Ursprünglich als Soloprojekt von Schlagzeuger Karl Henneberg ins Leben gerufen, sind VIOLETTE SOUNDS auf „Infinity“ unverkennbar zu einer Bandeinheit verschmolzen. Und dieser Eindruck ist nicht nur der namentlichen Erwähnung von Sänger Loten Namling auf dem Backcover dieses Albums geschuldet. Vielmehr ist es die Musik, die sich durchweg spirituell angehaucht präsentiert, aber doch keine Solo-Predigt eines der Beteiligten abgibt.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/SnAzGe1UXeg?si=EwCTn7Euu3Kefuf9" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Denn zwischen psychedelischen Rock-Einflüssen, progressiven Schlenkern und einem gewissen Charakter von Weltmusik pflügen VIOLETTE SOUNDS einmal quer durch den Musikkräutergarten. Vordringliches Element ist dabei die Orgel, die der Musik ein Gefühl von Wärme und Frohsinn verpasst.
Ähnlich markant tritt Sänger Loten Namling ins Rampenlicht der Scheibe. Sein warmes Timbre sorgt für eine gewisse Grundentspannung, die den spirituellen Ansatz von „Infinity“ unterstreicht. Diese Spiritualität findet sich sowohl in den Texten („Bodhisattva Heroes“ etwa ist eine Hymne für die Freiheitskämpfer Tibets), als auch in der Musik, die vielfach mit ätherischen Stimmungen, meditativen Klängen und sphärischen Sounds arbeitet und dabei kaum vor Genre-Grenzen halt macht.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/jW3hedMNKfU?si=LArscVP6_8IRDe-H" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Psychedelische Hammond-Orgel-Orgien leiten in mantrische Gesänge über (u.a. in „Milarepa Duo“), ehe sich „Dr. Böhm“ als ausgeflipptes Musik-LSD präsentiert und reichlich vom warmen Hammond-Sound Gebrauch macht. Ähnlich wie in der hypnotisch-balladesken Vertonung einer Existenzkrise „Who are you?“, gräbt sich auch der „Timelord“ nachhaltig ins Unterbewusstsein. Hier ist es aber eher eine drängende Aufbruchsstimmung, ein unhaltbarer Tatendrang, der die Musik auszeichnet. Und das, obwohl das Stück eher entspannt dahinfließt. Gitarre und Hammond Orgel bilden die melodischen Fixpunkte des Geschehens, während die Rhythmusfraktion stoisch ihren Takt schlägt.
„Love Will Grow“ vermittelt als abschließende, sieben Minuten-Jam beinahe den Eindruck von Heimeligkeit. Die spontane Lockerheit, mit der die Orgel hier ihr Werk vollzieht, vermittelt Gefühle der Entspannung, daran kann auch das perkussive Schlagzeug-Arrangement nichts ändern.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/zWAUAeM1Hz8?si=J6npRjP3NZ0XD5Sx" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
FAZIT: VIOLETTE SOUNDS vermitteln mit „Infinity“ eine Vielzahl von 'Lebemann-Gefühlen' von Mut über Aufbruch bis hin zu introspektiver Entspannung. Verbindendes Element ist dabei eine spirituelle Note, die dem Album an vielen Stellen einen meditativen Charakter verleiht. Diese Meditation zeigt sich aber weniger in klassisch ruhigem Gewand, als vielmehr auch in den Jam-artigen Momenten der Musik, womit sich das progressiv-verwachsene Klangkraut an einigen Stellen knorriger zeigt, als zunächst gedacht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.06.2024
Uwe Böttcher
Loten Namling
Henri Thönnissen
Moritz Schippers, Moritz Schippers
Karl Henneberg
Uwe Böttcher (Viola, Violine)
Luckybob Records
59:32
26.04.2024