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Whispers Of Granite: Liquid Stone

Stil: Art-, Progressive-Rock

Cover: Whispers Of Granite: Liquid Stone

Andreas Hack, hochgeschätzt für seine Musik mit FREQUENCY DRIFT und HAVEN OF ECHOES, hat ein neues Projekt am Start. Für WHISPERS OF GRANITE hat er sich mit Trude Eidtang zusammengetan , die bereits bei WHITE WILLOW und für Rhys Marsh am Mikrofon stand. Und gleich beim betörenden Einstieg „Spirals“ wird deutlich: Hier findet zusammen, was zusammengehört.

Andreas Hack drechselt als Multiinstrumentalist die warmen, beseelten Texturen, die Eidtangs einprägsame klare, variationsreiche Stimme umrahmen. Der amtliche HAVEN OF ECHOES-Sänger Paul Sadler nimmt‘s nicht krumm und ist mit zwei feinen Gitarrensoli am Album beteiligt. Eidtang ist keine Konkurrenz, sondern eine fabelhafte Alternative. Wo wir gerade bei Gastmusikern sind: Wenn bei „Ocean Maker“ das Saxophon einsetzt, muss man nicht ins Booklet schauen, um zu wissen, wer für die hochatmosphärischen, geschmeidigen Klänge zuständig ist. Der unverkennbare Marek Arnold gibt sich gewohnt gekonnt die Ehre.
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„Hiding In Plain Sight“ erhöht das Tempo. Gestützt von treibenden (gut simulierten) Celloklängen hat der Song einen gelungenen Kate Bush-Vibe, wobei Eidtangs Stimme etwas dunkler klingt, was natürlich zu einem Lied über Auflösung, Verschwinden und dem Begehr nach einem möglichen Neubeginn sehr gut passt. Im letzten Drittel sorgt Andreas Hack mit einem gut aufgelegten Manfred Mann-Gedächtnis-Solo für einen zusätzlichen Pluspunkt.

Das folgende „Endlessly“ ist eine schwermütige, ergreifende Ballade, in der Paul Sadler zum ersten Mal als Solist brilliert. Dass die dunkle Ode an die endlose Liebe nicht im Kitsch mündet, liegt an Andreas Hack Geschick für die passgenaue Instrumentierung, dem gewandten Vermeiden allzu ausufernder Schmachtpassagen und Trude Eidtangs Vortragskunst, die jedes Suhlen im Pathos vermeidet, auch wenn ihre Stimme vervielfacht wird.
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Mit acht Minuten das längste Stück des Albums ist „Ocean Maker“ ein Höhepunkt des Albums. Der unwiderstehliche Refrain „We Are The Silent Ones“, die Kunst den Song perlen und gleichzeitig atmen zu lassen, plus Marek Arnolds hingebungsvoller Saxophonpart, entwickeln Momente stiller Größe. Qualitativ fällt das Album zu keinem Zeitpunkt ab, es ist melancholisch, dunkel und gleichzeitig anschmiegsam, ohne sich anzubiedern. „Fleet City“ ist purer Art-Pop mit Single-Qualitäten und bleibt wie die anderen Tracks, von denen keiner die zehn Minuten-Marke überschreitet, konzentriert, ohne in Hetze zu verfallen.
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Nirgendwo gibt es den Drang, technisches Können beweisen zu müssen, die Musik ist im Fluss, kleine Eskapaden, gerne mit Klavier und Synthesizer fabriziert, sorgen für weitere Glanzmomente, Trude Eidtang als Frontfrau ist über die gesamte Laufzeit exzellent.

Lyrisch geht es düster zu, erzählt wird vom Suchen, Verschwinden, von Ängsten und der Sehnsucht, ein erfülltes Miteinander zu finden. Zu „Spirals“ empfehle ich den Manga und die Verfilmung „Uzumaki“ (auf Deutsch mit dem Untertitel „Spiral Into Horror“). Essenzielle Fragen werden gestellt, nicht immer finden sich Antworten. Die wichtigste gleich zum Einstieg: „Do you think we’ve lost our way?“ Im Privaten kann man es ausdiskutieren, mit Blick auf die derzeitige Weltpolitik, ist die Antwort eindeutig „Ja“.
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FAZIT: WHISPERS OF GRANITE ergänzen mit „Liquid Stone“ die ausgezeichneten Vorgängeralben von Andreas Hack um ein wahres Kleinod. Das ist dramatische, traumhafte Musik mit viel Emotion und nur ein bisschen Härte. Eher für Schöngeister als für Technokraten. In Trude Eidtang hat Multiinstrumentalist Hack eine kongeniale Sangespartnerin gefunden, die Gastbeiträge sind eine Bereicherung. Elegischer Prog at it’s best.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.08.2025

Tracklist

  1. Spirals
  2. Hiding in Plain Sight
  3. Endlessly
  4. Fleet City
  5. Ocean Maker
  6. One More Reason
  7. Age of Seven
  8. Silver Green

Besetzung

  • Bass

    Andreas Hack, Michael Fischer

  • Gesang

    Trude Eidtang

  • Gitarre

    Paul Sadler

  • Keys

    Andreas Hack

  • Schlagzeug

    Wolfgang Ostermann

  • Sonstiges

    Andreas Hack, Marek Arnold (saxophon)

Sonstiges

  • Label

    Apollon Records

  • Spieldauer

    45:32

  • Erscheinungsdatum

    04.07.2025

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