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Therion: Leviathan III

Stil: Symphonic Metal

Cover: Therion: Leviathan III

<img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/ffae97a5f7a547fd87d6fd7f7a6a9b47" width="1" height="1" alt=""> Im Laufe ihrer „Leviathan“-Trilogie haben sich THERION stetig gesteigert, und folgerichtig ist der letzte Teil auch der stärkste. Nachdem der zweite Teil dem ersten hinsichtlich seiner Ausrichtung sehr stark ähnelte, bloß dass die kompakten Songs ruhiger ausfielen als die geradlinigen Metal-Nummern des „Leviathan“-Startschusses, schimmert in den elf abschließenden Songs (alle drei Alben entstanden in einem Rutsch während der Pandemie) zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder jene Abenteuerlust durch, die Visionär Christofer Johnsson während seiner Sturm-und-Drang-Zeit in den Neunzigern auszeichnete.

Im Verbund mit der heutigen Professionalität der Gruppe ergibt dies eine unschlagbare Mischung. Ein schablonenhafter Eindruck, wie ihn einige Stücke der ersten beiden Teile hinterließen, stellt sich diesmal nicht ein, stattdessen spielt die Band ihre Versiertheit in teils wirklich wagemutigen Kompositionen aus, die das Unberechenbare mit griffigen Hooks kombinieren.

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Nach dem noch relativ straighten 'Ninkigal' mit Growls, Doublebass, leichtfüßigem Pre-Chorus und kurzen Gitarrensolo-Einsprengsel - Headbanger-Stoff deluxe - zeichnet sich das fast siebenminütige 'Ruler Of Tamag' durch einen bedächtigen Aufbau und eine harmonische Wendung am Ende aus, wie man es eher von orchestralen Kompositionen erwarten würde. Therion sind hier also genau dort, wo sie sein wollen - was man auch von 'An Unsung Lament' mit seinem ungeahnt komplexen Gesangsarrangements sagen kann.

Der Musical-affine Thomas Vikström steht oft im Zentrum des Geschehens ('What Was Lost Shall Be Lost No More', 'Maleficium'), aber auch Lori Lewis, die als Sopran genauso überzeugt wie mit ihrer eher "natürlichen" Altstimme, ist längst ein gleichfalls unverzichtbarer Bestandteil des Bandsounds geworden. Trotz des höheren musikalischen Anspruchs von „Leviathan III“ sind selbst andere Longtracks wie 'Ayahuasca' sehr eingängig (hier dank eines hypnotischen Grooves). Das rasante 'Baccanale' hat wiederum etwas von ´The Wild Hunt´ von "Vovin" (1998) und ist dem ebenfalls forschen 'Nummo' in Sachen Hit-Faktor ebenbürtig.

Mit dem von Fado und Flamenco beeinflussten 'Duende', das Vikström beisteuerte (stilecht mit Bläsern) betritt die Band nahezu völliges Neuland, und es gelingt ebenso fulminant wie das abschließende 'Twilight Of The Gods', das als Doom-Finale stark an das Schaffen des Sängers mit Candlemass in den 1990ern gemahnt.

FAZIT: Da es lange leicht war, THERION uncool zu finden, sollte das astronomisch hohe Niveau von "Leviathan III" auf allen Ebenen (Arrangements, Performance) spätestens jetzt ein Umdenken auslösen. Die Pioniere des sinfonischen (Death) Metal waren in den letzten 20 Jahren selten abenteuerlustiger und stärkere Songwriter als jetzt. "Theli"-Nostalgie? Praktisch unangebracht.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2023

Tracklist

  1. 1. Ninkigal
  2. 2. Ruler Of Tamag
  3. 3. An Unsung Lament
  4. 4. Maleficium
  5. 5. Ayahuasca
  6. 6. Baccanale
  7. 7. Midsommarblot
  8. 8. What Was Lost Shall Be Lost No More
  9. 9. Duende
  10. 10. Nummo
  11. 11. Twilight Of The Gods

Besetzung

  • Bass

    Nalle “Grizzly” Påhlsson

  • Gesang

    Thomas Vikström, Lori Lewis

  • Gitarre

    Christofer Johnsson

  • Keys

    Christofer Johnsson

  • Schlagzeug

    Sami Karppinen

Sonstiges

  • Label

    Napalm / Universal

  • Spieldauer

    52:25

  • Erscheinungsdatum

    15.12.2023

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