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Reviews

Bingo Crowd: Manners

Stil: Synth-Pop

Cover: Bingo Crowd: Manners

Keine Angst, aber BINGO CROWD machen keine Altersheimmusik für die Masse Bingo-spielender Senioren – so sehr das einem auch dieser eigenartige Bandname anzukündigen scheint. Trotzdem sind die drei Norweger eindeutig in der musikalischen Zeitschleife des 80er-Jahre-Synthie-Pops hängengeblieben und ziehen dort durchaus spannende Bahnen, die permanent solche Bands wie DEPECHE MODE oder NEW ORDER und ERASURE umkreisen. Und damit dieses Klangspektrum noch authentischer wird, überließ man den Album-Mix gleich noch der britischen Toningenieur-Legende Alan Moulder.

Darum werden garantiert alle, die jene Zeit und Musik schon immer liebten und ihren „Personal Jesus“ genauso für sich entdeckten wie parallel dazu „Blasphemious Rumours“ verbreiteten, viel Freude daran haben, während zugleich die schönsten Erinnerungen geweckt werden.
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Allerdings erscheint die Entwicklung des norwegischen Trios ähnlich seltsam wie ihre aus der Zeit gefallene Musik. Denn bereits vor 17 Jahren veröffentlichten sie 2008 ihr Debüt-Album, um danach Stille walten zu lassen. Angeblich werkelten sie trotzdem an einem Nachfolger, der sich nunmehr als „Manners“ präsentiert und voll auf analoge Synthesizer sowie mitunter melodramatischen, echt beeindruckenden Gesang setzt. Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen und hören lassen. Egal wie 'alt' es auch klingt. Denn gerade hierin liegt auch die „Manners“-Stärke. Keine neumodischen Spielereien, sondern Altbewährtes in gewisser Weise neu aufgewärmt und hochgradig professionell, warmklingend eingespielt wie produziert.
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So treffen Pop-Sounds – allerdings ohne jeglichen Disco-Kitsch-Faktor – auf mitunter recht melancholische Stimmungen, wie man sie neben besagten DEMO heutzutage noch von einer so großartigen Schweizer Band wie THE BEAUTY OF GEMINA kennt. Das passt und macht Freude und lässt in Erinnerungen schwelgen.
Und für das Album-Ende haben sich BINGO CROWD dann tatsächlich noch eine wahrhaft riesige Überraschung einfallen lassen, die man so garantiert nicht erwartet. Denn urplötzlich brechen sich mitten in dem als Ballade beginnenden „Portamento Mori“ brachiale Metal-Momente, die einem die Gehörgänge, die sich bis dahin auf die Synthie-Sounds eingestimmt hatten, gehörig durchzublasen.
Glückwunsch zu solch finaler Idee!
Was will man mehr?
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FAZIT: Auf ihrem Plattencover von „Manners“ präsentieren BINGO CROWD eine noble Besteckauswahl an Gabeln, Messern und Löffeln. Bei ihrer Musik ist das norwegische Synthie-Pop-Trio nicht ganz so wählerisch. Denn hier treffen in bester DEPECHE MODE-Manier die analogen Synthesizer auf Bass und beeindruckenden Gesang (der oft unweigerlich an DEMO-Frontmann Gahan erinnert). Verblüffend, wie überzeugend solche 1980er-E-Musik auch heute noch klingen kann, wozu selbstverständlich auch die großartige Produktion von „Manners“ beiträgt. Drei Norweger, denen altbewährte Tradition vor auf neu getrimmte Innovation geht und dabei tatsächlich mitunter die unüberhörbaren Vorbilder aussticht.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.09.2025

Tracklist

  1. Observatory
  2. Voloop
  3. Priority Mail
  4. Nitro My Shield
  5. Mapmaker's Dream
  6. Litljtalj
  7. Nature Guy
  8. Weekend House
  9. Pyramide
  10. Portamento Mori

Besetzung

  • Bass

    Eivind Brønstad

  • Gesang

    Andreas Elvenes

  • Keys

    Svein Segtnan, Andreas Elvenes, Eivind Brønstad

  • Schlagzeug

    Tomas Järmyr

  • Sonstiges

    Kirsti Huke (Harmoniegesang), Svein Segtnan (Programmierung)

Sonstiges

  • Label

    Crispin Glover Records/Stickman Records

  • Spieldauer

    40:03

  • Erscheinungsdatum

    12.09.2025

© Musikreviews.de