„Nimm mich mit zu ‘nem Tripp auf den Balkan!“, dazu noch eine schöne Melodie und schon wäre ein geiles Balkan-Album im Anmarsch. Blöderweise gibt es momentan auch eine Balkan-Route, auf der ganz andere Menschen entlangmarschieren, weswegen der Begriff ungünstig besetzt ist. Aber sei‘s drum! Der Balkan kann auch richtig toll sein als eine der schönsten Halbinseln Südosteuropas, die sich durch eine ungewöhnlich leidenschaftliche Musik auszeichnet. So leidenschaftlich eben wie sie von CELENKA dargeboten wird. Das einzig Überraschende daran ist, dass CELENKA nicht aus dem Balkan-Gebiet kommen, sondern direkt aus Finnland.

So wird wohl auch jedes Rock- und Pop-geschulte Ohr sich mächtig aufstellen und den ungewöhnlichen folkloristischen Klängen aus Balkan-Melodien, dargeboten mit typischen finnisch-traditionellen Instrumenten, wie Kantele, Harmonium oder Trompeten und finnischem Gesang, lauschen. Eine ähnlich „verrückte“ oder ungewöhnliche Musikatmosphäre verbreiten sonst nur ELÄKELÄISET oder ALAMAAILMAN VASARAT, aus dessen Reihen auch der Trompeter dieses Musik-Trios kommt, JARKKO NIEMELÄ. So erinnert die Debüt-CD, speziell auch durch den Gesang von EMMI KUJANPÄÄ, eher an russische Volksweisen als an moderne Musik, da auch jegliches Rock-Instrumentarium fehlt. Andere wiederum werden sich wohl an „Zigeuner-Musik“ erinnert fühlen, da die meisten der 15 Songs sehr energie- und tempogeladen sind und zum Tanzen einladen, weil ihnen immer wieder ein Polka-Rhythmus innewohnt. Zumindest kann kaum ein Bein ruhig bleiben, wenn man sich die musikalische Folk-Stunde anhört. Am feurigsten von allen ist dabei der karelische Gypsy-Hochzeitssong „Ajettih Da Tsiganaizet“, der einem wilden Tanz gleichkommt, welcher einem jegliche Luft zum Atmen nimmt. In „Ukko Ja Ahti“ schlägt dann die große Stunde für die Trompeten, die genauso intensiv zum Einsatz kommen wie in den wilden Klanggebilden von ALAMAAILMAN VASARAT.
Aber es gibt auch immer wieder die erholsamen, nachdenklichen Momente, wie auf „Nad Neda“ oder „Male Le Stara“. „Celenka“ ist ein abwechslungsreiches, aber auch sehr gewöhnungsbedürftiges Album, da es zwischen Tradition und Verrücktsein akustisch umherwandelt, ohne jedoch Rockiges oder Modern-Melodiöses zuzulassen. Das finnische Trio weist sogar im Booklet ihrer CD noch einmal darauf hin: „CELENKA wurde 2013 als Trio gegründet... Ihre Musik ist aus Finnland und den benachbarten Regionen, inspiriert von alten Zigeuner-Liedern und karelischen Tänzen, welche die Musiker auf ihre ureigene Art interpretieren und vortragen. Einige der Songs wurden von der Band auf ihren Reisen durch die Städte und Dörfer des Balkans entdeckt.“

In dem umfangreichen Booklet gibt es dann neben den finnischen Texten zum Glück auch zu jedem Song eine englische Zusammenfassung, die das Verständnis für die Musik auf dieser CD deutlich erleichtert. So lernen wir mit „Marine“ ein hübsches Pferd kennen, lauschen in „Nad Neda“ dem Gespräch zwischen zwei Tauben und drei Pfauen oder erfahren in „Ukko Ja Ahti“ wie ein Weißfisch einen Fischer darum bittet, sein vorm Aussterben bedrohtes Volk zu retten und der Fischer dem Gott des Sturmes, Ukko, von diesem Wunsch berichtet, der dann mithilfe des Wasser-Gottes das Fisch-Volk vor seiner Ausrottung bewahrt.
Klingende Geschichten verbergen sich hinter jedem einzelnen Song und CELENKA bieten dabei ihre ganz spezielle Art der Vertonung an.

FAZIT: Lassen wir ganz am Ende für diese ungewöhnliche Musik statt eines Punktwerts noch einmal CELENKA sprechen, die in ihrem Booklet folgendes schreiben: „Hinter CELENKA verbergen sich drei Musiker, die ihre Liebe für etwas traditionell Wertvolles sowie mitreißende Melodien und leidenschaftliche Tänze teilen. Die finnische rosenrote Mitternachtssonne glüht in den Songs wie die flammende Leidenschaft in einem romantischen Tanz-Lied!"