dass Keyboarder Jim Johnstone der Komponist der Songs ist.
Hier stört kein Misston, keine avantgardistischen Anwandlungen das fortschreitende Wellness-Programm. Zitate von Beethoven bis PINK FLOYD werden nach Lust und Laune eingeflochten, völlig despektierlich (für Sachverwalter) im ulkigen “Demigods”, das daherkommt wie eine Mixtur aus den SPARKS, SAILOR und SUPERTRAMP im Fort Fun-Modus. Weit besser gelungen als ähnliche Versuche von GENESIS oder YES (vielleicht war „Heaven & Earth“ auch gar kein Beitrag in freiwilliger Komik).
Musikalisch ist das zwar nicht hochkomplex, selbst die beiden Longtracks sind vergleichsweise Leichtgewichte, auch wenn ordentliche Keyboardwände und große melodische Gesten aufgefahren werden. Das hat Elan, ist besinnlich an entscheidenden Stellen (der dramatische Mittelteil von „Wonderland“ ist packend und würde auch als Begleitmusik zu einem Giallo passen) und überträgt hörbar die Lust und Laune an der Präsentation der Stücke. Ein Wonneproppen in der Diskografie der COMEDY OF ERRORS.
Leider hat die Aufnahme ein großes Manko: Die Produktion wird dem eingespielten symphonischen Rock nicht gerecht. Sie klingt, flach, hohl und beim Schlagzeugsound pappig. Hört sich an, als wäre das Album im feuchten Keller eines Zementwerks fabriziert worden. Und so wünscht man sich auch im Jahr 2023 mit all seinen Möglichkeiten ein gescheites Remaster. Nötig wäre es. Immerhin fällt der gelungene Bonustrack"Diobey", vom Rosfest 2016, klanglich nicht noch weiter ab.
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FAZIT: “Time Machine” ist vollmundiger symphonisch-melodischer Neoprog, tief in der Vergangenheit verwurzelt. Spaßig, romantisch und enthusiastisch vorgetragen. Soundtechnisch leider derbe misslungen. Trotzdem positive Vibrations.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.02.2023
John Fitzgerald
Joe Cairney, Jim Johnstone
Sam McCulloch, Mark Spalding
Jim Johnstone
Bruce Levick
Coe Music/Just For Kicks Music
51:21
16.12.2022