Die Welt scheint von Tag zu Tag mehr durchzudrehen. Da kommt eine positiv-aggressive Ladung Hardcore-Punk gerade recht. Die Berliner SHELL SHOCKED bohren auf „Destroy the Masters“ zwar nicht wirklich ein neues Loch ins angestammte Genre-Brett, prügeln sich aber mit authentischer Wut und textlichen Botschaften gegen und über sämtliche Missstände unserer Zeit durch ihre Songs.
Das tönt kaum sauber, scheppert mitunter ganz ordentlich, aber das ist Punk von der Straße, der aus dem Dreck der Gosse heraus gegen das Establishment wütet. Dementsprechend verwundert es wenig, dass in Stücken wie „Jetzt und Hier“ gegen die Menschheit per se ausgeteilt wird oder ein Titel wie „Kreislauf des Kapitalismus“ das Hamsterrad der Arbeitsgesellschaft thematisiert.
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Ab und zu blitzen ein paar Gitarrensoli aus der klanglichen Kruste der Songs hervor, aber das war’s im Grunde auch schon mit vertonten Nettigkeiten. Denn am Ende führt „Kein Weg zurück“. Also lautet das Motto: Kampf statt Aufgabe, wenn es sein muss auch mit der blanken Faust auf Beton.
Damit ist „Destroy the Masters“ in erster Linie eine eskapistische Wutplatte, die vertonte Frustration einer Band, die alles was sie ankotzt, ungefiltert in die Welt hinausschreit. Das muss nicht immer in feinstem Wohlklang tönen, es soll aufrütteln und musikalische Backpfeifen verteilen. Daher passt der scheppernde Sound der Platte genauso gut wie die rotzig-pöbelnde Attitüde, die SHELL SHOCKED an den Tag legen.
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FAZIT: Hardcore-Punk wollte in seinen Ursprüngen immer eine klare Kante zeigen und eindeutig Stellung beziehen. In dieser Hinsicht sind SHELL SHOCKED Szenegänger durch und durch. Hier rasseln die Ketten am Hosenbund und Bilder von fliegenden Bierflaschen bei Konzerten sind nicht allzu weit hergeholt. Das ist zwar tendenziell asozial, aber in ihren Texten auf „Destroy the Masters“ beziehen die Hauptstädter auch Position zu gesellschaftlichen Missständen und allgemeinen Problemen. Das muss nicht jedem schmecken, im Gegenteil, soll es auch gar nicht. Denn Punk, speziell in seiner härteren, wutgefütterten Gangart ist immer auch eine Antihaltung. In diesem Fall gegen die maroden Mechanismen unserer Gesellschaft. Das ist kaum innovativ, aber immer noch relevant.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.03.2024
Abbruch Records
30:07
26.06.2022