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Esther Rose: Want

Stil: Singer/Songwriter, Folk, Country, Americana

Cover: Esther Rose: Want

Wer so einen blumigen Namen hat, der muss auch musikalisch blühen und duften und selbstverständlich ganz natürlich und akustisch klingen. Und ja: ESTHER ROSE macht dem 'Namen der Rose' auf ihrem bereits fünften Album alle Ehre, denn sie vereint darin ihr Singer/Songwriter-Talent mit akustischem Folk und Americana sowie schwelgendem Country.
Allerdings fragt man sich bei dem Album-Titel „Want“, was Frau Rose denn nun wirklich will. Leider scheint sie mitunter etwas zu intensiv auf den (derzeit ziemlich angesagten) Country-Zug aufzuspringen und dabei ihre oft biografisch geprägten Songs schwelgend mit viel Pedal Steel zu untermalen. Das trägt oft zur beruhigenden Entspannung bei. Bei ihren Texten allerdings ist gerade diese Entspannung nicht angesagt, auch wenn sie selber behauptet: „Dieses Album zu machen, war die schönste Erfahrung in meinem Leben.“

Schon nach dem ersten Hördurchgang von „Want“ beschleicht einen der Eindruck, nicht nur weil sie hier auch „New Bad“, also schlechte Neuiglkeiten verbreitet, dass <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2023/Esther-Rose/Safe-To-Run/" target="_blank" rel="nofollow">der gut zwei Jahre zurückliegende Vorgänger „Safe To Run“</a> besser war.
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Dieser führte damals unseren Kollegen Maurer zur Erkenntnis, dass sich ESTHER ROSE als Songwriterin in einer neuen Umgebung orientieren musste und daher ihre Situation in einer Reihe ziemlich offenherziger Selbstfindung-Songs in einer äußerst charmanten musikalischen Bestandsaufnahme zusammenfasst. Vielleicht klangen die Songs insgesamt genau deswegen etwas überzeugender und waren gleichermaßen ebenso persönlich angelegt wie auf „Want“.

Mit dem Titelsong verleiht die amerikanische Musikerin dem gesamten Album einen Rahmen und eröffnet mit „Want“ die LP-A-Seite, um dann die LP-B-Seite und somit das gesamte Album mit „Want Pt. 2“ zu schließen.
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Es sind allerdings nicht die beiden „Want“-Teile, von dem sie den zweiten anfangs ohne jegliche Begleitung singt, bis eine akustische Gitarre einsetzt, die sonderlich überzeugen, sondern die besonderen, sich von der Grundstimmung absetzenden Songs. Als da wären das extrem minimalistische, etwas bedrückende, eine gewisse Bar-Atmosphäre ausstrahlende „Scars“, bei dem sie DEAN JOHNSON mit einer fragilen Stimme begleitet, sowie das psychedelisch angehauchte „Rescue You“ und der sehr abwechslungsreich mit härteren wie auch sanfteren Klängen spielende „The Clown“.
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Betrachtet man zudem das LP-Cover genauer, wird Roses Absicht hinter „Want“ klar: Es geht um die zwei Gesichter bzw. Seiten von ESTHER ROSE, die Schwarze und die Weiße.
So werden nicht nur die „Scars“ (Narben), die einem das Leben so schlägt, besungen, sonder auch in, wiederum mit viel Pedal Steel untermalten, „Had To“ die Erlösung im Trinken – und zwar doppeldeutig gemeint, während gerade der Hang, sich gewisse Probleme 'wegzutrinken', überwiegt. Das alles ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit einem listigen Blinzeln in Richtung aller warnenden Moralapostel: „Whiskey, keep me warm in times of winter / Tequila when I’m dancing in the rain / Drinking just to cope with the attention / And drinking when they forget my name“ (Whiskey, hält mich warm im Winter / Tequila, wenn ich durch den Regen tanze / Trinken, um die Aufmerksamkeit zu ertragen / Und trinken, wenn sie vergessen meinen Namen).
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Entspannt tänzelt ESTHER ROSE bestens zum Cover passend durch ihre Songs inmitten einer wunderschönen 'Country'-Landschaft. Ein Motiv, das für Freiheit und Unberührtheit, Schönheit und Natürlichkeit steht, wobei sie zugleich immer ein wenig ihre 'schwarze', melancholische Seite anklingen lässt. Genau diese Momente sind am Ende die schönsten und bewegendsten von „Want“.
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FAZIT: Sie hat sich entschieden, was sie will, auch wenn dieses „Want“ vielleicht nicht bei jedem Musik-Freund von ESTHER ROSE Begeisterungsstürme hervorruft. Mit einer vordergründig entspannten Atmosphäre aus Country, kombiniert mit Folk und Americana sowie sehr intimen Texten, nimmt uns die mexikanische Singer/Songwriterin mit durch die hellen und dunklen Seiten ihres Daseins, das sich im Hintergrund einer so wunderschönen Berg- und Wüstenlandschaft, wie auf dem LP-Cover illustriert, trotz des einen oder anderen Rock-Schlenkers bestens ertragen lässt und zum melancholischen Schwelgen einlädt.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.05.2025

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (20:50):
  2. Want
  3. Tailspin (feat. Video Age)
  4. Had To
  5. Ketamine
  6. Rescue You
  7. <b>Seite B</b> (22:46):
  8. Scars (feat. Dean Johnson)
  9. Messenger
  10. New Bad
  11. The Clown
  12. Color Wheel
  13. Want Pt. 2

Besetzung

  • Bass

    Gina Leslie, Kunal Prakash

  • Gesang

    Esther Rose, Dean Johnson

  • Gitarre

    Esther Rose, Ross Fabre, Kunal Prakash, John James Tourville

  • Keys

    Ross Fabre, Howe Pearson, Kunal Prakash

  • Schlagzeug

    Howe Pearson, John James Tourville

  • Sonstiges

    Gina Leslie (Harmoniegesang), Ross Fabre, Howe Pearson (Percussion, Harmoniegesang), Kunal Prakash (Rain Stick)

Sonstiges

  • Label

    New West Records/Redeye/Bertus Musikvertrieb

  • Spieldauer

    43:36

  • Erscheinungsdatum

    02.05.2025

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