Anlässlich des nahenden Endes von KISS haben sich die Damen und Herren von Rock Classics nicht lumpen lassen und ihr Sonderheft zur Band in neuem Look und vollgepackt mit Infos rund um die Band erneut auf den Markt geworfen.
Dabei gibt’s wie gewohnt hundert stilvoll bebilderte Seiten KISS-Stories zu entdecken. Los geht’s mit informativen Biografien der wichtigsten Mitglieder, angefangen mit Gene Simmons, der 1973 zusammen mit Peter Criss und Paul Stanley KISS aus der Taufe hebt. Aber auch seine Fähigkeiten als findiger Geschäftsmann werden anhand zahlreicher Beispiele wie seinem Modelabel „Moneybag“ beschrieben.
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Paul Stanleys Erstkontakt mit Gene Simmons war während seines Jobs als Taxifahrer, aber seine Kurzvorstellung beschreibt auch Anekdoten zur Findung seines Make-Ups und stellt den Frontmann als einen wesentlichen Motor der KISS-Maschinerie dar, gewährt aber auch Einblicke in seine innige Freundschaft zu Schlabberzunge Simmons.
Die Jugendjahre von Ace Frehley dagegen waren eher wenig rosig und der Leser bekommt den Eindruck, es hier mit einem „harten Hund“ zu tun zu haben, der in jungen Jahren u.a. den Drogen nicht ganz abgeneigt ist, was 1982 in seinem Rauswurf bei KISS gipfelt. Dazu gibt’s noch einen kurzen Abriss über die Solo-Karriere des Gitarristen die 2014 mit „Space Invader“ ihren Anfang nimmt.
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Der eigentliche Rockstar der Band ist dagegen Schlagzeuger Peter Criss, der Musik als Fluchtventil vor seiner wenig intakten Familiensituation entdeckt und für den das Schlagzeug eine Art Rettungsanker wird. Der Leser erfährt aber auch ein paar Anekdoten über seine ersten Erfahrungen in Bands noch vor KISS. Anhand allerlei Nacherzählungen wird der Weg des Musikers in der Band authentisch nachgezeichnet und der Bogen von allerlei Strapazen über persönliche Höhen bis hin zu seinem persönlichen Ruhestand seit 2017 gespannt.
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Unter dem Banner „Kiss Family“ werden außerdem die übrigen sechs Musiker vorgestellt, die sich über die gesamte Bandkarriere bei KISS einbrachten. Neben den jeweiligen Einsichten in die Verflechtungen von Vinnie Vincent, Mark St. John, Tommy Thayer, Eric Carr und Eric Singer mit der Band, ist besonders das Interview mit Bruce Kulick aus dem Jahr 2019 lesenswert. Denn es liefert einige Anekdoten aus seinen zwölf Jahren bei KISS, angefangen bei seinem Einstieg 1984, über sein Mitwirken bei bestimmten Songs und den Einschnitt, den Eric Carrs Tod in der Band hinterlassen hatte. Zusätzlich werden an einigen Stellen auch Bühnencharaktere der jeweiligen Mitglieder angerissen und es finden sich immer wieder lesenswerte Geschichten zur jeweiligen Bandperiode.
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In ähnlich chronologischer Reihenfolge wird auf den folgenden Seiten der Backkatalog von KISS beleuchtet. Dabei finden sich auf fünfunddreißig Seiten sehr schön bebilderte, kurze Abhandlungen zur Entstehungsphase der jeweiligen Alben. Lesenswert sind hier vor allem die persönlichen Erinnerungen, die an vielen Stellen auftauchen und u.a. auch Spannungen innerhalb der Band sowie kreative Diskussionen anschaulich darstellen und damit die jeweilige Wirkung der Alben etwas näher beleuchten.
Das fünfseitige Interview mit Gene Simmons (effektiver Lesebereich: drei Seiten) ist ebenso schön wie passend illustriert und liefert einige spannende, aber wenig überraschende Einblicke in die Attitüde des Musikers. Lesenswert ist hier vor allem seine Haltung zu Touren und seine Motivation dazu, genauso wie seine Ernährungstipps Unterhaltungswert haben.
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Das Gespräch mit Paul Stanley wirft dagegen einen Blick auf die Gigantomie der „End of the Road“-Tour, obskure Song-Favoriten von Fans und die Möglichkeit eines zukünftigen KISS-Musicals.
Der Vollständigkeit halber folgt auf den letzten Seiten ein Überblick über diverse KISS-Comics, Bücher und Filme sowie allerlei obskure Merchandise-Artikel und Memorabilia, die unter dem Banner KISS vertrieben werden. Hier finden sich u.a. ein KISS-Sarg, bandeigene Hygiene-Produkte (u.a. Shampoo, Parfüm und Kondome) und sämtliche offiziell erhältlichen Action-Figuren der Bandmitglieder.
Die Doppelseite Gewinnspiele rundet das Heft passend ab.
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FAZIT: Das Hochglanz-Cover des Heftes verspricht nicht zu viel, denn die Gigantomie von KISS wird hier anschaulich eingefangen. Lesenswert sind aber in erster Linie die persönlichen Einblicke, die in den verschiedenen Interviews herausgekitzelt werden. Der generelle Überblick über die Bandgeschichte spart aber auch nicht mit Details, womit diese Ausgabe von Rock Classics nicht nur für Die-Hard-Fans lesenswert ist.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2023
SLAM Media Verlag/ROCK CLASSICS
100 Seiten
06.05.2023