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Themis: Self Mythology

Stil: Indie-Rock, Grunge, Psychedelia

Cover: Themis: Self Mythology

Der Stuttgarter Indie-Musikus THEMIS ist gewissermaßen ein Künstler voller Widersprüche. Auf seinem zweiten Album „Self Mythology“ etwa zieht er die Hörer mit seinem Indie-Grunge-Rock-Mix musikalisch definitiv „auf die dunkle Seite“ (wie es in seiner Bio ganz richtig heißt) – allerdings ist er selber ein eher ausgeglichener Typ, der es gar nicht nötig zu haben scheint, über seine Musik seine Verzweiflung über den Zustand der Welt – oder die eigene Psyche – zum Ausdruck zu bringen.

Vielleicht liegt das aber einfach auch daran, dass er nur dann Songs schreiben kann, wenn es ihm gut geht – und nicht etwa dann, wenn ihn irgendwelche Dämonen plagen. Er selbst sagt, dass er aus dem Negativen, dem Traurigen oder der Dunkelheit raus muss, wenn er kreativ sein möchte – diesen Prozess dann aber gerne in seinen Songs verpacke.

Außerdem ist es so, dass die Musik, die THEMIS als Fan selbst liebt, eben grundsätzlich auch auf der dunklen Seite der (musikalischen) Macht angesiedelt ist. Als Fan solcher Acts wie THE KILLS, PJ HARVEY, SONIC YOUTH, THE CURE, BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB, CHESEA WOLFE - und auch BLACK HONEY, SMILE oder L.A. WITCH (mit denen THEMIS bereits auf Tour war oder sein wird) kann er einfach gar nicht anders, als seine eigene Musik auch eher zwischen den Schatten anzulegen.
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Logisch, dass sich da die eine oder andere musikalische Referenz auf die großen Idole des Noir-Rock in den neuen Songs findet – wobei THEMIS immer Mittel und Wege findet, eine eigene Note ins Spiel zu bringen. Beispielsweise indem sich mitten in der schönsten Doom-Atmosphäre dann heimelige Refrains mit fast schon poppigem Charakter einschleichen (wie in dem gerade veröffentlichten Single-Track „Bad Vibes”) oder wenn er in der Noir-Ballade „Flying In My Dreams“ mit akustischen Gitarren auf der einen Seite und Ambient-Klangflächen auf der anderen fast schon auf den atmosphärischen Spuren der COCTEAU TWINS wandelt.
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Mit „My Spell” versucht er sich dann am Midnight-Schrammel-Pop und liefert mit dem abschließenden „Life Song” eine mit viel Hall auf Dystopie gebürstete, aber eher versöhnliche Folk-Ballade am Rande eines Liebeslieds. Dafür, dass alles authentisch, greifbar und rau rüberkommt, sorgte Produzent Ralv Milberg, der die Performance der ganzen Band live im Studio einfing.
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THEMIS' Songs streifen bewusst auch ernsthafte und düstere Themen wie „Selbstidentifikation, Empowerment oder Sehnsucht”, welche er zudem mit einer Portion Desolation und/oder einer kämpferischen Note anreichert, wie es „Longing“ belegt. Denn nur weil THEMIS seine Songs am liebsten dann schreibt, wenn es ihm gut geht und er klar denken kann, heißt das ja nicht, dass er sich den Realitäten des Lebens verschließt (denn darüber schreibt er am liebsten), sondern lediglich, dass er die negativen Lebensenergien am liebsten in seiner Kunst kanalisiert.

Auf die Idee, sich mit seinem zweiten Longplayer sozusagen eine eigene Mythologie zurecht zu basteln, kam THEMIS, als er den Begriff „Self Mythology“ in dem Song „King“ von FLORENCE AND THE MACHINE aufschnappte – und sich dann überlegte, dass wir doch alle irgendwie an unserer eigenen Mythologie arbeiten und dass er das auf seinem neuen Album thematisieren könne. In diesem Sinne ist das Album „Self Mythology“ sowohl in inhaltlicher, wie auch musikalischer Hinsicht am Ende so etwas wie (s)eine künstlerische Visitenkarte geworden.
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FAZIT: Mit seinem zweiten Album „Self Mythology“ schuf THEMIS eine authentische und auf charmante Art fast schon altmodische Indie-Rock-Scheibe, mit der er seinen Idolen und Vorbildern zwar Tribut zollt, diesen aber keineswegs nacheifert, sondern mit den Mitteln des Künstlers seine eigene Vision – und Mythologie - ins Spiel bringt.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.08.2025

Tracklist

  1. Bad Vibes
  2. Longing
  3. Flying In My Dreams
  4. Free
  5. My Spell On You
  6. You Never Cry
  7. Place In The Sun
  8. Life Song

Besetzung

  • Bass

    Henry Schweizer

  • Gesang

    Themis Theodoridis

  • Gitarre

    Nico Zeitz

  • Schlagzeug

    Korbinian Öhy

Sonstiges

  • Label

    My Favorite Chords

  • Spieldauer

    26:50

  • Erscheinungsdatum

    01.08.2025

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