Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

End Time Channel: Shanghai Pulse (Review)

Artist:

End Time Channel

End Time Channel: Shanghai Pulse
Album:

Shanghai Pulse

Medium: CD
Stil:

Experimental Rock

Label: Selbstrelease
Spieldauer: 37:26
Erschienen: 01.02.2009
Website: [Link]

Kapitel 3 der Endzeitsaga END TIME CHANNEL führt uns nach dem Prolog "Valuna Twilight Café", dem Suspense-Builder "Starship neilA" und dem mit Pauken und Trompeten einfallenden Interludium "A World of Uniformity" in die letzte Festung der Menschheit, die Großmetropole Shanghai. Der Krieg ist allem Anschein nach verloren, der Klimax vorbeigezogen. Nun geht es – zumindest dem Lehrbuch für Science Fiction zufolge – darum, menschliche Verhaltensmuster im Angesicht eines Neuaufbaus zu betrachten. Und so gut wie immer versammeln sich die letzten Überlebenden an einem Punkt, um die Kräfte zu bündeln und den Feind abzuwehren, der sich da anmaßt, einfach die Erde in Anspruch zu nehmen. So war es bei "Kampf der Welten", so war es bei "Independence Day", so ist es auch bei END TIME CHANNEL.

Die Vorhersehbarkeit der Erzählung ist weiterhin der größte Pferdefuß des Projektes, das Mastermind Udo Fischer in Kapiteln erzählt, die wie gehabt stets in einen neuen musikalischen Stil gekleidet werden sollen. Was die kompositorischen Ambitionen anbelangt, bewegt er sich allerdings weiterhin stilsicher durch die Meerräume der Galaxie, um mit atmosphärischen Bauwerken erster Güte zu beeindrucken und zu überraschen. Sicher, die ungünstigen Produktionsbemühungen hört man immer wieder heraus (insbesondere im rabiaten Vorgänger), ebenso den Umstand, dass viele Aufgaben auf einem Einzelnen lasten, der vom Songwriting bis zum Artwork in praktisch jeden Arbeitsschritt integriert ist. Und doch genügt ein kurzer Blick in die Arbeit, um der wabernden Atmosphäre zu verfallen, die nicht von ungefähr an die frühen Experimente eines STEVEN WILSON erinnern.

Wo sich nun die Menschen im Shanghai-Komplex versammeln, sammelt sich END TIME CHANNEL ebenfalls neu und baut eine frische Ladung auf, nachdem die Plasmakanone gerade abgefeuert wurde – und fast könnte man meinen, Fischer liegt das Zusteuern auf etwas besser als das Steuerziel selbst, denn "Shanghai Pulse" knüpft wieder vollkommen an die gelungenen ersten beiden Teile der Saga an.

Wiederum annähernd komplett instrumental, nur mit wenig Unterstützung von Sängerin Areeg Mulhi also, spricht die Musik für sich selbst. Passend zum Titel streuen sich die Klänge asiatischer Instrumente ein und versprühen exotisches Flair, ohne die universelle Ausweglosigkeit des Sounds, der sich aller Abwechlung zum Trotz inzwischen als typisch END TIME CHANNEL herausgestellt hat, zu überdecken.

Mit Obhut bedachter Atmosphärenaufbau trifft da auf Melodien, die sich, angefasst mit Samthandschuhen, aus dem weißen Rauschen schälen. Der Opener hypnotisiert beinahe, dann allerdings folgt ein kurzer Teil mit belanglosen Melodien, bevor die Platte strukturell songlastiger wird und mit griffigen Stücken aufwartet, die man im Kopf behält. Zwischendrin immerzu diese gar nicht klischeehaften Teile fernöstlicher Musik, die "Shanghai Pulse" seinen eigenen Charakter geben.

FAZIT: Aus der Distanz betrachtet womöglich sogar das beste Album von END TIME CHANNEL, das allerdings wie alle anderen zuvor mit Abnutzungserscheinungen vor allem beim Drumming zu kämpfen hat, die jedoch durch den kompositorischen Facettenreichtum Udo Fischers mehr als ausgebügelt werden. Zwar würde man keinen Pfifferling mehr auf ein originelles Ende der Reihe setzen, doch es gibt noch viel mehr Gründe, am Ball zu bleiben.

Sascha Ganser (Info) (Review 5929x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Weave A World
  • Head On The Line
  • Dead Elevator
  • Eyes Turned Grey
  • Blurred In Scenes
  • Aseptic
  • Morning Pills
  • Who Is Woo
  • Unhasty Thoughts
  • Phurmagada
  • Silent Road
  • Organic Black

Besetzung:

  • Gesang - Areeg Mulhi
  • Sonstige - Udo Fischer (Alles), Marcus Michaely (Saxophon)

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Udo Fischer
gepostet am: 16.06.2009

Auch auf diesem Wege möchte ich mich ganz herzlich für die Mühe und die Reviews bedanken, aber auch die Chance nutzen, um einen ganz kleinen Kritikpunkt daran loszuwerden:

"Die Vorhersehbarkeit der Erzählung ist weiterhin der größte Pferdefuß des Projektes" - Musik ist nun einmal ein anderes Medium als z.B. Buch- oder Filmmaterial. Für mich ist Musik entgegen der beiden anderen dazu Gedacht, die Fantasie anzuregen, anstatt die "Story" schon bis ins kleinste zu erzählen und so die Fantasy zu beschränlen. Deshalb sind die Alben so angelegt, dass sie nur das Fundament und den jeweiligen Ausgangspunkt der jeweiligen Geschichtsabschnitte bilden, um von da an dem Hörer die Möglichkeit zu geben, die Story mit eigener Fantasie weiterzuspinnen. Deshalb ist die Geschichte so kompliziert, wie der Zuhörer es zulässt, kann also sowohl sehr simpel und straight sein mit einem loungigen Charakter, oder verstrickt und progressiv bis in die Unendlichkeit. Es ist die Frage, wie man das Material hört und was man daraus macht... Entscheidet selbst! :)
Kami
gepostet am: 16.06.2009

Für mich bisher das beste Album von End Time Channel. Es ist eine konsequente Steigerung (und gleichzeitig Beruhigung) der ersten beiden Alben. Die Reise durch das facettenreiche Universum wird in Shanghai (wie passend!) fortgesetzt. The story goes on. In den Anfängen von End Time Channel kursierte der Begriff "Kino im Kopf". Stimmt.
Meine Empfehlung
Sascha [Musikreviews.de]
gepostet am: 16.06.2009

Hallo Udo,
Kritik angenommen. ;) Bei mir persönlich war es eben so, dass sich mir keine neuen thematischen Felder erschlossen. Grundsätzlich lässt du aber definitiv genug Raum für eigene Interpretation (das zweite Album zB. ist ja komplett instrumental, auf "A World of Uniformity" fehlen die Songtitel etc.). Ich würde da allerdings keinen Unterschied zB. zum Medium Film ausmachen, auch da ist es möglich, eine Geschichte alleine oder zumindest primär per Bildsprache zu erzählen. Dahingehend unterscheiden sich die Medien Film und Musik für mich nicht großartig. Beim Buch mag das wieder anders sein, da ist man ja gewissermaßen auf die Buchstaben angewiesen. ;)
Udo Fischer
gepostet am: 16.06.2009

Servus Sascha,
*g* "möglich" ist es selbstverständlich, nur ist eben die große Frage, die jeder für sich selbst entscheiden muss, ob es auch sinnvoll ist ;) Ein Beispiel: Was hat den besonderen Reiz an Alien 1 ausgemacht? Bei mir persönlich, dass man das Monster nur schattenartig gesehen hat, nur erahnen konnte und der Rest der Fantasie überlassen wurde. Dies ist der Weg, den auch ich versuche zu beschreiten: Andeutung statt Ausfüllung ;)
Sascha [Musikreviews.de]
gepostet am: 16.06.2009

Genau diese Herangehensweise ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich so positiv überrascht worden bin von der Musik selbst, während ich die Story selbst zwar als über weite Strecken zweckdienlich und passend empfunden habe, aber halt nicht als irgendwie innovativ. Ich zeichne übrigens nebenher Comics und habe mich auch mal an eine Endzeitsaga gemacht - zwar nicht mit SciFi-Elementen, dafür Fantasy-Einsprengseln. Und die "End Time Channel"-Reihe erinnert mich irgendwie stark an meine Comics. Ich habe auch gerne angedeutet, Silhouetten gezeichnet, Interpretationsebenen eröffnet, im Kern war es aber eben eine klassische Geschichte mit archetypischen Figuren. Das sehe ich in deinen Arbeiten auch (noch, vielleicht gibts ja später einen alles auf den Kopf stellenden Plottwist ;) ). Ist aber ja nicht schlimm, was zählt ist die Musik, und die hat mir überdurchschnittlich gut gefallen dafür, dass ich ohne Erwartungen eingestiegen bin. ;)
Udo Fischer
gepostet am: 16.06.2009

Wo du Recht hast, hast du Recht und vielen Dank nochmal! :) Das nächste Album bring ich dir dann persönlich vorbei und geb dir dazu mal ein (natürlich völlig Korruptionsfreies!! *g*) Bierchen aus! :)
Sascha [Musikreviews.de]
gepostet am: 16.06.2009

Das ist doch mal ein Wort! Und keine Sorge an die Leser, korrumpieren lass ich mich nur durch eine Villa mit Swimmingpool und Ferrari in der Garage. ;)
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!