<img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/312e7612680a47b1b45756c1cae4d64b" width="1" height="1" alt=""> Was für die bisherigen EDGE OF SANITY-Reissues gilt, trifft auch auf „Crimson“ zu: Das 1996 erschienene Magnum Opus der Schweden kommt in aufwändiger Verpackung als Doppeldecker daher, einmal mit dem Originalsound des 40-minütigen Tracks (hier in acht Teile gesplittet), in dem Frontmann, Komponist und Produzent Dan Swanö seine Vorliebe für Progressive Rock so konsequent auslebt wie auf keiner anderen Platte der Band – inklusive einem markanten Gastauftritt seines Opeth-Kollegen Mikael Åkerfeldt. Der zweite Silberling enthält einen Remix, der nicht nur soundtechnisch ein deutliches Mehr an Details freilegt, sondern auch die erzählerische Tiefe der Komposition nochmals unterstreicht. Die ursprünglich bei Black Mark erschienene Fassung war lange Zeit schwer zu bekommen – diese Neuauflage macht sie überflüssig und wird dem Status des Albums als Meilenstein absolut gerecht.
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Musikalisch vereint „Crimson“ auf bemerkenswert kohärente Weise die unterschiedlichsten Facetten extremer Musik: doomige Schwere, klassisch schwedischen Melodic Death, finstere Black-Metal-Motive und eben diese Swanö-typische, manchmal fast romantisch aufgeladene Prog-Theatralik. Dass dabei vieles wiederkehrt – Motive, Riffs, Melodiebögen – ist nicht Schwäche, sondern Konzept. Die zyklische Struktur verleiht der Geschichte um ein Reich ohne Erben und den fatalen Versuch, der Natur durch Magie zu trotzen, ihre erzählerische Geschlossenheit. Wie in einer sinfonischen Suite verschränken sich Aufbau und Auflösung, Spannung und Stille: brachiale Riffgewalten gehen in ruhige Zwischenspiele über, Akustikgitarren und Growls stehen gleichberechtigt nebeneinander, und mittendrin plötzlich – wie aus einer anderen Welt – ein a-cappella-Part mit sakraler Anmutung, der das Geschehen kurz innehalten lässt, bevor es ins finale Inferno kippt.
Swanös cleane Vocals setzen emotionale Akzente und unterstreichen die innere Zerrissenheit der Figuren. Dass das Stück letztlich genau so endet, wie es begonnen hat – mit wuchtigen Riffs und tiefen Growls – ist kein Zufall, sondern die logische Konsequenz eines musikalischen Erzählbogens, der auf Kreisform gebaut ist.
FAZIT; „Crimson“ ist kein Album, das sich nebenbei konsumieren lässt – es verlangt Aufmerksamkeit, vielleicht auch Hingabe. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem Werk belohnt, das bis heute in dieser Form einzigartig bleibt: persönlich, ambitioniert, düster und trotz all seiner Komplexität überraschend zugänglich. Ein Klassiker, der durch dieses Reissue neuen Atem bekommt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.05.2025
Anders Lindberg
Dan Swanö
Andreas Axelsson, Sami Nerberg, Dan Swanö
Dan Swanö
Benny Larsson
Century Media / Sony
80:00
30.05.2025