<img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/fb9331a5969b48db9c926603977d278f" width="1" height="1" alt=""> Machen wir uns nichts vor, die Titel des zweiten KK'S PRIEST-Albums sind dämlich, selbst wenn das in Hinblick auf das Debütalbum der Post-Judas-Priest-Band von Gitarrist K.K. Downing - "Sermons Of The Sinner" (2021) - keine neue Erkenntnis ist. Bekanntermaßen zählen aber die "inneren" Werte (auf das infantile Plattencover wollen wir gar nicht erst kritisch eingehen…), oder auf gut Englisch gesagt: It's the music that matters.
"Sermons Of The Sinner" war keine Offenbarung und hätte keinen Rummel verursacht, wenn nicht Downing der Schöpfer gewesen wäre, und auch der Nachfolger stellt nur zweifellos gutgemeinten Dienst am Fan der ex-Band des Gitarristen dar. Die Accept-verdächtige Melodieführung des eröffnenden 'Sons Of The Sentinel' verwundert, doch unterm Strich macht das Stück gleich einen der wenigen richtig geilen Momente des Albums aus.
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Die martialische Midtempo-Walze 'Strike Of The Viper' entspricht der Ausrichtung des Gros des Materials Tracks wie die kürzeste Nummer 'Reap The Whirlwind' - schmissiges Uptempo und latente Priest-'Exciter'-Schwingungen - hätte man sich in höherer Dichte gewünscht, dafür weniger brav dudelndes Zeug wie 'Pledge Your Souls'.
'One More Shot At Glory' hat indes wenig mit der fast identisch betitelten "Painkiller"-Nummer zu tun, sondern kommt einer getragenen Elegie gleich, ehe es zur Halbzeit etwas kämpferischer zugeht, um dann wieder in den anfänglichen Modus zurückzuschalten. "Anspruchsvoller" wird "Sinner Rides Again" nur noch im sechseinhalbminütigen Finale 'Wash Away Your Sins', das mit dem Flair von Priests 'Beyond The Realms Of Death' und 'Cathedral Spires' aufwartet: erstes Drittel besinnliche Ballade, dann trotzig aufbegehrend mit einem erhebenden Klimax, aber lahmem Fade-out.
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'Hymn 66' versandet trotz Tim Owens' schrillen Geprotzes zwischendurch aufgrund seiner fast schmerzhaften Ideenlosigkeit - aber apropos Ripper: Der Frontmann verleiht seiner Stimme im Titelstück eine Farbe, die er ruhig häufiger geltend machen könnte: unaffektiert, nahbar und trotzdem kein bisschen weniger kraftvoll.
Ansonsten krankt das Album generell oft an Tims überbordender Identität, weil halt jede Band, in der er singt, nach ihm und kaum mehr wie sie selbst klingt. 'Keeper Of The Graves' täuscht anfangs eine Priest-Ballade à la 'Before The Dawn' an, entwickelt sich dann aber zu einem soliden Antreiber, komplett mit etwas schwülstigen Euro-Metal-Chören die auch an anderer Stelle auftauchen. Die sinnfreien Texte, die voll auf die Klischee-Kacke hauen (Worthülsen of steel quasi) machen sich in solchen Momenten besonders empfindlich bemerkbar. Demgegenüber stehen die generell irre guten Solo-Tradeoffs zwischen Downing und seinem Counterpart A.J. Mills.
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FAZIT: KK'S PRIEST bleiben eine solide Judas-Priest-Tribut-Como mit eigenen Kompositionen und erhöhter Credibility, weil Tim Owens und K.K. Downing halt mal Mitglieder bei der Band waren. "The Sinner Rides Again" kompiliert sehr wenige brillante Augenblicke mit viel, viel Durchschnitt und einem unangenehm stereotypen (unglaubwürdigen, überzeichneten) True-Metal-Image. Jubelstürme sind unangebracht, egal wie hoch die mediale Aufmerksamkeit im Zuge der Veröffentlichung ist.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.09.2023
Tony Newton
Tim "Ripper" Owens
K.K. Downing, A.J. Mills
Sean Elg
Napalm / SPV
40:55
29.09.2023