„Wirtschaft, Arbeit, Technik. Arbeit im Akkord“, singen JOLLE gleich zu Beginn ihres LP-Debüts. Diese Mentalität des Durchackerns, einer „Arbeiten bis zum Umfallen“-Haltung, wird hier zwar in der musikalischen Garage zusammengebaut, bekommt aber einen deutlich glanzvolleren Schliff verpasst als es zunächst den Anschein hat.
JOLLE schrammeln nicht nur auf ihren Instrumenten herum, vielmehr wissen die Musiker, trotz einer gewissen „Freigeist“-Haltung, doch genau, was sie wollen und können das umsetzen. Die Inspiration zum Namen und der Thematik des Albums rührt u.a. vom ehemals ostdeutschen Schulfach “Einführung in die sozialistische Produktion” her.
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Vielleicht klingen JOLLE auch deswegen wie sie klingen: Hier und da ironisch, aber doch kritisch gegenüber jeglichen sog. Systemen des Zusammenlebens, dabei mitunter auch sarkastisch und scharfzüngig üben die Musiker u.a. Kritik an der Dumpfheit der Masse, dem Berieselungsmechanismus der Medien und dem bereitwilligen Mitlaufen von vielen, wenn wenige voranschreiten (u.a. nachzuhören in „Du bist Staub“).
Musikalisch rühren die Musiker zu diesem Zweck erdigen Rock aus der Bastelgarage mit schrägen Noise-Versatzstücken und instrumentaler Improvisation in einem heiß brodelnden Topf zusammen.
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Was dabei rauskommt wirkt hier und da ironisch, entspringt aber auch einem nicht unwesentlichen Punkrock-Gedanken, der sich zwar weniger in der Musik, dafür aber verstärkt in den Texten wiederfindet.
Als Kritikpunkt könnte der anfangs etwas gewöhnungsbedürftige Gesang gelten, welcher dank seiner, gerne auch sarkastisch-wütenden, Energie aber spätestens nach zwei, drei Anläufen wie Arsch auf Eimer passt.
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FAZIT: Ob JOLLE jetzt musikalische Schwerarbeiter sind, oder doch eher sowas wie verkappte Arbeitsverweigerer, die sich einen Spaß aus der Fabrikarbeiter-Mentalität machen, wird vielleicht nicht so ganz klar. Musikalisch sind die Musiker aber auf alle Fälle Fleißbienchen, denn „Wirtschaft Arbeit Technik“ klingt doch viel interessanter und zugänglicher als es das an DDR-Zeiten erinnernde Cover zunächst vermuten lässt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.03.2023
Martin Mann, Enrico Semmler
Martin Mann, Enrico Semmler, Benito Schöpke
Martin Mann, Enrico Semmler
Martin Mann, Enrico Semmler, Johannes Walenta
Enrico Semmler
Martin Mann, Enrico Semmler (Percussion)
Crazysane Records
40:26
10.03.2023