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Next To None: A Light In The Dark (Review)

Artist:

Next To None

Next To None: A Light In The Dark
Album:

A Light In The Dark

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Metal

Label: InsideOut
Spieldauer: 57:13
Erschienen: 29.06.2015
Website: [Link]

Verständlicherweise versucht er es herunterzuspielen, wo es nur geht, aber natürlich ist Mike Portnoy der Grund dafür, dass an dieser Stelle das Progmetal-Debüt eines Quartetts aus 15- und 16-Jährigen (!) besprochen werden kann, das gerade bei keiner geringeren Adresse als InsideOut erschienen ist. Schlagzeuger Max ist nämlich zufälligerweise der Sohn der Dream-Theater-Ikone, die für die blutjunge Band als Produzent in Erscheinung tritt (und ganz ausdrücklich nicht am Songwriting beteiligt war). Für diese Rechnung muss man nicht im Matheunterricht aufgepasst haben. Verwerflich ist das freilich nicht; Chancen muss man nutzen, wenn sie sich ergeben.

Doch was bedeutet das für den InsideOut-Katalog und potenzielle Interessenten desselben? In jedem Fall eine unorthodoxe Begegnung. Es darf zwar bezweifelt werden, dass NEXT TO NONE die erste Teen-Progband überhaupt seien, wie in der Promotion so vollmundig behauptet wird, aber wahrlich ist gerade dieses Fach von Jungspunden nicht gerade überbevölkert; in Sachen Knirps-Rock hallt SILVERCHAIRS „Frogstomp“ immer noch nach, das war allerdings dem technisch anspruchsloseren Grunge zuzurechnen. Und Mike Portnoy war bei Gründung von DREAM THEATER immerhin schon 18. Ein Alleinstellungsmerkmal hat mit Qualität allerdings noch lange nichts zu tun; im Gegenteil, es hat ja irgendwo seinen Grund, dass bislang kaum ein größeres Prog-Label auf den Gedanken gekommen ist, eine Teenagerband mit allen Finessen zu promoten. Haben diese Kids also überhaupt etwas vorzuweisen?

Für ihr Alter überdurchschnittlich hohes Talent, na klar. Wenn man die Gitarre nicht aufrecht halten kann, hilft schließlich auch der größte Familienname nichts. Wer aber jetzt die neuen Prog-Wunderkinder erwartet, wer sich also mehr erhofft als das logische Erzeugnis musikalisch gut durchbluteter Nachwuchstalente mit grünen Ohren, der muss sich mit der Realität anfreunden: „A Light In The Dark“ äfft nach, was sich im modernen Progmetal, insbesondere jenem der Traumtheaterschule, in den letzten Jahren bewegt hat. Monkey See, Monkey Do.

Hervorstechende Merkmale des Bandsounds erweisen sich allesamt nicht als eigene Ideen, sondern Imitation dessen, was offenkundig in der heimischen Anlage rotiert ist: Grooves, wie man sie von SLIPKNOT gewohnt ist. Proletarisch klingende Shouts, die wichtige Strophenparts nachplappern, als hätte man es beim ersten Mal nicht verstanden. Motivik und Taktarten generell wie bei DREAM THEATER. Auch dort zu finden (oder wahlweise bei BETWEEN THE BURIED AND ME): Spirenzchen wie Honky-Tonk-Pianos oder Pac-Man-Ausschnitte, die sich postmodern-keck zwischen die Riffs schieben. Nicht zuletzt die moderne Verknüpfung mit elektronischen Elementen wie bei James LaBries Soloalben. Und zum Abschmecken noch eine Note Thrash.

Mit diesen Zutaten geht der Vierer euphorisiert an den Aufbau, die Arme hochgekrempelt. Die Motivation hört man an der wütenden, entschlossenen Bedienung der Instrumente. Aus Sicht der Bandmitglieder erschließt es sich dann auch, dass das Material als relevant genug empfunden wird, dass man ihm bedeutungsschwangere Regenschauer-Soundeffekte vorausschicken muss; aus der Distanz betrachtet hätte man hier auch ein Veto einlegen können. Das betrifft auch die Entscheidung, „The Edge Of Sanity“ zum Opener zu machen. Der 10-Minüter mit dem klangvollen Namen steht da, weil er jedwede Skepsis einfach mal mit geballter Longtrack-Power wegblasen soll. Tatsächlich nervt er aber mit seinem Chorus ganz fatal und wird zur Geduldsprobe, noch bevor die Kiste so richtig ins Rollen gekommen ist.

„You Are Not Me“, das auf sich allein gestellt als Vorbote auch nicht komplett umgehauen hat, stellt sich im Kontext als ein Highlight heraus, auch wenn die Gitarren tatsächlich fast so sehr matschen wie Grunge in der Sommersonne. Der Refrain erweist sich als ganz cool und wird mit Industrial-Synths unterlegt, so dass leichte FEAR-FACTORY-Assoziationen aufkeimen. Den Nachwuchs-Portnoy hinter den Kesseln hört man nicht nur hier klar heraus, man kann wohl ohne Übertreibung und auch ohne Überraschung von einer insgesamt schlagzeugdominierten Abmischung sprechen.

Um Abwechslung sind die Stücke zwar bemüht, sie alle lassen aber noch den eng gefassten Horizont erahnen, der dem Schreibprozess als Grundlage diente. Eine etwas seltsam positionierte Ballade („A Lonely Walk“) zeigt sogar ein ganz anderes Gesicht und gibt Thomas Cuce ein wenig die Gelegenheit, als Sänger zu glänzen mit durchaus schönen Gesangslinien zu begleitendem Piano, was mit „Legacy“ so fließend fortgesetzt wird, dass man beinahe von einer Reprise sprechen kann. Variabilität stellt jeder Einzelne von ihnen unter Beweis, es handelt sich aber um systematisches Gekrabbel innerhalb einer verschlossenen Schneekugel, aus welcher auszubrechen normalerweise das langfristige Ziel werden müsste.

FAZIT: Und so prügeln sich die Jungs tapfer durch ihr Songmaterial, auf das sie hinter verschlossenen Türen ganz bestimmt stolz sein können, aber in der Champions League vor großem Publikum sollten sie dafür die Bude vollgeschossen bekommen. Verglichen mit dem ausgeformten Material, das sonst so Jahr für Jahr von der etablierten Konkurrenz kommt, haben NEXT TO NONE leider noch nicht viel zu bieten, auch weil jeder gespielte Schachzug zum Hauptziel zu haben scheint, den König auf der anderen Seite des Bretts banal einzuschüchtern, anstatt ihn mit einer ausgeklügelten Schleichtaktik einzuzingeln. Aus "A Light In The Dark" lässt sich nicht viel herauslesen. In drei, vier Jahren wird man sicher schlauer sein.

Sascha Ganser (Info) (Review 3687x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 5 von 15 Punkten [?]
5 Punkte
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Tracklist:
  • The Edge Of Sanity
  • You Are Not Me
  • Runaway
  • A Lonely Walk
  • Control
  • Lost
  • Social Anxiety
  • Legacy
  • Blood On My Hands

Besetzung:

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