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Reviews

Voodoo Beach: Wonderful Life

Stil: Deutschsprachiger Dark-Pop, Psychedelic- und Indie-Rock

Cover: Voodoo Beach: Wonderful Life

VOODOO BEACH feiern mit „Wonderful Life“ das Leben.
Oder sind sie doch sarkastisch veranlagte Zyniker?
Vermutlich eher letzteres, wobei die Band durchaus als Projektionsfläche für die gesellschaftlichen Zustände unserer Zeit durchgeht. Stücke wie „Die Hand“ sind schwarzhumorige Reflektionen eines nimmersatten Geisteszustandes, eines um sich greifenden Schmarotzertums, wenn man so will.

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Solch zynische Bilder finden sich einige auf diesem Album.
Egal ob „Meine Freunde“ als bittere Anklage auf die eigene emotionale Beschränktheit durchgehen könnte, oder ein Stück wie „Immer Noch“ mit den Gedanken einer perfekten Liebe, der perfekten Utopie im eigenen kleinen Kosmos spielt. In gewisser Weise wirkt „Wonderful Life“ wie ein Kommentar auf den zunehmenden Lebensverdruss einer Gesellschaft.

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Dabei setzen VOODOO BEACH auf einen eindringlichen Sound zwischen düsterer Pop-Eingängigkeit, einer gehörigen Portion Zynismus und dem unbeschwerten Charakter der 80er-Jahre-Neue-Deutsche-Welle-Bewegung. Allerdings ist die Band weit entfernt von der positiven Grundhaltung ebenjener Bewegung, denn Nummern wie der Titeltrack malen Bilder von menschlichem Unvermögen, nostalgischem Blick in eine vermeintlich utopische Vergangenheit und der Akzeptanz, dass die Gegenwart wohl unweigerlich auf einen Kollaps zusteuert.

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Von einer Prise Sarkasmus angeheizt, wirkt ein Stück wie „Meine Seele“ noch dunkler, selbstvergessener und klingt wie der Soundtrack zum Tanz ins Vergessen.
Ist das die vertonte Akzeptanz der eigenen Nichtigkeit?
Gut möglich, aber wenigstens „Euphorie“ bringt ein positives Gefühl in das Album, oder? Eher weniger. Aber dafür wirkt der Song ein bisschen wie Schleifpapier, das die emotionale Stabilität des Hörers aufkratzt. Die Worte „Nichts bleibt für die Ewigkeit“ sind dementsprechend ein sehr passender Schlussstrich für „Wonderful Life“, das letztendlich alles andere als eine rosarote Wolkenformation über einer Blumenwiese ist.

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FAZIT: VOODOO BEACHs „Wonderful Life“ ist vertonter Zynismus auf musikalischer Seite, dessen visuelle Gestaltung in dieselbe Kerbe haut. Klanglich verbindet die Band Dunkel-Pop mit Art-Noir-Referenzen und einem gewissen Hauch von Psychedelica, der hier aber eher vom Versuch des Vergessens herrührt als hippieske Tripsuche zu sein. Dank eines kleinen Schuss Noise strahlt dieses Album zusätzlich eine Aufgekratztheit aus, deren Charme es wert ist, entdeckt zu werden.

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Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.12.2023

Tracklist

  1. Fremde Fenster
  2. Nein
  3. Die Hand
  4. Meine Freunde
  5. Immer Noch
  6. 23
  7. Wonderful Life
  8. Meine Seele
  9. Euphorie

Besetzung

  • Bass

    John-H. Karsten

  • Gesang

    Heike Marie Rädeker, John Moods, Hendrik Ortemba

  • Gitarre

    Heike Marie Rädeker

  • Keys

    Josephine Oleak

  • Schlagzeug

    Josephine Oleak

  • Sonstiges

    Josephine Oleak (Percussions), John-H. Karsten (Tambourine), Heike Marie Rädeker (Shaker)

Sonstiges

  • Label

    Crazysane Records

  • Spieldauer

    30:12

  • Erscheinungsdatum

    01.12.2023

© Musikreviews.de