Polens Funeral-Doom-Vorreiter YSIGIM haben es seinerzeit lediglich auf ihr Full-Length-Debüt „Ain Soph Or“ gebracht, nachdem die Vorgängerband OBNOXIOUSNESS nach drei Demos im Äther der Vergessenheit verschwand.
Ebenjene Demoaufnahmen finden sich nun als Bonusmaterial auf der vorliegenden Neuveröffentlichung von „Ain Soph Or (the third veil of negative existence)“, was dieser Doppel-CD zumindest einen Mehrwert für Sammler beschert.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 350px; height: 350px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=3250035553/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/minimal=true/track=460152397/transparent=true/" seamless><a href="https://ysigim.bandcamp.com/album/boenedoesef-douvema-enitemaus">Boenedoesef Douvema Enitemaus von ysigim</a></iframe></center></br>
Angesichts der Wiederauferstehung von YSIGIM 2022 haben sich Dying Sun Records doch noch ein wenig Zeit gelassen, um nach der Aufmerksamkeit der Szene zu haschen, was aber weder für noch gegen die Qualität der Musik spricht.
Denn sowohl die Songs von YSIGIM als auch das Material von OBNOXIOUSNESS bietet obskuren und verschrobenen Doom Metal in unperfekter Reinheit. Der Sound scheppert dünn, was aber die Gruft-Stimmung, die von Stücken wie „Loneliness – Silence without hope“, oder dem mit wehklagenden Melodien versehenen „Self Blessing – Moon Goddess“ ausgeht unterstreicht und den Kauz-Faktor in die Höhe schraubt.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 100%; height: 120px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=3694712824/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/tracklist=false/artwork=small/track=64628128/transparent=true/" seamless><a href="https://ysigim.bandcamp.com/album/ain-soph-or">Ain Soph Or von ysigim</a></iframe></center></br>
Abgesehen von den deutlichen Unterschieden in puncto Sound und Produktion in der Musik von YSIGIM und OBNOXIOUSNESS eint beide Inkarnationen der Band der freigeistige Umgang mit dem Funeral-Doom-Genre. Bei wenig druckvollem Sound schaffen es die Songs dennoch ein diffuses Unbehagen beim Hörer auszulösen (das nicht zwingend vom flachen Klang der Songs herrührt), wobei gerade die Stücke der OBNOXIOUSNESS-Demoaufnahmen wenig, bis keine Metal-affinen Anteile erkennen lassen, sondern eher als repetitive Soundcollage zwischen Flüstergeräuschen und dröhnenden Melodieschnipseln daherkommen („Devils Seizes Only Souls“).
<br><center><iframe style="border: 0; width: 100%; height: 120px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=3250035553/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/tracklist=false/artwork=small/track=664336365/transparent=true/" seamless><a href="https://ysigim.bandcamp.com/album/boenedoesef-douvema-enitemaus">Boenedoesef Douvema Enitemaus von ysigim</a></iframe></center></br>
Aber auch die Musik unter dem Banner YSIGIM klingt roh, ungeschönt und sickert durch einen klanglichen Morast von Schlagzeug-Geschepper, diffus-hintergründigem Stimmgewirr und minimalistischer Bass- bzw. Gitarrenarbeit.
Hinzu kommt ein, wenig im Vordergrund stehendes, Flüstern, das immerzu gegen die schicksalhaften Chöre oder die freigeistig agierende Gitarre ankämpft und dabei mal mit mehr („Silent Middle Ages“), mal mit weniger Blessuren aus der Rangelei hervorgeht („Self Blessing“).
<br><center><iframe style="border: 0; width: 100%; height: 42px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=3694712824/size=small/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/track=2391015887/transparent=true/" seamless><a href="https://ysigim.bandcamp.com/album/ain-soph-or">Ain Soph Or von ysigim</a></iframe></center></br>
Und obwohl die Musik unter ästhetischen Gesichtspunkten eher im Abseits landet, leben YSIGIM genauso wie OBNOXIOUSNESS von der ungreifbaren Aura, die von ihren Stücken ausgeht. So unkonventionell und bisweilen primitiv die Musik erscheint, so undurchsichtig vermag die Atmosphäre zu fesseln.
Ihre Musik wirkt finster, verschroben und transportiert beinahe ein Gefühl der Besessenheit, das sich in den sich gerne wiederholenden Motiven der Songs manifestiert und den Hörer immer tiefer in einen dunklen Morast hineinzieht.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 350px; height: 350px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=3694712824/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/minimal=true/track=1416483343/transparent=true/" seamless><a href="https://ysigim.bandcamp.com/album/ain-soph-or">Ain Soph Or von ysigim</a></iframe></center></br>
FAZIT: Obwohl die Musik von YSIGIM bzw. das Werk von OBNOXIOUSNESS keinerlei akustische Schönfärberei bietet und stattdessen Funeral Doom Metal in seiner verschrobensten Art zelebriert, entwickelt diese Neufassung von „Ain Soph Or (the third veil of negative existence)“ ebenso wie die Stücke von „Boenedoesef Douvema Enitemaus“ einen gewissen Reiz zwischen Kult-Charme, akustischer Geheimniskrämerei und Friedhof-Horror, dem eingefleischte Fans des Genres zumindest mal ein Ohr leihen sollten. Denn zwischen Kult und Kack ist es bekanntlich nur ein Katzensprung über das nächste Grab.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.12.2025
Marcin Rusinowski, Marcin Kowalski
Marcin Kowalski
Marcin Kowalski
Dying Sun Records
104:33
25.09.2025