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Hellfighter: Damnation's Wings (Review)

Artist:

Hellfighter

Hellfighter: Damnation's Wings
Album:

Damnation's Wings

Medium: CD
Stil:

Thrash Metal

Label: Heavy Metal Records
Spieldauer: 54:29
Erschienen: 08.03.2011
Website: [Link]

Das Thrash-Revival der letzten Jahre lässt erstaunlicher Weise eine bestimmte Spielart ziemlich außen vor: Die melodische. Ob das nun an der überbordenden Wut der jungen Wilden oder einem Mangel an guten Sängern liegt, sei dahin gestellt. Tatsache ist jedoch, will man Thrash mit „richtigem“ Gesang hören, ist man auf die Opas des Genres angewiesen. HEATHEN haben ein klasse Album abgeliefert, die neue FORBIDDEN ist, gemessen an den völlig eigenständigen, kreativen Höhenflügen „Distortion“ und „Green“, nur als Enttäuschung zu bezeichnen. METALLICA oder ANTHRAX fallen seit ewigen Zeiten eher durch Peinlichkeiten auf, als durch gute Musik, MEGADETH gniedeln sich mit bloßen Aneinanderreihungen von Fingerübungen in die Bedeutungslosigkeit. Und das war es dann auch schon.

Nun kommen aus heiterem Himmel fünf Engländer daher und bereichern das Genre um ein Album, das es mit der HEATHEN-Großtat durchaus aufnehmen kann. HELLFIGHTER bestehen mit Simon Gordon, Kristian Havard und Dennis Gasser zu drei Fünfteln aus der Besetzung des kriminell unterschätzten, letzten XENTRIX-Albums. Und im Prinzip hätte man hier auch XENTRIX drauf schreiben und damit vielleicht ein paar Einheiten mehr absetzen können, denn allzu groß sind die Unterschiede nicht. Die Entscheidung für den Neuanfang spricht für das Selbstvertrauen des Fünfers. Und das können sie sich auch erlauben, denn „Damnation’s Wings“ ist noch um einiges stärker geworden als seinerzeit „Scourge“.

Das fängt schon damit an, dass Gordon mittlerweile ein richtig toller Sänger ist, der offenbar kontinuierlich an der Verbesserung seiner Fähigkeiten arbeitet – eine weitere Parallele zu HEATHEN, beziehungsweise David, ah, White? Godfrey? Spieltechnisch bestachen schon XENTRIX durch eine Tightness, die auch größere Namen bei weitem nicht immer hinbekamen, das ist auf dem begeisternd gezockten neuen Album nicht anders. Bei Hookline-Monstern wie „Tower Of Sin“, „A Lesser God“, „Revolution Within“, „Descent“ oder „Firewalker“ die Füße still zu halten ist quasi unmöglich. Auch die Gitarrenfront muss keinen Vergleich scheuen, nicht einmal im sensiblen Lead-Bereich, der bei minder talentierten Solisten gern mal nur aus sinnlosen Angebereien besteht. Die ruppigen Riffs treiben einem eh sofort Tränen des Glücks in die Augen. Die zum Teil recht langen Songs (wieder lässt die Bay Area grüßen) changieren zwischen groovigem Midtempo und gelegentlichen Ausflügen in Richtung Tempolimit, strotzen dabei vor Abwechslung und Melodie, ohne weichgespült zu wirken, erweisen jedoch in kleinen Details dem klassisch metallischen Hintergrund der älteren Herren ihren Respekt. Als Beispiel sei das erste Mal genannt, da Gordon auf der Scheibe den Mund aufmacht.

Das größte Erstaunen ringt dem Hörer der Name Andy Sneap ab, der das Album produziert und abgemischt hat. Das hört man nämlich kaum, was ein großes Kompliment eines noch größeren Sneap-Hassers ist. Endlich, endlich hat er mal diese eklig klebrigen, Ohrenkrebs verursachenden Scheiß-Trigger weggelassen und ein Schlagzeug produziert. Mag sein, dass er nicht so viel editieren musste wie bei anderen Bands, weil Gasser ein Ass an seinem Instrument ist, vielleicht hat er sich auch die immer lauter werdende Kritik an seiner Arbeit zu Herzen genommen, am Klang von „Damantion’s Wings“ gibt es jedenfalls nicht viel auszusetzen.

Bleibt zu hoffen, dass die Metal-Meute möglichst zahlreich über die Scheibe stolpert und die Truppe in Bälde live vorstellig wird.

FAZIT: Auf eine junge Truppe mit einem kompetenten, melodischen Sänger muss man weiter warten, aber zum Glück gibt es noch ein paar nach wie vor hungrige alte Herren, die den Kids zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Dass in diesem Review mehrfach der Name HEATHEN fällt, ist kein Zufall, erinnert das kompositorische Schema doch mehr als einmal an „Evolution Of Chaos“. „Damnation’s Wings“ ist dabei jedoch keinesfalls auch nur in der Nähe einer Kopie, sondern stellt eine willkommene und bärenstarke Bereicherung in einer zurzeit unterrepräsentierten Spielart des Thrash Metal dar. Unbedingt anchecken!

P.S. Obwohl das Album längst erschienen ist, zeichnen sich aufgrund des kleinen Labels schon wieder Schwierigkeiten ab, heran zu kommen. Ich musste mein Exemplar aus England kommen lassen. Tut euch den Gefallen!

Hendrik Lukas (Info) (Review 6308x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Tower Of Sin
  • A Lesser God
  • Legacy Of Hate
  • Faith In Lies
  • Damnation's Wings
  • Revolution Within
  • Epitaph
  • Bring Only Pain
  • Descent
  • Firewalker

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
brain
gepostet am: 22.04.2011

User-Wertung:
13 Punkte

Gutes Review, nur beim Thema "Schlagzeug-Sound" bin ich anderer Meinung. Da höre ich schon das Sneap-typische Knallen der Snare und einen gewissen pappigen Effekt der Kick-Drum.
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 22.04.2011

@ brain
Ich muss zugeben, dass du mit dem Schlagzeugsound recht hast. Als ich das Review schrieb, stand mir nur die Anlage meiner Freundin zur Verfügung und die klingt völlig anders als meine. Wieder zurück im vertrauten Sound klingt das Schlagzeug wirklich nicht mehr so doll. Schade, ich hatte gehofft, der Sneap hätte mal nen Einschlag gemerkt.
jay
gepostet am: 03.09.2013

@ hendrik
also ist ganz klar andy sneap schuld das die platte scheiße klingt und nicht deine falsch konfigurierte anlage.
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 03.09.2013

@ jay

Das hat mit der Konfiguration nichts zu tun. Das Review schrieb ich auf einer Anlage, die extrem bassig und mumpfig (und einfach schlecht) klang.

Eine gute Anlage (meine ist eine gute) legt offen, was ich bei Sneap (und Hansen, Madsen, Suecof....) immer zum Kotzen finde. Ewig gleiche Klicker-Klacker-Trigger, Loudnesswar-Mastering, steril editierte, frequenzgeputzte Tut-nicht-weh-Sounds. Das ist nicht nur identitätsbefreit, sondern auch im Ansatz unmusikalisch, weil der Klang der Instrumente doch wohl immer noch eine wichtige Dimension der Musik darstellt? Dass das so vielen Leuten egal ist, werde ich nie verstehen.

Kurzum: Man kann an den Reglern der Anlage drehen, solange man will - aus einem Sneap-Schlagzeug wird man nie heraushören können, wie denn nun das INSTRUMENT klingt. Es gab Zeiten, da ging das. Eine wunderschöne Produktion ist beispielsweise ANANCRUSIS' "Screams And Whispers". Sowas gibt es heute kaum noch und im Mainstreammetal gar nicht mehr.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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