<img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/43300f096bf14ac1a807c4d8541cbe51" width="1" height="1" alt=""> Blickt man nach 22 Jahren SIRENIA auf die Geschichte der Band zurück, stellt man fest, dass sie von Anfang an eine verlässliche Konstante war und mit schöner Regelmäßigkeit - vom Durchhänger The Enigma of Life (2011) vielleicht abgesehen - gute bis sehr gute Alben mit "klassischem" (im Sinne der 1990er) Gothic Metal nebst sinfonischem Einschlag herausgebracht hat. Die neuste LP der norwegisch-französisch-englischen Gruppe bildet dahingehend keine Ausnahme.
Allerdings hat das Quartett ein leichte Kurskorrektur vorgenommen, die sowohl stimmig als auch trendhörig erscheint, aber letzten Endes doch kein zweischneidiges Schwert ist: "1977" enthält Elemente, die man schon mit wenig Fantasie auf die immer noch angesagte Synth- beziehungsweise Retrowave-Bewegung zurückführen kann. Schon das luftig arrangierte ´Deadlight´ changiert zwischen elektronischem Gezischel und vertraut orchestralem Schmelz, wobei Emanuelle Zoldans Stimme angemessen weit im Vordergrund steht - eine Erinnerung daran, was für ein findiger Arrangeur Mastermind Morten Veland ist.
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Das abwechselnd stampfende und treibende ´Wintry Heart´ hätte zusammen mit dem recht traditionellen ´Fading to the Deepest Black´ (Veland singt mit) auch auf dem Vorgänger "Riddles, Ruins & Revelations" (2021) eine ordentliche Figur abgegeben, das vergleichsweise düstere ´Nomadic´ setzt entsprechende Akzente, und das melancholische ´The Setting Darkness´ spiegelt quasi den spritzig gecoverten Bonustrack ´Twist in my Sobriety´ (1988 im Original von Tanita Tikaram), was seine Atmosphäre angeht.
Gerade die "längeren" Stücke - der Pop-Rock ´A Thousand Scars´ (das Maximum mit knapp unter sechs Minuten Laufzeit) und ´Oceans Away´ - zeigen alle Stärken von SIRENIA in gedrungener Form: unkitschige Epik, originelle Klangfarben und mehrheitsfähige Hooks (höre ´Dopamine´ mit seinen Hit-Qualitäten). Hat die Band allerdings die Strophe-Refrain-Struktur eines Songs erst etabliert, braucht man keine großartigen Überraschungen mehr zu erwarten
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FAZIT: Das elfte SIRENIA-Studioalbum wirkt im Spannungsfeld Symphonic Metal mit Mezzosopran einigermaßen frisch, obwohl die Band nichts weiter tut, als an zweitragingen Stellschrauben ihrer Musik (Klangelemente, Dynamik, Orchestrierung) zu fummeln. Ein guter Song - und davon gibt´s hier einige - ist halt ein guter Song.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2023
Morten Veland
Emmanuelle Zoldan, Morten Veland
Morten Veland, Nils Courbaron
Morten Veland
Michael Brush
Napalm / SPV
49:00
26.05.2023