SERAINA TELLI besitzt zweifellos eine charmante Stimme, mit der sie sowohl die Rockröhre raushängen lassen kann, als auch in filigranen Balladen-Gefilden durch Gefühl überzeugen kann. Mit „Black 'n' White Sessions“ versucht sich die Schweizerin nun am intimen Seelenstriptease und präsentiert ihre Songs in rein akustischem Gewand, wobei die Mission mit über einhundertzehn Minuten Spielzeit, verteilt auf zwei CDs, eher klotzen statt kleckern lautet.
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Dabei greift die Sängerin überwiegend auf ihren eigenen Backkatalog zurück und kleidet ihre ursprünglichen Stromgitarrensongs in das elegante Gewand reiner Akustik-Darbietungen. Dadurch rückt sie zwangsläufig ihren kraftvollen Gesang in das Zentrum des Geschehens, wobei von Soul-Anleihen („Song for the Girls“), über zerbrechlich-balladeske Klänge („Harder Way“), bis hin zu einem mitreißendem Orgelgewitter wie „Addicted to Color“ eine beachtliche Bandbreite akustischer Rockmusik geboten wird.
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Das eigentliche Schmankerl dieser „Black 'n' White Sessions“ ist aber die zweite CD. Denn hier hat sich SERAINA TELLI mit einer Reihe befreundeter Musik zusammengetan um ihrer Musik noch mehr Abwechslung einzuhauchen. So röhrt in „Addicted to Color“ Britta Görtz von HIRAES den akustischen Orgel-Rock in Grund und Boden, während „Wish you well“ durch das Reibeisen-Organ von Chris Boltendahl einige interessante Kontraste zu bieten hat.
Mehr Harmonie bieten dagegen Stücke wie „I’m Not Sorry“, bei dem Clementine Delauneys Stimme sich hervorragend mit dem Gesang von SERAINA TELLI ergänzt.
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Auch die Raps von RAPTURE BOY passen erstaunlich gut zu einem Song wie „Left Behind“. Highlights sind aber das LEE AARON-Feature in „Song for the Girls“, das dank Schweineorgel und souligem Timbre herrlich rauchig daherkommt, sowie die Schmacht-Ballade „Harder Way“, bei der MEGAHERZ-Frontmann Alexander 'Lex' Wohnhaas mit deutschen Textzeilen einige Farbtupfer in die „Black ’n‘ White Sessions“ einbringt.
Ein echtes Highlight verbirgt sich hinter dem CALICO COOPER-Feature „Medusa“. Denn der dunkle Akustik-Rock bekommt durch beide Stimmen eine verruchte Stimmung, die sich ganz hervorragend zur heimischen Schunkelei bei winterlicher Abendstimmung eignet.
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Als Piano-Ballade gefällt „Take Care“ gleich noch mehr als die Version der ersten CD, wobei der spanische Gesang von SARATOGAs Tete Novoa eine romantische Note in den ansonsten sehr melancholischen Song einfließen lässt, was der Musik gut zu Gesicht steht.
Das OHRENFEINDT-Feature in „Think!“ weiß im Anschluss durch die Reibeisenkontraste der Stimmen zu überzeugen, ehe „My Way“ als Feature mit JOHN DIVA AND THE ROCKETS OF LOVE doch einen Tick zu viel Pathos-Schmalz raushängen lässt.
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FAZIT: SERAINA TELLI zeigt sich mit ihren „Black 'n' White Sessions“ von der zerbrechlichen Seite und begibt sich auf das reduzierte Terrain akustischer Musik. Der verstärkte Fokus auf ihre Stimme steht der Schweizerin hervorragend zu Gesicht, was sie mit einem Streifzug durch die Subgenres der (Rock)Musik untermauert. Die Feature-Gäste der zweiten CD wirken mal mehr, mal weniger passend, präsentieren die Songs aber weitestgehend in unvorhersehbarem Zusatzgewand, was den Mehrwert der Gastbeiträge letztendlich bestätigt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.01.2025
André Gärtner, Marc Maurer
Seraina Telli, Britta Görtz, Chris Boltendahl, Clementine Delauney, Rapture Boy, Lee Aaron, Marc Amacher, Alexander 'Lex' Wohnhaas, Calico Cooper, Tete Novoa, Chris Laut, John Diva
Seraina Telli, Alea Wyss
Mike Malloth
David Stauffaucher (Percussion), Rico Horber (Percussion), Martin Burger (Cello), Robby Keys (Hammond-Orgel), Gabriel Arnold (Grand-Piano), Roberto Pace (Banjo), Nikolas Sokolic (Mandoline)
Metalville
110:18
15.11.2024