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Enslaved: Heimdal

Stil: Progressive / Black Metal

Cover: Enslaved: Heimdal

Auf ihrem 16. Studioalbum kommen ENSLAVED der Perfektion ihres Stils wieder ein Stück näher, wobei man sich fragt, wann das Ende der Fahnenstange erreicht sein wird. Für den Moment markiert "Heimdal" den Höhepunkt einer beispiellosen Verzahnung von progressivem Rock und Metal - angefangen bei Hawkwind (die stoisch treibenden Parts) über King Crimson (die düstere Schwere und rhythmische Komplexität) bis zu Voivod (die harmonisch unkonventionellen Riffs) - mit einem psychologischen Ansatz bei der Verarbeitung von Elementen aus der Mythologie Nordeuropas.

Die Black-Metal-Wurzeln der Norweger lassen sich dabei wirklich nur noch im Ansatz erkennen, vor allem in Bassist Grutle Kjellsons immer noch wichtigen Knurr-Gesang. Das eröffnende ´Behind The Mirror´ gestaltet sich in erster Linie orchestral, polyrhythmisch und harmonisch komplex, wobei die klaren Vocals von Keyboarder Håkon Vinje auch im weiteren Verlauf identitätsstiftend sind. Will heißen: Die von jeher sperrigen Songstrukturen relativieren sich bis zu einem gewissen Grad, weil man melodische Hooks zum "Festhalten" vorgesetzt bekommt.

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Nichtsdestoweniger entfaltet sich "Heimdal" - mit dem Titel schlagen ENSLAVED eine Brücke zurück zu ihrem 1992er Demo "Yggdrasil" und dessen Track ´Heimdallr´, der sich offensichtlich bereits auf den sogenannten Wächter der nordischen Götter bezog - erst durch eine eingehendere Auseinandersetzung mit dem vielschichtigen Songwriting der seit 2018 festen und besser denn je aufeinander eingespielt wirkenden Besetzung. Selbstzitate sind der Band nicht fremd, doch der wahrgenommene Rückgriff des garstigen ´Forest Dweller´ auf "Isa" (2008) geht allenthalben mit hinzugewonnener Raffinesse einher.

Vinjes Bedeutung für die Gruppe offenbart sich abseits seiner markanten Vocals auch wieder in mal geisterhaften, mal trippigen Synth-Parts (´Caravans To The Outer Worlds´, schon von der gleichnamigen 2021er EP bekannt), derweil Gitarrist Arve Isdal die Rockvibes immer wieder mit heldenhaften Solo-Einlagen aufrechterhält. Dem elektronisch oszillierenden ´Kingdom´ mag man ein gewisses Post-Punk-Flair bescheinigen, ansonsten herrscht wie gesagt Finetuning, das dank vieler hymnischer Melodien sehr kurzweilig ausgefallen ist.

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Warum der Special-Edition-Bonustrack ´Gangandi´ vor dem abschließenden Titelstück steht und die "offizielle" Tracklist somit aufbricht, wissen indes wohl nur die Schöpfer selbst.

FAZIT: "Heimdal" wirkt etwas opulenter als der Vorgänger "Utgard" (2020), wobei ENSLAVED radikale Neuerungen schuldig bleiben, dafür aber noch nie einen so auffälligen kompositorischen Flow hatten wie hier. In jedem Fall bleiben die Bergener zu Recht die bekannteste, erfolgreichste Prog-Viking-Combo der Szene und tun einen Teufel, ihre funktionierende Rezeptur immer wieder anzuwenden. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/50aab51fd58c49649794278dfba98d31" width="1" height="1" alt="">

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Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.02.2023

Tracklist

  1. Behind The Mirror
  2. Congelia
  3. Forest Dweller
  4. Kingdom
  5. The Eternal Sea
  6. Caravans To The Outer Worlds
  7. Gangandi (Bonustrack)
  8. Heimdal

Besetzung

  • Bass

    Grutle Kjellson

  • Gesang

    Grutle Kjellson, Håkon Vinje

  • Gitarre

    Ivar Bjørnson

  • Keys

    Ivar Bjørnson, Håkon Vinje

  • Schlagzeug

    Iver Sandoy

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast / Believe

  • Spieldauer

    48:25

  • Erscheinungsdatum

    03.03.2023

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