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Damien Steele: Damien Steele (Review)

Artist:

Damien Steele

Damien Steele: Damien Steele
Album:

Damien Steele

Medium: CD
Stil:

Classic Metal

Label: PMM
Spieldauer: 39:22
Erschienen: 2005
Website: [Link]

Chris Rodler betreibt Geschichtsaufarbeitung und ordnet dabei die lose eingelegten gelben Zettelchen ordnungsgemäß ins Heavy-Metal-Historienbuch. Tolle Sache, wenn die Handschrift in den Notizen auch heute noch lesbar ist.

Damien Steele, was schreit dieser Name nach Anachronismus! 1990 aufgenommen, sollte man zunächst aber gar nicht so nostalgisch sein; weiß der Kultmetaller aber um die Gründung 1983 und dass die Band nur zu Demo-Ehren kam, wird ihr Schriftzug Kutten-tauglich und dient dem Protzen unter gleichgesinnten Obskuritätenjägern.

Typisch, aber nicht verschroben ist dieser US-Metal: mehrheitsfähig wäre man vielleicht einige Jahre früher gewesen, was bekanntlich auch Lethal zu spüren bekamen, die eigentlich der gleichen Welle wie die alles überschattenden Queensryche entstammten. Nur warf deren kommerzieller Erfolg den veröffentlichungstechnisch hinterherhängenden Gruppen den Nachahmer-Knüppel ins Karriere-Getriebe. Nun gut, bei Damien Steele kam es erst gar nicht so weit, der Death Metal an der Schwelle zu den 90ern dürfte seinen Anteil daran gehabt haben...

Dass die Aufnahmen allesamt erstklassig sind verwundert angesichts des nie überwundenen Embryo-Status des Fünfers: Die Stücke reihen sich nicht nur stilistisch, sondern auch klanglich ein zwischen „Programmed“, „Transcendence“, „Awaken the Guardian“ oder „The Warning“. Eckpfeiler für diesen Vergleich ist zum einen der hohe Gesang, der nicht besonders kraftvoll, aber charismatisch ist und vor allem in mittleren Lagen leicht angeschrägte Linien hören lässt – man denkt an die unkonventionellen Melodien eines John Arch oder Midnight. Dem gegenüber steht die Instrumentalbasis, einstmals den Terminus „Progressive Metal“ evozierend: rückblickend ist der attestierte Fortschritt in der epischen Ausrichtung zu suchen; außerdem in der Abgrenzung vom roheren frühen (MWoBHM-)Metal einerseits und dem parallel aufstrebenden Thrash andererseits. Vom seichten Hardrock unterschied man sich durch unbestreitbare Metal-Attitüde und Hörverträglichkeit trotz Härte, Klischeeumgehung trotz des Rückgriffs auf bewährte Muster. Die Songstrukturen und der kultivierte Aufnahmesound, eingängige Arrangements und melodischer Charakter bewiesen durchaus kommerzielles Potential.

So zeugen Damien Steele von feinem Gespür für Mitsingrefrains fern der Banalität – schon im kantigen Opener. Die Willkür der Geschichte wird deutlich, wenn andere mit solcher Musik den Reibach machten, und zahlreiche Damien Steeles nicht, obwohl sie auf Augenhöhe mit den big sellers waren. Diese zusammengewürfelten Aufnahmen klingen schlüssig wie ein Album, so dass man von einer Potenzierung der Fähigkeiten ausgehen kann, hätte man im Folgenden mit einer finanzstarken Plattenfirma zusammengearbeitet. Nicht zuletzt ein bezahlbarer Top-Produzent verhalf etwa „Rage for Order“ und natürlich der Operation Gedankenverbrechen (glaubt eigentlich jemand an die Genießbarkeit des nahenden zweiten Teils?) zur Unsterblichkeit.

Die Texte bieten keine hohe Kost, sind aber auch keineswegs die Tiefflieger, die manche Titel vermuten lassen. „The Whisper“ stellt die obligatorische Ballade, aber ansonsten gibt es treibenden Metal mit Gitarristen, die über die ersten fünf Bünde ihres Griffbrettes hinaussehen können, einen Bassisten, der sich nur auf den Statisten reimt, jedoch keiner ist, und schließlich ein echt gespieltes, natürlich mikrofoniertes Schlagzeug. Es bedarf keines Doublebass-Stoizismus, um kompromisslos zu klingen. Die Band entsprach ihrem Zeitgeist, biederte sich aber nicht an; selbst der groovende Rauskicker am Ende schielt nicht auf die Schlüpfer der Hörerinnen.

Warum es bei Damien Steele nicht klappte, soll das zu erörternde Problem hier nicht sein. Fakt ist, dass diese Stücke qualitativ erste Wahl sind, eine Geschichtslücke schließen, in wie meistens beim Label angemessenem Erscheinungsbild daherkommen und daher keinen Metalfan kalt lassen sollten. Wer hat’s erfunden?

Randnotiz: Mike Learn hat das Cover der letzten Megadeth entworfen, und dass andere Mitglieder später in Andeavor und Mythologic involviert waren, macht die Rodler-Connection plausibel.

FAZIT: Nach wie vor nicht abgeschmackt und authentischer als heutige 80s-orientierte Kapellen - Es lagen der ersten Generation eben nicht die Inspirationsquellen vor, die sie heute selbst ist. Wer die erwähnten Klassiker noch nicht tot gehört hat, sollte sich dieses Teil unbedingt mit auf die Retro-Playlist setzen. Wie sagt der Muttersprachler so treffend? – This is the real deal...

Andreas Schiffmann (Info) (Review 7025x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • I Am Doorway
  • On The Crest of A Dune
  • Wasteland
  • Life After Life
  • Shadow of Our Time
  • Dawn
  • The Last Time (I Sleep With You)
  • The Whisper
  • Midnight Rendezvous

Besetzung:

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