THERMALITY aus Schweden merkt man ihr junges Alter an. „Concept 42“, das dritte Album in drei Jahren, durchweht daher immer noch ein bisschen amateurhafter Proberaum-Charme, insbesondere bezüglich der Vocals.
Nicht nur ist Lead-Sänger Ludvig Sommar weit davon entfernt, an den Goldstandard der Szene heranzureichen, sondern das von ihm präferierte Hart/Zart-Schema gilt auch als einigermaßen umstritten. Klischeebehaftete Gesänge dieser Manier und weitere Modernismen (Breakdowns) werden dann einer Melodic-Death-Metal-Variante beigemischt, die sich irgendwo zwischen der „Whoracle“- und der „Reroute to Remain“-Phase von IN FLAMES einordnen lässt. Einige der obschon vertraut klingenden Melodien können dabei durchaus verfangen (wie das Eingangsriff von „Inception“), wohingegen Keyboard, Akustikgitarre, Geige (aus der Retorte?) und Frauengesang das knackig produzierte Material manchmal ins Semiballadeske verschieben und weiter verwässern. Der Titel des Openers „Friction“ ist insofern passend gewählt, denn Göteborg-Anhänger erster Stunde werden sich an den knapp fünfzig Minuten Musik nicht immer erfreuen.
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Überdies wird man den Gedanken nicht los, dass THERMALITY von zweierlei Kräften getrieben sind. Einerseits offenbart das gesichtslose Einerlei eine Haltung der Gleichgültigkeit – nach dem Motto „Scheiß auf Originalität, wir machen, was wir wollen“. Andererseits tönen die hundertfach durchgenudelten Göteborg-Motive derart handzahm, dass sie ebenso Metal-Neulingen resp. genrefremden Musik-Fans um die Ohren gehauen werden könnten – in der Hoffnung, da den einen oder anderen Taler mehr zu verdienen. Die vergleichbaren DARKEST HOUR haben immerhin auch CASPER-Hörer in den Hartwurst-Sektor gelockt (kein Scherz!).
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FAZIT: In Anbetracht der Tatsache, dass THERMALITY mit „Concept 42“ im Niemandsland identitätsloser Genre-Musik unterwegs sind, muss ihr Melodic Death Metal schon höchsten Gütekriterien genügen. Das tut er allerdings nicht, dafür ist die Chose zu zahnlos, zu eindimensional und zu sehr an den „kommerzielleren“ Acts der Metalcore-Szene orientiert. Und das leider mit deutlichen Schwächen bei den Vocals. Diesem Göteborg-Epigonen sei daher empfohlen, sich für die nächste Veröffentlichung mehr Zeit zu nehmen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.12.2025
Ture Skarfstad Stål
Ludvig Sommar
Noel Hoflund Jonsson, Walter Hamilton
Hampus Sätterlund
Black Lodge Records
49:15
28.11.2025