Obwohl die Orgel eine Rolle auf dem Album des SHAULI EINAV QUARTETs spielt, wird mit „Living Organs“ eher auf das Organische in der Musik angespielt. Eine Synthese der Verschiedenheiten, in der kooperative Improvisation auf Jazz-Rock und balladeske Mitternachtsmusik trifft.
Zu Beginn umkreisen sich die Musiker, es zeichnet sich ab, was sich im weiteren Verlauf bestätigen wird: das Saxophon des Bandleaders steht nicht im Vordergrund, das gemeinsame Mit- und Gegeneinander wird gepflegt und jeder Mitspieler bekommt Zeit und Raum für solistische Improvisationen. Während des jazzigen „Screech“ glänzen Einav an seinem Blasinstrument und Keyboarder Laurent Coulondre als Pianist, im jazz-rockigen „Into My Dream“ brilliert Gitarrist (und Bassist) Eran Har Even. Das schwelgerische „Vyana“ klingt fast wie das Produkt einer Big Band.
Das Quartett hat keine Angst vor Grenzüberschreitungen, beherrscht Rupturen ebenso wie Anschmiegsames. Die Orgel kommt ausreichend zum röhrenden Einsatz, ebenso das E-Piano, während Drummer Paul Witgen die Songs zusammenhält oder mit abwechslungsreichen perkussiven Offensiven vor sich hertreibt. Stimmig im Gesamtpaket und überzeugend in den Einzelleistungen.
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FAZIT: Das SHAULI EINAV QUARTET beherrscht auf „Living Organs“ das freie Spiel des Jazz ebenso wie die gebundenere Form des Rock mit Jazzeinfluss. Dazu gesellen sich noch feinfühlig-schwebende, die wilderen Parts abrundende Balladen („Astro“, „Hypnagogia“ mit treffendem Titel). Ein erfreuliches und stilvolles Konvolut voller überraschender Wendungen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.11.2023
Eran har Even
Eran har Even
Laurent Coulondre
Paul Wittgen
Shauli Einav (tenor, soprano & alto saxophones, flute)
Outside In Music
51:06
17.11.2023