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Soundbar: Akita Mani Yo (Review)

Artist:

Soundbar

Soundbar: Akita Mani Yo
Album:

Akita Mani Yo

Medium: CD/Download
Stil:

Indie-Hip-Hop

Label: Intono Records / Rough Trade
Spieldauer: 40:43
Erschienen: 16.10.2015
Website: [Link]

Nun ja, ich will mir SOUNDBAR mal nicht all zu intensiv vornehmen, weil unsere Seite schlicht und ergreifend eigentlich mit „Hip Hop made in Germany“ in etwa so viel zu tun hat wie Angela Merkel mit Heidi Klum oder SEAL mit Joachim Sauer. Aber irgendwie haben auch die Gemeinsamkeiten. Wobei ich bereits nach dem ersten Hördurchgang durchaus überrascht war und so einige Vorurteile, die bezüglich solcher Musik in mir schlummern, vorerst über Bord warf. Denn eins mag ich ganz besonders, nämlich von der Natur bzw. Natürlichkeit geprägte Klänge, die sich auch gerne wieder bis in die Kulturvölker unserer Urahnen oder den Indianern zurückbegeben. Und garantiert hätte ich auch nicht erwartet, dass neben den drei wirklich guten SängerInnen auch ausgiebig klassische Piano-Passagen und Posaunen zum Einsatz kommen - und in gewisser Weise „Akita Mani Yo“ tatsächlich ein Hip-Hop-Konzeptalbum ist, das von den Gegensätzen aus indianischer Natürlichkeit und technokratischer Moderne lebt.

Die Band selber nennt ihre musikalische Stilistik jedenfalls Indie-Hip-Hop und verschweigt uns dabei, dass sie diese Richtung auf dem dicken, fetten Fundament des Pops und der ständige Suche nach einer hypnotisierenden Hookline sowie einer reizvollen Textbotschaft aufbaut.

Akita Mani Yo“ erscheint bereits auf den ersten Blick sympathisch, nicht etwa wegen des indianischen Häuptling-Schmucks, den wohl die Sängerin LISS trägt (Oh, wie sehr sich doch ein Kritiker irren kann! Zum Glück gibt es aber sehr aufmerksame Mütter, die diesen Fehler ganz freundlich richtigstellen, wie in unserer Kommentarzeile zu lesen ist! Vielen Dank dafür!), sondern wegen seines Titels, der eine indianische Weisheit ausdrückt, die übersetzt „Beobachte alles auf deinem Weg“ bedeutet. Eine Weisheit, die gerade in den momentan sehr aufregenden Zeiten leider nichts an Aktualität verliert, sondern immer aktueller und leider auch bedrohlicher wird!

So beginnt das Album bereits mit einer deutlichen Parallele zu E-NOMINE, indem ein Erzähler (Synchronsprecher für Film und Fernsehen) es eröffnet und „Mississippi“ sofort alles abfeuert, was SOUNDBAR zu bieten haben. Eine kluge Entscheidung, diesen Song auch für ihr offizielles Video zu verwenden. Aber auch die Balladen auf dem Album, wie „Antiheld“, „Für dich“ oder „Generation X“, haben durchaus ihren ganz besonderen Reiz.

„Wild Wild West“ übt dann zu flotten Humppa-Rhythmen eine herrlich ätzende Gesellschaftskritik an unserer modernen Lebenseinstellung, die uns im Grunde von einer in die nächste Abhängigkeit treibt. Und immer wieder blasen uns die Posaunen ihre wilden Noten um die Ohren. Besonders in diesem für den Hip Hop ungewöhnlichen Instrument liegt die Stärke der Musik von SOUNDBAR, denn dadurch hat sie einen Groove, den man in dieser Art bei vielen andern hippen Hoppern vermisst. Auch dass gleich zwei Sänger und eine Sängerin gänzlich gleichberechtigt ihre vokalen Botschaften in die Welt tragen, sorgt für eine angenehme Abwechslung. Und in „Nie erwachsen“ gibt‘s dann wirklich die definitive Hookline zu einem herrlichen Text zu entdecken: „Wir wollten nie erwachsen werden, was auch immer passiert. Wir wollten an Träume glauben, an eine Welt, die noch funktioniert.“
Sie macht wirklich Spaß, aber auch nachdenklich - diese Musik von SOUNDBAR!

Und jetzt, wo irgendein verpupster, mit unseren Fernsehgebühren finanzierter, aber uns jegliches Wahlrecht nehmender Fernsehsender namens ARD erstmals diktatorisch festlegen darf, welcher Musiker uns beim Eurovision Song Contest vertreten wird, behaupte ich hier, dass auch SOUNDBAR eine gar nicht mal schlechte Wahl dafür gewesen wären - wenn wir die wenigstens in unserer „alternativlosen“ (Original-Merkel-Sprech) Fernsehlandschaft selbstverliebter Medien-Mogule gehabt hätten.
Mein Vorschlag wäre das wundervolle „Für dich“ - nicht nur weil der Song sofort zu Herzen geht, sondern sogar in den Lyrics hellseherische Qualitäten hat: „Tausend Vorsätze gebrochen, jeden Tag auf‘s Neue, hoffe dass ich‘s schaffe, deiner Spur durch diese kranke Welt zu folgen. Zwischen Terror und den Casting-Shows bleibt noch etwas Zeit. Scheck das Wetter, schließ die Augen, hör‘, wie die Welt nach Freiheit schreit!“
Aber wer fragt uns Kritiker denn heutzutage noch?

FAZIT: Man muss wirklich kein Indianer sein, um „Akita Mani Yo“ von SOUNDBAR zu mögen, sondern nur ein musikalisch aufgeschlossener Zeitgenosse, der Hip Hop samt Pop und Groove sowie Posaunen und gute Stimmen zu ausgezeichneten Texten mag - oder der noch immer ICH & ICH und FREUNDESKREIS vermisst.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4073x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Akita Mani Yo
  • Mississippi
  • Über Flüsse
  • Lass dich fallen
  • Antiheld
  • Indianer
  • Wild Wild West
  • Alles gut, alles okay
  • Typen wie wir
  • Für dich
  • Nie erwachsen
  • Generation X
  • Akita Mani Yo - Part 2

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Sabine Reimer
gepostet am: 24.11.2015

User-Wertung:
1 Punkte

Als Mutter zweier Bandmitglieder weiß ich, wieviel Herzblut alle in dieses Album gesteckt haben. Sie haben nicht nur positive Texte, sondern sie leben auch danach. Freue mich sehr über diese Kritik und nur als Bemerkung am Rande: Nicht LISS trägt den Kopfschmuck, sondern WILLIAM (Gitarrist)
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 24.11.2015

Vielen Dank für die netten Worte, Sabine! Und ich freue mich natürlich sehr darüber, dass ich nicht nur die Musikerherzen, sondern auch ein Mutter-Herz der Musiker mit dieser Kritik höher schlagen lasse. Und den freundlichen Kopfschmuck-Hinweis werde ich natürlich sofort in die Kritik einbauen.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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