Das Amsterdamer Musikkollektiv MARATHON besingt „vergängliche Bilder“ und sitzt nicht nur mir diesem Titel zwischen den Stühlen sämtlicher Kategorisierungen. Auch die Musik des Fünfers schert sich wenig um klar abgesteckte Grenzen.
Während „Out Of Depth“ sperrige Melodien und unnachgiebigen Bass-Groove präsentiert, spaziert „Gold“ leichten Fußes über ein musikalisches Blumenfeld, das im aufgekratzten Melancholiker „For The Better“ schmerzhaft kraftvoll zertrampelt wird.
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Dabei erweist sich besonders die Gitarrenarbeit als Stärke von MARATHON, denn auch wenn die brüchige Stimme von Kay Koopmans zweifellos der erste Aufhänger für das emotionale Chaos, welches diesem Album innewohnt, ist, öffnet doch spätestens das shoegazige „Shadow Raised A Star“ die volle Breitseite der Gitarren, die von flüchtig hallenden Melodien bis hin zu kräftigem Dröhnen eine beachtliche Tonskala präsentieren.
Mit einer wohldosierten Prise Noise-Kratzigkeit lässt ein Stück wie „DH22“ Rückschlüsse auf das aufgewühlte Innenleben zu, das in einem Menschen brodelt, wenn sicher geglaubte Strukturen, bzw. feste Selbstbilder plötzlich schwinden.
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Damit lässt sich auch ein inhaltlicher Bezug zum finalen „Away From Home“ herstellen.
Nicht nur der Umstand, dass die Gitarrenmotive scheinbar lichtvoller klingen, setzt interessante Kontrastpunkte zur Thematik der Heimatlosigkeit. Auch die zuvor angesprochene Selbstreflektion, bzw. das Hinterfragen des eigenen Ichs, findet in diesem Stück metaphorischen Einzug.
Denn sollte nicht das eigene Wesen sowas wie ein Zuhause sein?
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FAZIT: MARATHON nehmen mit „Fading Image“ ihren Bandnamen wörtlich und schicken den Hörer auf eine emotionale Achterbahnfahrt, die allerdings erst beim zweiten oder dritten Anlauf als solche erkennbar wird. Denn vordergründig agieren die Niederländer einigermaßen entspannt in ihrem musikalischen Dreieck aus Post-Punk, Shoegaze und Indie-affinier Eingängigkeit. Dass sich manch brüchige Emotionalität erst nach und nach zu erkennen gibt, verleiht dem Album aber einen gewissen Reiz, der Potenzial zur Langlebigkeit mitbringt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.05.2025
Nina Lijzenga
Kay Koopmans
Victor Dijkstra
Sofie Ooteman
Lennart van Hulst
V2 Records
37:25
11.04.2025