Italienische Barock-Stimmung mit extremem Metal zu verbinden ist bisweilen keine Neuerscheinung der Szene und mit FLESHGOD APOCALYPSE findet sich ein prominenter Vertreter dieser Zunft auch in der näheren Nachbarschaft zu den Italienern INCANTVM.
Im Gegensatz zu den apokalyptischen Fleischgöttern setzen INCANTVM aber verstärkt auf eine theatralische Inszenierung ihrer Musik, wodurch der metallische Anteil bisweilen stark ins Hintertreffen gerät (etwa wenn im Zehnminüter „Incantvm / Kyrie (from Mozart’s Requiem K626))“ Klarinette und ein Spinett (?) die Führung in dem Stück übernehmen.
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Für die garstige Komponente ist derweil der Gesang von Nequam, Tenebra und Samael von Martin verantwortlich. Denn obwohl alle drei Stimmen vorwiegend böse keifen, entsteht mit der Zeit doch der Eindruck, vertonten Zwiegesprächen oder anderen Dialogen zu lauschen, in denen sich eine Art schwarzromantische Sinnkrise im Stile von „Romeo und Julia“ abspielt.
Kompositorisch kommen Stücke wie „Donna Prudentia“ dabei aber nur selten aus einer gewissen Lethargie heraus. Irgendwo zwischen Black-Metal-Drama und Theater-Tragik versandet die Musik in ihrer eigenen Stimmung, ohne wirklich nachhaltige musikalische oder atmosphärische Kniffe zu bieten.
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Ähnlich verhält es sich mit „Gli esorcismi di Canidia e Sàgana“, das zwar aggressiver tönt, aber durch den exzentrisch übertriebenen Sprechgesang leider auch eine gewisse Anstrengung mit sich bringt, ehe „Incantvm / Kyrie (from Mozart’s Requiem K626)“ anfänglich eine Art Seemannskneipengefühl verbreitet (der Klarinette sei Dank). Die Inszenierung des Songs gleicht einer Art Drama in mehreren Akten, wodurch wenigstens der Spannungsbogen einigermaßen ausgewogen wirkt, wenngleich die lethargische Gesamtstimmung dem marginalen Gruselfaktor entgegenwirkt.
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Dass im Finale „Diana“ eine latente Schwermut, ja, sogar Trauer in die Musik einzieht, passt wiederum gut zur Gesamtstimmung des Albums. Das Akkordeon scheint an mancher Stelle regelrecht zu weinen, während das Piano den Song zu einer Art barocken Seefahrerromanze macht. Dass es zwischendurch doch noch schwarzmetallisch scheppert, kommt zwar unerwartet, aber das cineastische Schwarz-weiß-Bild der erzeugten Szenerie wird dadurch leider nur marginal interessanter. So läuft sich das Stück am Ende doch in ellenlanger Selbstwiederholung tot.
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FAZIT: INCANTVMs „Maleficia“ zeugt durchaus von einem Verständnis für musikalisches Drama, egal ob (Black) Metal, oder nicht. Leider fehlt es der Musik in Gänze aber an einem roten Faden, der die einzelnen Akte des Albums erkennbar miteinander verbindet und zusammenhält. Einige Details und Facetten der Musik bergen spannende und unerwartete Ansätze, aber die Band vermeidet es leider, diese Ansätze zu Ende zu denken, sodass die Kompositionen zum großen Teil in emotionaler, aber auch dramaturgischer Belanglosigkeit versanden.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.09.2025
Lorenzo Mastrogiuseppe
Nequam, Tenebra, Samael von Martin
Vittorio Sabelli
Vittorio Sabelli
Luca Tiraterra
Vittorio Sabelli (Klarinette, Saxophon), Marco Molino (Percussions)
My Kingdom Music
40:54
21.02.2025