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Empty Days: Empty Days (Review)

Artist:

Empty Days

Empty Days: Empty Days
Album:

Empty Days

Medium: CD
Stil:

Konzeptloser Minimalismus und dramatischer Zeuhl

Label: AltRock / Just For Kicks
Spieldauer: 60:14
Erschienen: 04.10.2013
Website: [Link]

Anfangs erwartet einen noch eine angenehme Überraschung wenn man „Empty Days“ von EMPTY DAYS in seinen CD-Player schiebt. Statt der auf der Rückseite des Booklets angegebenen 49:03 wird eine Laufzeit von über 60 Minuten angezeigt. Vielleicht gibt’s hier im doppelten Sinne tatsächlich mehr zu hören als nach so einem tristen Booklet und solchem Titel vermutet. Doch diese „angenehme Überraschung“ wird nach der guten Stunde Spielzeit die einzige bleiben, obwohl mit „Two Views On Flight“ die Italiener von EMPTY DAYS ihr Album noch spannungsgeladen eröffnen. Das liegt auch am Gesang von ELAINE DI FALCO, die uns bei diesem Song beweist, wie angenehm warm und voluminös ihre Stimme klingen kann, wenn sie sich den tieferen, melancholischen Tönen widmet statt dem kurze Zeit später folgendem theatralischen oder operettenhaften Geträllere.

EMPTY DAYS machen am Ende ihrem Band- und Album-Namen alle Ehre. Sie klingen leer und auf minimale Emotionen beschränkt wie ein platter Lederball, aus dem die Luft langsam aber sicher entweicht, bis niemand mehr Lust darauf verspürt, ihm einen Tritt zu versetzen. „Ankoku“ klingt bereits wie das Nebelhorn eines Dampfers, der höchstens noch auf halbe Fahrt kommt. Ein Klavier klimpert verloren vor sich her, ein Becken wird wahllos bearbeitet, ein Cello sorgt für tiefgründige Dramatik und die Gitarre quietscht wie eine schlecht geölte Tür, die im Wellengang hin- und herschwenkt. Das ist eben Minimalismus – nur kein guter. „Ankoku“ ist dann auch der Startschuss für ein Album, das immer träger und langatmiger wird. Bereits „Words Lurking“, der zweit Song mit Gesang, zeigt uns dann, dass eine gute Frauenstimme in Kombination mit einer dünnen Komposition und einem klagenden Cello nichts bringt, außer so ein seltsam melancholisches Gefühl, das man am liebsten abschütteln will, weil es eher deprimiert als animiert, sich ein wenig fallen und treiben zu lassen. In „Kurai“ quietscht dann die Tür wieder und die Dunkelheit erobert sich mit seltsamen elektronischen (Stör-)Geräuschen die musikalische Oberhand. Minimalistischer Free-Jazz?! Nein, das klingt eher wie die musikalische Umsetzung des Album-Covers von SALVATORE GARAU in braun und grau. Hier gibt’s kein grün oder rot, keine helle Farbe mehr. Nur noch diese „Oh-ich-bin-heute-so-bedrückt“-Musik, die dann auf „Flow My Tears“, einem Stück von JOHN DOWLAND, mit klassischem Gesang dieses seltsam aufgebaute EMPTY DAYS-Konzept zerstört und uns glauben macht, wir hätten aus Versehen eine Klassik-Scheibe in unseren Player geschoben – Dank des Gesangs von RACHEL O'BRIEN. Komplett überflüssig! Genauso wie „Waiting For The Crash“, ein Instrumental, das wie der Start eines Flugzeugs klingt und nicht mehr als das zu bieten hat. Wer jetzt nicht die Nase voll hat, der wird wohl glücklich mit „Empty Days“. Denn nun geht es Schlag auf Schlag. Ein instrumentales Minimalismus-Stück der Marke BRIAN ENO im todlangweiligen Ambient-Fieber aus „Thursday Afternoon“ und „Music For Airports“ löst ein wie gehabt düster-atmosphärisches, oft mit viel Hall versehenes La-la-la-Gesangsstückchen ab. Vorhersehbar, durchschaubar und so langweilig wie eine Angela-Merkel-Rede im Bundestag, bei der die größte Spannung von ihrer Kette oder der Farbe ihres Blazers ausgeht.

Selbstverständlich gibt es auch eine Erklärung, warum die im Player-Display angezeigte Laufzeit der CD deutlich länger als auf dem Booklet angegeben ist. Der leidgeprüfte Hörer darf nach dreieinhalb Minuten von „This Night Wounds Time“, dem letzten CD-Titel, die verbleibenden 9 Minuten mit elektronischem Rauschen, etwas Geklimper und mehrminütiger Stille darüber nachdenken, was dieses Album ihm gegeben oder genommen hat. Ein weiterer leerer Tag geht zu ende und was gibt es Besseres dafür, als diesen mit „Empty Days“ musikalisch zu beenden.

EMPTY DAYS unter Federführung des YUGEN-Musik-Oberhauptes FRANCESCO ZAGO und mit Hilfe weiterer YUGEN-Bandmitglieder ist genauso aufregend wie der Name seines neuen Band-Projektes. Die richtige Musik für die Tage, die man am liebsten schnell vergessen will, weil sie so leer und sinnlos waren.

FAZIT: Auf „Empty Days“ erfahren wir die italienische Musik-Interpretation für einen permanenten Weltschmerz zwischen Minimalismus und Zeuhl. Musik, die sich als wahllos aneinandergereihte, abwechselnde 14 Stück(werk)-Instrumental-Gesang-Orgie bis zur Unerträglichkeit aus den Boxen quält, um am Ende wie der traurige Abschluss einer Beerdigungszeremonie in der Atmosphäre zu verhallen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3804x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 4 von 15 Punkten [?]
4 Punkte
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Tracklist:
  • Two Views On Flight
  • Ankoku
  • Words Lurking
  • Kurai
  • Flow My Tears
  • Ananke
  • Running Water
  • The Ghost Of Dawn
  • In Darkness Let Me Dwell
  • A Knife Under The Pillow
  • Coming Back Home
  • Waiting For The Crash
  • A Dark Vanessa
  • This Night Wounds Time

Besetzung:

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