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Le Orme: La Via Della Seta (Review)

Artist:

Le Orme

Le Orme: La Via Della Seta
Album:

La Via Della Seta

Medium: CD
Stil:

Italo Prog

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 41:12
Erschienen: 22.04.2011
Website: [Link]

Was lange währt, wird gut!
Diese Weisheit trifft leider viel zu selten auf sich lange hinziehende Veröffentlichungen der progressiven Rockmusik zu, bei denen so einige „Uralt“-Bands lieber für den Verkauf ihrer Neuveröffentlichung ihren Ruf ruinieren, dafür aber ihren Ich-kaufe-alles-Fans einen weiteren Abklatsch eigener Resteverwertung anbieten. Hauptsache dieser Krams kommt von ihrer angebeteten Musik-Göttlichkeit – ob die nun mit „Glocken“-Geläut aus dem Hause OLDFIELD oder PINK FLOYD daherkam oder im freien Flug zur Landung im ELOY- und YES-Hafen ansetzte.

Nun aber kommt eine weitere „Uralt“-Band nach über sieben Jahren direkt über die „La Via Della Seta“ (Seidenstraße) zu uns. Direkt aus Italien, dem Ländle des Bunga-Bunga-Ex-Präsidenten und eines feigen Kapitäns, der durch Zufall in ein Rettungsboot fiel. Solchen Ruf hat dieses wundervolle Land wirklich nicht verdient – und der beste Beweis dafür ist die Musik, die aus diesem Land kommt! Denn während so ein Schweine-See-Hund wie Kapitän Francesco Schettino den Mythos des aufrechten Kapitäns, der als letzter das sinkende Schiff verlässt, zerstört, bewahren die Italiener von LE ORME den Mythos, dass aus Italien eine ganz besondere Form progressiver Rockmusik kommt, der klassische Italo-Prog, womit der musikalische Ausnahme-Ruf durch „La Via Della Seta“ unmissverständlich rehabilitiert wird! LE ORME sind zurück – welch Glück! Und sie verlassen definitiv nicht das sinkende Schiff des progressiven Rocks, sondern steuern es voller Stolz um jede noch so gefährliche Klippe.

Gut 45 Jahre haben LE ORME bereits auf dem Buckel und es gelang ihnen, bis auf wenige Totalausfälle („Smogmagica“ und „Orme“), sich immer wieder neu zu erfinden und dabei trotzdem irgendwie treu zu bleiben und symphonische Rockmusik typisch italienischer Prägung zu vervollkommnen und darzubieten. Egal, wie oft sie dabei auch einzelne Musiker austauschten und die einzige feste Größe sich hinter dem Schlagzeug festsetzte: MICHI DEI ROSSI, der Bum-Bum-Beherrscher, aber bestimmt nicht Bunga-Bunga-Experte. Er ist wohl der entscheidende Mann hinter dem überraschend beeindruckenden Seidenstraßen-Album.

LE ORME (übersetzt: Fußspuren) hinterlassen diesmal ihre Spuren auf der „La Via Della Seta“ (Seidenstraße). Der Texter MAURIZIO MONTI schuf dafür textlich ein Werk, das den Menschen in seinem ewigen Kampf um den Frieden, die Gemeinschaft und die Ideale der Menschlichkeit darstellt, die sich nicht in die Schablonen von einseitigen Religionen, Hass oder Intoleranz gegenüber Andersartiger pressen lässt. Toleranz ist die Botschaft, die über diese musikalische, 8000 Kilometer von Ostasien bis zum Mittelmeer reichende Seidenstraße getragen wird und China, Zentralasien und Persien mit Europa verbindet. Natürlich ist diese „Straßen“-Faszination nicht das erste Mal in der Musik verarbeitet worden. Bereits KITARO wurde mit seiner instrumentalen Variante der „Silk Road“ weltberühmt. Doch nun setzen die Italiener von LE ORME ihre progressiven Rockfüße auf diese wegweisende Stätte und hinterlassen definitiv keine schnell verblassenden oder vom Winde verwehten Spuren.

LE ORME schrieben in den 70er Jahren echte Musikgeschichte, auch wenn die in den 80ern deutlich verblasste. Im Jahr 2011 allerdings finden sie zu den 70ern zurück und sind so ein Glücksgriff für alle, die die frühen LE ORME mochten oder sogar liebten.

Federführend ist hierbei das trommelnde LE ORME-Ur-Gestein MICHI DEI ROSSI, das für dieses Album eine Band zusammenstellte, die aus Alt und Jung eine ideale Mischung darstellt. Und so klingt „La Via Della Seta“ wie die Transformation alter Zeiten in die Gegenwart. Was einstmals ein Klassiker war, klingt wie die neue Spielwiese der Gegenwart. Ein progressives Konzeptalbum eben, das sich der Moderne verweigert und dadurch völlig neue Trends setzt, die sich statt anzubiedern, abgrenzen. Eine grandiose Idee.

Genauso grandios wie die konzeptionelle Geschichte rund um die Seidenstraße. Und da das Booklet zum Album ausschließlich in italienischer Sprache beigefügt ist, gehe ich hier noch kurz auf die Story ein, für deren Übersetzung ich Bodo Kubatzki vom deutschen LE ORME-Fanclub (http://www.leormefanclubgermany.de) sehr dankbar bin.

„L'Alba Di Eurasia“ (Die Morgenröte von Eurasien) bezieht sich auf den Roman „1984“ von GEORGE ORWELL, in dem er Bezug auf eine der Supermächte (Eurasien) nach einem fiktiven Atomkrieg nimmt. So gesehen ein dramatischer Blick auf eine Zukunft, in der die Seidenstraße ihr Ziel der Völkerverständigung nicht erreichte. Fast typisch untermalt die Musik des Instrumentaltitels die Stimmung. Ein beinahe bombastisches, elektrifiziertes Inferno eröffnet den Song. Nur wenige Sekunden später aber wird es von einer einfachen, akustischen Gitarre abgelöst, die sich dann mit einer elektrischen vereinigt, bis das Schlagzeug rhythmisch die Morgenröte aufgehen und mit einer schönen Keyboard-Melodie verklingen lässt. Die Farbvielfalt der Seidenstraße erhält ihre erste musikalische Vertonung.

Mit einem Schlag erfolgt ein Riesensprung in die Vergangenheit. „Il Romanzo Di Alessandro“ (Der Roman: „Die Taten Alexanders“) dreht sich wiederum rein instrumental um den König von Makedonien, Alexander der Große, dessen Asienfeldzug sogar im Märchen vom „Sindbad der Seefahrer“ seinen Niederschlag fand. Auch die Musik ist märchenhaft. Bestimmt von Bass und E-Gitarre erstrahlen die nächsten, neuen Klangfarben.

Dann aber wird es endlich auch Zeit für den Gesang. JIMMY SPITALERI gibt den Hunnen (einem recht kriegerischen Völkchen) seine Stimme, die voluminös von den „Menschen, die den Krieg lieben“ kündet und eine gewisse Bedrohlichkeit zwischen klassischem Pianomotiv und E-Gitarre aufbaut.

Auch „Mondi Che Si Cercano“ (Welten, die einander suchen) setzt dieses Motiv sehr gekonnt rein instrumental fort. Manchmal sogar mit einem hymnischen Einschlag, um dann mit der Reprise von „Verso Sud“ thematisch und gesanglich sein Ende zu finden. Hierbei nimmt besonders das akustische Piano den Hörer komplett gefangen.

Bei „Una Donna“ (Eine Frau) dürfen die Amazonen (Bitte nicht mit dem Internet-Versandhandel verwechseln ;-) die Führung übernehmen. Recht harte Töne stimmt dabei Spitaleri an und das Keyboard bewegt sich im klassischen, leicht an ELP erinnernden Umfeld. Kein Wunder, denn es geht hier ja um „eine Kriegerfrau, die meine Gefühle bewacht“. Naja, wer von uns alten Ehekrüppeln kennt dieses Gefühl nicht?!

Schlag auf Schlag werden diese musikalischen Impressionen weiter entwickelt und variantenreich bis zum Abschluss des Albums verfolgt. Manchmal entsteht dabei der Eindruck, entweder mit dem Kamel über die Seidenstraße zu reiten oder mit dem Porsche darüber zu rasen. Irgendwie ist eben für jeden was dabei, der mit progressiver Musik etwas anfangen kann. Bis zum endgültigen, sehr hoffnungsvollen Ende, wenn die „Erde (über die Seidenstraße) zurückkehren wird, zur Wiege der Zivilisation, aufgehend in wahrhafter Harmonie.“

Ganz genau! „La Via Della Seta“ ist ein harmonisches, schönes und optimistisches Album geworden, dessen Botschaft als FAZIT ganz eindeutig ist:
Der Italo-Prog lebt!
LE ORME haben's (sich sowie ihren alten und hoffentlich neuen Fans) bewiesen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4400x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • L'Alba Di Eurasia
  • Il Romanzo Di Alessandro
  • Verso Sud
  • Mondi Che Si Cercano
  • Verso Sud (Ripresa)
  • Una Donna
  • 29457, L'Asteroide Di Marco Polo
  • Serinde
  • Incontro Dei Popoli
  • La Prima Melodia
  • Xi'an – Venezia – Roma
  • La Via Della Seta

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
proggus
gepostet am: 03.02.2012

Wow! Ein Meisterwerk? Das ist wirklich genauso gut, wie die Klassiker aus den 70er Jahren?
Thomas
gepostet am: 14.02.2012

User-Wertung:
13 Punkte

Superscheibe, ohne größere Schwachstellen; nur ein wenig kurz geraten
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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