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C Duncan: It's Only A Love Song

Stil: Sophisticated Pop, Barock-Pop, Sixties-Pop, Singer/Songwriter, Art-Pop, Orchestraler Pop

Cover: C Duncan: It's Only A Love Song

Man muss sich das so vorstellen bei Christopher Duncan, der sich als Künstler nur C DUNCAN nennt: Er sitzt da ganz allein in einem Studio an der Westküste Schottlands, um sich herum eine Menge Instrumente und Aufnahmetechnik, und bastelt an seinen "pocket symphonies" (die, wir erinnern uns, bei Brian Wilson in den Sixties noch "to God" adressiert waren). Am Ende legt DUNCAN einige Spuren Violine und Bratsche drüber (praktischerweise gespielt von den eigenen Eltern Janina und Mark Duncan), und fertig ist ein neues Meisterstück des orchestralen Sophisticated Pop. Ja, mehr als das: die bisher beste, schönste, romantischste Platte des 35-jährigen Eigenbrötlers, ein Album mit dem sympathisch bescheidenen Titel "It's Only A Love Song".
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„Ich liebe die Vorstellung, dass etwas so romantisch ist, dass es fast weh tut”, sagt C DUNCAN über seine Lieblingsmusik. So sei "It’s Only A Love Song", der Titelsong, “ein Liebeslied über Liebeslieder”. Ausgehend von einem wunderhübschen Klavier-Intro, das an 50er-Jahre-Musicals erinnert, schwärmt der Sänger, dessen weiche Stimme oft tief in Strings-Arrangements eingebettet ist, vom heiligen, auch schmerzhaften Begehren in der Liebe: “Oh, desire is a holy thing / it is the only thing / that keeps the world on your side / desire is a fateful thing / a damn ungrateful thing / that makes me want for more”
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„Ich bin seit meiner Geburt von Musik umgeben, da meine Eltern beide klassische Streicher sind", stellt sich der Brite im 'Musikreviews'-Interview vor. „Nachdem ich am Konservatorium in Glasgow klassische Komposition studiert hatte, begann ich als C DUNCAN aufzunehmen. Meine Musik ist sehr üppig und vielschichtig, mit vielen Vokalharmonien." Das kann man wohl sagen - mit seinem überaus reichhaltigen, großzügigen Sound führt DUNCAN das schon immer blöde Klischee vom geizigen Schotten ad absurdum. Und gesellt sich spätestens mit seinem fünften Album innerhalb eines Jahrzehnts zu den großen Romantikern der Popmusik, zu besagtem Brian Wilson, zu Paul McCartney und Paddy McAloon (Prefab Sprout).
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„Es gibt viele schottische Künstler, die mich in vielerlei Hinsicht inspiriert haben – aber wer mich so sehr beeinflusst hat, dass es sich in meiner Musik widerspiegelt, das sind die Cocteau Twins und The Blue Nile", erzählt DUNCAN auf die Frage nach seinen Pop-Idolen aus der eigenen Heimat. Und: „Eines meiner größten Songwriting-Vorbilder ist Burt Bacharach. In seinen Songs steckt eine verborgene Komplexität, die unglaublich raffiniert und doch für jeden Zuhörer sehr zugänglich ist. Ein weiteres Idol ist für mich natürlich (der französische Filmmusik-Komponist) Michel Legrand. Seine Songs, seine Partituren, seine Arrangements sind allesamt unglaublich schön, seine ungewöhnlichen Melodien und Akkordfolgen sind für mich eine besondere Inspiration."
Wer also ein Herz hat für die oben genannten Ikonen, vielleicht auch noch fürs Hollywood-Kino der 50er- und französische Filme der 60er-Jahre, für den jungen Scott Walker und The Carpenters - der wird sich von den Liedern des C DUNCAN gewiss verzaubern lassen. „Das übergreifende Thema des Albums ist die Liebe, der Verlust, die Wiedervereinigung – die drei emotionalsten Aspekte des Lebens für mich", sagt der Schotte im Interview. 
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So sei "Lucky Today" ein Liebeslied, „das ich für meinen Ehemann geschrieben habe, kurz vor unserer Hochzeit - es fasst meine Gefühle von Glück und Liebe und den Blick in die Zukunft zusammen, während ich die Gegenwart umarme". Dagegen gehe es in "Worry" um Sorgen und Selbstzweifel. „Wir alle erleben dieses Gefühl, und es ist eines der am schwersten zu beseitigenden Gefühle, da es überwältigend und allumfassend werden kann." Und "Think About It" handele davon, „dass wir nicht wissen, welche Entscheidungen wir treffen sollen. Und dass wir letztendlich etwas verpassen, weil wir zu viel Zeit damit verbringen, zu überlegen und auf Nummer Sicher zu gehen."

Das Album endet mit "Time And Again“ - tatsächlich eine kleine Symphonie, die schon allein den Ehrentitel "Schottlands Brian Wilson" rechtfertigen würde. „Das ist wahrscheinlich der romantischste, üppigste und epischste Song, den ich je geschrieben und aufgenommen habe - worauf ich sehr stolz bin", sagt C DUNCAN. „Es ist ein Höhepunkt von allem, was auf dem Album passiert ist, und textlich ist es eine Zusammenfassung von allem, was vorher geschah und wieder geschehen wird. Es fasst die Themen Freude, Herzschmerz und Wiedergeburt zusammen, bevor es musikalisch leise in den Nachthimmel aufsteigt."
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FAZIT: Zum Glück immer knapp vor der Kitsch-Grenze macht C DUNCAN auf seinem hyperromantischen neuen Album Halt, kurz vor der Überzuckerung seiner opulenten Melodien. Im Laufe einer mittlerweile zehnjährigen Solokarriere hat der Schotte bereits viele Lobeshymnen eingeheimst, etwa von der BBC, "The Guardian", dem "New Musical Express", "Mojo" und "Uncut". Mit "It’s Only A Love Song" erreicht der 35-Jährige aus Glasgow nun den vorläufigen Höhepunkt einer beeindruckenden Songwriter- und Komponisten-Laufbahn. Dass er diese großformatige Musik allein im Studio umgesetzt hat, nur mit den eigenen Eltern an den Streichinstrumenten, das macht die Platte noch erstaunlicher.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.02.2025

Tracklist

  1. It’s Only A Love Song
  2. Lucky Today
  3. Trieste Clair De Lune
  4. Worry
  5. The Space Between Us
  6. Think About It
  7. Delirium
  8. Sadness
  9. Surface Of A Fantasy
  10. Reprise
  11. Time And Again

Besetzung

  • Bass

    Christopher Duncan

  • Gesang

    Christopher Duncan

  • Gitarre

    Christopher Duncan

  • Keys

    Christopher Duncan

  • Schlagzeug

    Christopher Duncan

  • Sonstiges

    Janina Duncan (Bratsche), Mark Duncan (Violine)

Sonstiges

  • Label

    Bella Union

  • Spieldauer

    39:06

  • Erscheinungsdatum

    24.01.2025

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