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Meat Loaf: Live At Rockpalast (Review)

Artist:

Meat Loaf

Meat Loaf: Live At Rockpalast
Album:

Live At Rockpalast

Medium: DVD
Stil:

Melodic Rock, mal bombastisch, mal knallhart

Label: Eagle Rock Entertainment
Spieldauer: 105:00
Erschienen: 10.10.2009
Website: [Link]

Gleich vorab: diese DVD weist eine extreme Diskrepanz von Licht und Schatten auf:
• Licht: das Konzert
• Halbschatten: das Bild (4:3 Screen Format)
• Schatten: der Ton (nur in Dolby Digital Stereo)
• Totale Düsternis: das Interview von Jörg Gülden mit MEAT LOAF & Jim Steinman!

Eigentlich verstand es die „Rockpalast“-DVD-Reihe bisher immer mit recht gutem Klang zu überzeugen. Leider macht diesbezüglich der Konzertmitschnitt vom 11. Juni 1978 aus der Offenbacher Stadthalle eine traurige Ausnahme. Deshalb wird sie wohl eher für die Fans von MEAT LOAF geeignet sein als für diejenigen, denen besonders ein voluminöser, gut auf die Instrumente ausgesteuerter Klang am Herzen liegt. Wirklich schade, denn das, was die Musiker auf der Bühne zu bieten haben, setzt im Jahre 1978 durchaus so einige Maßstäbe. Genauso wie das erste Album von MEAT LOAF „Bat Out Of Hell“, das aus heutiger Sicht echte Musikgeschichte schrieb und in Offenbach live zur Aufführung kam.

Erfahrungen haben uns gelehrt, dass dicke Menschen oftmals eine fantastische Stimme haben und wenn sie sogar noch über eine gehörige Portion Humor verfügen, machen sie aus ihrer Leibesfülle kein Geheimnis. Abgefahren allerdings muss man wohl schon sein, wenn man sich als Fettklops auch noch den Bandnamen MEAT LOAF gibt. Nur wer so singt, der kann sich wirklich alles leisten.

Mit „Great Boleros Of Fire“ eröffnen die Mannen um Jim Steinman, dem unangefochtenen, kreativen Kopf von MEAT LOAF, das Konzert. Bereits hier wird deutlich, dass die Klangqualität mehr als zu Wünschen übriglässt. Ein hohes, recht lautes, oft blechern klingendes Schlagzeugspiel (ohne voluminöse Tiefen), viel zu leise ausgesteuerte Gitarren und – am Schlimmsten – ein Piano, das der Hörer bei diesem Mitschnitt kaum vernehmen kann. Änderung ist bis zum Ende des Konzertes leider nicht in Sicht.

Wie der Leibhaftige erscheint bei „Bat Out Of Hell“ ein schaurig dreinblickender MEAT LOAF auf der Bühne und entert das Mikro – und welch Glück – wenigstens der Gesang klingt ordentlich ausgesteuert und dermaßen sauber, dass man glaubt, er käme direkt vom Studioalbum. Als lebendige Antithese zu MEAT LOAF legt sich kurze Zeit später auch die gertenschlanke KARLA DEVITO mächtig ins sangliche Zeug und feuert den extrem schwitzenden und ein nach dem anderen roten Tuch verbrauchenden „Fettkloß“ an. Dritter im Bunde, zuständig für alle gesprochenen Texte, ist JIM STEINMAN, bei dem zumindest – im völligen Gegensatz zu seinem Klavier – das Mikro ordentlich ausgesteuert ist.

Besondere Leckerbissen des Konzerts sind neben der Darbietung der bekannten Titel vor allem aber die Vielzahl der Solis, ob an den Gitarren, am Bass, an den Tasten oder am Schlagzeug. Jeder Musiker bekommt die Chance, seine Fähigkeiten bis zur regelrechten Ekstase an seinem Instrument zu beweisen. Und solo klingen die einzelnen Instrumente auch gut – nur wenn der Rest der Band einsetzt, wirkt der Sound wie gehabt recht schwammig. Bei „Paradise To The Dashboard Light“ darf dann auch KARLA DEVITO ihre solistischen Sangeskünste überzeugend darbieten – natürlich im Duett mit MEAT LOAF. Gratis dazu gibt’s ein „fettes“ Knutschen zwischen ihr und MEAT LOAF samt Tittengrapschen. Wo ist da nur die Gleichstellungsbeauftragte geblieben, um die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz anzuprangern?! FSK ab 0? Da haben unsere oberen medialen Ordnungshüter wohl nicht ganz richtig aufgepasst. Doch gleich nach der erotischen (Oder doch etwas abartigen?) Knutscherei wird erst einmal völlig unverfänglich die Band vorgestellt.

Und weiter geht’s mit einer gecoverten Rock’N’Roll-Version samt unglaublicher Klaviereinlage: Johnny B. Goode. Unbändige Spielfreude pur, abseits der typischen Meat-Loaf-Pfade. Der nächste bandfremde Titel wartet aber schon. Mit „River Deep, Mountain High“ dürfen Meat „Ike“ Loaf & Karla „Tina“ Devito noch mal so richtig die Sau rauslassen. Trotzdem wirkt der Titel wie ein Fremdkörper in dem Konzert und wird damit zum Schwachpunkt, was wohl auch daran liegt, dass eine Karla Devito einfach keine TINA TURNER ist.

Balladesk geht das Konzert mit „Two Out Of Three Ain’t Bad“ zuende, bevor bei einer Zugabe MEAT LOAF noch durch eine turnerische Einlage zu glänzen versucht. Er stürmt über die Bühne und setzt zu einer Art Salto an, der aber im Grunde nur eine Rolle vorwärts mit Anlauf ist. Bei so viel Lebendgewicht eine Höchstleistung, die sich wohl kurze Zeit später beim Konzert in Ottawa rächt. Hier bricht sich MEAT LOAF ein Bein. In Los Angeles wird die Tour zwar noch fortgesetzt, im Rollstuhl, doch dann muss der Rest der Konzerte ersatzlos abgesagt werden.

Die DVD endet mit frenetischen Zugaberufen, ob es noch zu einer Zugabe kommt, bleibt zumindest den DVD-Betrachtern vorenthalten.

Recht überflüssig ist außerdem das Interview, das als Bonus beigefügt ist. Jörg Gülden versucht nach deutscher Begrüßung ein holpriges englisches Gespräch mit MEAT LOAF und Jim Steinman zu führen, bei dem sich MEAT LOAF sogar genötigt fühlt, Gülden zu fragen, ob er lieber das Interview übernehmen soll, weil die Fragen doch öfters nur nach recht langen Pausen gestellt werden. Außerdem fehlt die deutsche Übersetzung des Gesagten. Garantiert keine Meisterleistung.

FAZIT: Ein Konzert der Extraklasse aus dem Jahr 1978 leidet unter der nur mittelmäßigen Klangqualität und wird so manchmal zum akustischen Ärgernis. Trotzdem ist es ein Leckerbissen für alle Freunde guter Musik und Gegner jeglicher Diät oder übertriebenen Schlankheitswahns – eine der letzten Kameraeinstellungen, die von unten auf den fetten Bauch des Sängers, der aus dem leicht geöffneten Hemd hervorquillt, hält, zeigt es uns mal wieder: richtig gute Musik basiert auf wirklichem Können, aber nicht auf blödsinnigen Äußerlichkeiten.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6510x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Great Boleros Of Fire
  • Bat Out Of Hell
  • You Took The Words Right Out Of My Mouth (Hot Summer Night)
  • All Revved Up With No Place To Go
  • Paradise By The Dashboard Light
  • Introducing The Band
  • Johnny B. Goode
  • River Deep, Mountain High
  • Johnny B. Goode (Reprise)
  • Two Out Of Three Ain’t Bad
  • All Revved Up With No Place To Go (Reprise)

Besetzung:

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