Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele alte Helden unter dem Frontiers-Dach ein neues Zuhause finden. Hinter den meist unbekannten Bandnamen, die die unzähligen Veröffentlichungen des italienischen Labels zieren, verbergen sich daher selten wirkliche Newcomer, dafür ist durch das Zurückgreifen auf gestandene Profis fast immer garantiert, dass ein gewisser Qualitätsstandard nicht unterschritten wird.

So gibt es bei SUNSTORM also ein Wiederhören mit Joe Lynn Turner. Obwohl: Der Sänger war ja eigentlich nie weg, schließlich war er nach seiner erfolgreichen Zeit bei RAINBOW und seinem Kurzauftritt bei DEEP PURPLE ("Slave And Masters") nicht nur bei BRAZEN ABBOTT und dem HUGHES TURNER PROJECT zu hören, sondern hat neben vielzähligen Gastauftritten auch stetig Soloscheiben veröffentlicht. Sein letztes (insgesamt zehntes) eigenes Studiowerk "The Usual Suspects" ist auch gerade erst ein Jahr alt.

Zur Umsetzung seines SUNSTORM-Projekts hat Turner mit Dennis Ward (PINK CREAM 69) als Produzenten einen weiteren Workaholic hinzugezogen, der auch gleich die Bassparts und die Backgroundvocals übernommen hat. Beim gebotenen Songmaterial handelt es sich aber mitnichten um neuen Stoff, sondern um Titel, die schon vor etlichen Jahren auf dem zweiten Soloalbum des Amis landen sollten und die der Sänger überwiegend gemeinsam mit Jim Peterik (Ex-SURVIVOR/PRIDE OF LIONS) geschrieben hat. Weitere, geringere Credits schlagen bei Dann Huff (GIANT) und (dem verstorbenen) Van Stephenson zu Buche.

Da wundert es natürlich nicht, dass hier vieles traditionell und vor allem stark nach SURVIVOR klingt. Hinzu kommen noch diverse Erinnerungen an JOURNEY, späte FOREIGNER und andere AOR-Größen. Insgesamt enthält das Album alles, was ein gutklassiges "Erwachsenen-Album" ausmacht, ist unterm Strich aber sehr ruhig und seicht ausgefallen. Die Balladen "Strenght Over Time" und "Another You" bewerben sich bereits für einen Sonderplatz auf dem nächsten Kuschelrock-Sampler, da wird es mit dem verträumt-traurigen "Heart Over Mind", dem zarten Midtempo "Making Up For Lost Time" und dem tranigen "Arms Of Love" am Ende doch etwas zu plüschig. Rocker der Marke "Fist Full Of Heat" und "Fame And Fortune" sowie der soulige Gitarrentrack "Love´s Gone Wrong" sind als Ausgleich für diese seichte Durststrecke aber äußerst brauchbar.

FAZIT: Jeder, der bei der Erwähnung der oben genannten, ehemaligen Multiseller leuchtende Augen (respektive Ohren) bekommen hat, dürfte auch noch ein Plätzchen für SUNSTORM im Regal frei haben. Erwartet aber keine großartigen Überraschungen, mehr als eine nette Ergänzung zum Programm der Großmeister sind SUNSTORM wohl nicht.