Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Cholo Visceral: Cholo Visceral (Review)

Artist:

Cholo Visceral

Cholo Visceral: Cholo Visceral
Album:

Cholo Visceral

Medium: Download/CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 36:54
Erschienen: 18.01.2013
Website: [Link]

In Südamerika nimmt Peru, was Rockmusik im weiteren Sinn angeht, eine Ausnahmestellung ein, weil selbige dort seit jeher einen hohen Stellenwert genießt - Entwicklungen, die nachzuzeichnen jemand anders übernehmen mag. Insofern muss man angesichts von CHOLO VISCERAL, einer Prog-Band aus Lima, keinen sowieso unsinnigen Exotenbonus vergeben, denn ihre selbstbetitelte Standortbestimmung steht wenn nicht klanglich, so doch auf jeden Fall ideell im Zeichen ihrer Vorreiter FRÁGIL oder TRAFFIC SOUND.

Statt der zuweilen poppigen Ausrichtung speziell der ersteren hat sich das Sextett auf seinem Debüt der für viele als avantgardistisch empfundenen Lesart der Stilistik verschrieben, was aber im Grunde genommen nichts weiter bedeutet, als dass die Gruppe instrumental agiert und durch die Bank auf unkonventionelle Strukturen setzt - wenn auch nicht zwanghaft, denn "Cholo Visceral" fließt in seiner knappen Spielzeit stimmig dahin, natürlich ohne zu plätschern.

Die Besetzung mit Saxofon bedingt fast schon automatisch Schwenks gen sogenannten Jazzrock oder Fusion, die CHOLO VISCERAL strenggenommen sogar zu den energetischen Passagen hinreißen. So höre man etwa die irre Haken schlagende zweite Hälfte des Zehnminüters "Menu de 4", das neben dem ebenso langen Finale den Kern von "Cholo Visceral" ausmacht. Das Blasinstrument sorgt zudem für einstweilige Entspannung in bewusst brüchigen Tracks wie dem eröffnenden "La Rataza", wobei Elektroniker Nagel Diaz - wer hat in diesem Genre heutzutage einen echten DJ im Kader? - eine wichtige Rolle zur Verfremdung und Verfinsterung des Sounds der Band zukommt. Seine Klangeffekte und Sample-Wahl (Reden, Schreie) lassen Gedanken an Urwald-Rituale - so klischeehaft es klingt - oder urbane Zerwürfnis aufkommen, was vermutlich im besten Sinn der Gruppe steht.

Im Zentrum der Scheibe stehen ausgesprochen eingängige Elemente, zumindest losgelöst für sich genommen, beispielsweise die beiden akustisch konträren Parts von "Silvia Escarmiento", einem flirrenden Beginn einer- sowie dem traumschön melodischen Ende andererseits. Besonders elegant und landestypisch mit Flöten um Hintergrund wirkt Klon, dessen sehr verhallter Sound auch anderswo auf dem Album ein retrospektives Feeling heraufbeschwört, wo die satten Riffs und verqueren Läufe an allen Ecken und Enden distinguiert modern anmuten. Organisch bleibt das sonische Konzept von CHOLO VISCERAL dennoch, ihr Zusammenspiel sowieso.

Das erwähnte Schlussstück "Luzbel" kommt dem Stil von MAHAVISHNU ORCHESTRA und vor allem MAGMA, natürlich ohne Gesang, mithin am nächsten, aber originell ist es dennoch, was die Peruaner hier verbrechen ... weshalb sie sich wohl doch von irgendjemandem als Band gewordene Papaya oder Lúcuma bezeichnen lassen muss.

FAZIT: CHOLO VISCERAL platzieren Peru auf der Prog-Landkarte, falls die Nation nicht ohnehin einen festen Standort dort hat, und begeistern mit ihrem stimmungsvollen wie virtuosen Instrumentalsound zwischen Tradition und Moderne, ohne dass man sie als schrullige Quertreiber beschönigen müsste. Ihre Musik ist international ebenso verständlich wie konkurrenzfähig, also lasst die Entwicklungshelfer zu Hause und staunt euch mit diesem Album im Ohr eine Inka-Pyramide ins Wohnzimmer.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3771x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • La Rataza
  • Menú de 4
  • Silvia Escarmiento
  • Kión
  • Luzbel: El Pasaje Infernal

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier gibt Milch?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!