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thisONEless: To Give Everything... (Review)

Artist:

thisONEless

thisONEless: To Give Everything...
Album:

To Give Everything...

Medium: CD
Stil:

Alternative Metal

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 39:54
Erschienen: 2010
Website: [Link]

Einen kurzen Moment lang überkam mich warme Nostalgie, als ich die Promo der Pfälzer THISONELESS aus ihrer liebevollen Pappumverpackung befreite (mit Klettverschluss und allem drum und dran!), das beiliegende Schreiben schmunzelnd las (mit Abstand das sympathischste Promoschreiben des Jahres) und die Disc in den Player legte. Die zurückliegenden zehn Jahre verflüchtigten sich einfach und der "N-U-M-E-T-A-L" buchstabierte Alternative Metal / Crossover des Jahrtausendwechsels brach wieder über mich herein; oder zumindest seine Intentionen.

Die spürbar defizitäre (Eigen-) Produktion verhindert zwar den direkten Anschluss an gepimpte Ross-Robinson-Hochglanzalben, aber dafür schlägt der Aufbau der Songs voll in die Oldschool-Kerbe und demonstriert, wie es damals war, als Musik böse und geriffelt sein wollte: synkopische Rhythmik, Riffdominanz, Scream- und Shoutchöre, aggressives Drumming, temporär eingebaute Fremdelemente, memorable Hooklines, einfach ein cooler Sound.

THISONELESS operieren dabei aus der viel zitierten "Emo"-Ecke (und das, wo's doch so schön ist in der Pfalz?), in die sie alleine schon wegen des gewöhnungsbedürftigen Organs von Sänger Sam gedrückt werden, der reichlich Gene von Jan Delay, EMIL BULLS' Christoph von Freydorf und PLACEBOs Brian Molko inhaliert haben muss, was in Balladen wie "Standing On The Sidelines" ebenso schräg klingt wie in mit Shouts gewürzten Alternative-Metal-Archetypen wie "Invited To Leave", die zuverlässig melancholische Refrains mit scharf schneidenden E-Gitarren-Schrubbereien schichten. Nach und nach deckt die fünfköpfige Truppe im Eifer des Gefechts ein zu Anfang nicht für möglich gehaltenes Repertoire an spielerischer Abwechslung frei, das ganz offensichtlich der eigenen Ambitioniertheit zu verdanken ist. Die simplen Basisinstrumente werden mit viel Kreativität zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt, insbesondere die Gitarre: mal soll sie getupfte Akzente setzen, mal wird sie noisy übersteuert, mal übernimmt sie mit groovigem Gebell und Gejaule die genretypischen Drohgebärden eines Raubtiers, die den einen ängstigen und dem anderen imponieren soll. Selbst vor weltmusikalischen Einflüssen, wie man sie von ILL NINO oder SOULFLY kennt, scheuen THISONELESS nicht zurück ("Bruised").

Problem an der Sache: jeden Taschenspielertrick, der auf dem Zwölfteiler ausgepackt wird, hat man längst vorhergesehen, bevor das große Prestigio gelüftet wird. Zu oft ist bereits alles schon einmal zur Anwendung gekommen, zu oft ist man Zeuge ähnlicher Ideen geworden. Bei einem bewusst mit Traditionen oder Klischees spielenden Album wäre das soweit kein Problem, aber "To Give Everything…" ("…Means To Get Nothing", ergänzt ein Songtitel) ist ein Album der Ambitionen, besser zu sein als der graue Durchschnitt, selbst schon dem Namen nach. Hat man sich einmal durch die dünne Produktion gekämpft, dürfen THISONELESS zwar einerseits stolz sein auf ihre spielerischen Kapazitäten, andererseits zerrt die Fokussierung auf diese Kapazitäten die unangenehme Erkenntnis ins Licht, dass insbesondere die erste Albumhälfte aller Vielseitigkeit zum Trotz aus musikalischen Armen Rittern besteht, bevor ein paar gelungene Experimente in Hälfte Nr. 2 wenigstens noch den halben Most aus dem Keller retten.

FAZIT: Schillernder Alternative Metal mit EMIL BULLS-Einschlag (alleine schon wegen dem, der sich da Sam nennet), der vital instrumentiert ist, aber leider an einem kleinen und einem größeren Defizit leidet. Verschmerzbar und verzeihlich ist die recht dünne Produktion aus eigenem Anbau; ein echtes Problem dagegen ist es, wie offensichtlich man dem Album als Hörer jederzeit einen Schritt voraus ist. Die Experimentierfreude scheint THISONELESS bereits gegeben – einzig muss sie noch lernen, über den Tellerrand hinauszuwachsen.

Sascha Ganser (Info) (Review 4874x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 7 von 15 Punkten [?]
7 Punkte
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Tracklist:
  • Open
  • Blackening
  • Antiseptic
  • To Give Everything Means To Get Nothing
  • Invited To Leave
  • Standing On The Sidelines
  • The Mimic Man
  • Still The Same
  • Bruised
  • Dolores
  • The Battle
  • Close

Besetzung:

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