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Heart Score: Heart Score (Review)

Artist:

Heart Score

Heart Score: Heart Score
Album:

Heart Score

Medium: CD/Download
Stil:

Poetischer Progressive-, Art- und Jazz-Rock

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 62:07
Erschienen: 10.05.2016
Website: [Link]

„Stell dir einfach vor, GENTLE GIANT würden gemeinsam mit ROGER DALTREY ein Album aufnehmen, das von GEORGE MARTIN produziert wird. Dann weißt du so in etwa, was dich bei HEART SCORE erwartet.“ Wow, das sind doch mal ein paar klare Worte des Musikers, Komponisten und Produzenten DIRK RADLOFF, der gemeinsam mit dem charismatischen New Yorker Sänger CHRIS, einem wohl auch dem Jazz leidenschaftlich verbundener Vokalist, dessen Stimme oft an COLOSSEUM-Röhre CHRIS (Na, die Parallele passt!) FARLOWE und natürlich die Gebrüder Shulman von GENTLE GIANT erinnert, dieses Album eingespielt hat. Worte zugleich, die im ersten Moment doch etwas überheblich wirken.
Aber bereits nach dem ersten Hördurchgang von „Heart Score“, dem sechsten Album des seit dem Jahr 2000 aktiven Studio-Projekts HEART SCORE, revidiert man diese Vermutung und stellt fest: „Die gut 60 Minuten des Albums klingen tatsächlich so ähnlich und haben auch textlich noch etwas ganz Außergewöhnliches zu bieten, denn sie sind Vertonungen wundervoller historischer Gedichte von Edgar Allan Poe, Emily Dickinson, Langston Hughes, Robert Frost, E.E. Cummings, Edwin Arlington Robinson und Maria White Lowell!“

Multiinstrumentalist DIRK RADLOFF zeichnet sich – außer beim Gesang – für alle Instrumente, die Kompositionen, Arrangements und Produktion verantwortlich und scheint ganz offensichtlich einen echten Hang zum Perfektionismus zu haben. Bereits im Alter von 5 Jahren begann er – inspiriert durch die Leidenschaft seiner Eltern für die Klassik – das Geigenspiel zu erlernen, dann widmete er sich der E-Gitarre und dem Klavier, studierte Musik an einer Hochschule und war als klassischer Komponist aktiv.
Seine Nähe zur Klassik und dem Jazz, genauso wie zum progressiven Rock, hört man diesem Album, das sich geschickt zwischen klassischen Strukturen, progressiven Experimenten und jazziger Verspieltheit bewegt, selbstverständlich an – und das macht es auch zu etwas Besonderem, denn es ist perfekt durchkomponiert wie eine klassische Suite. Hinzu kommen die Gedichte voller Poesie, welche oft recht bedrückende Inhalte wie die Entfremdung („Alone“ von EDGAR ALLAN POE) oder dem „Vögelchen Hoffnung“, das sich nicht füttern lässt, von E. DICKINSON und immer wieder den Tod oder Untergang präsentieren sowie eine ausgezeichnete Sound-Qualität mit großartigen Stereo-Effekten, die besonders unter Kopfhörern ein echtes Erlebnis sind. Und wer sich für solche Gedichte begeistern kann, den wird auch die Musik, in der die Violine und das Piano eine sehr wichtige, vordergründige Rolle spielen, gefangen nehmen und die lyrisch-klangvollen Stimmungen ansprechend über unsere Ohren direkt zu unserem Hirn transportieren. Musikalische Poesie, oft akustisch zum Klingen gebracht!

Zusätzlich macht die Tatsache, dass das der CD beigefügte 16seitige Booklet neben allen Gedichten auch die Bilder der Lyriker und parallel dazu einige Noten-Partituren enthält, „Heart Score“ für aller Frei- und Schöngeister zu einem echten Rundum-Genuss! Ja, doch nicht nur für die, denn wem – so wie dem Kritiker – eine progressiv-klassische Ausnahmeband wie GENTLE GIANT schmerzhaft in der Musik-Gegenwart fehlt, dem wird durch HEART SCORE tatsächlich eine gelungene und überzeugende Alternative angeboten.

Bei „Sylvester‘s Dying Bed“ dürfen sich dann sogar das Piano und eine E-Gitarre „duellieren“ während CHRIS mit kräftiger, rauer Stimme in den verschiedensten Stimmlagen das Gedicht von Langston Hughes singend intoniert, so als wäre es für COLOSSEUM geschrieben worden, bis eine klassische Piano-Passage, aus der uns zugleich KEITH JARRETT ein paar Grüße zu senden scheint, das Stück zu einem schwer beeindruckenden Ende führt. Das folgende Robert-Frost-Gedicht „Neither Far Away Nor In Deep“ scheint in HEART SCOREs Vertonung in Bezug auf E-Gitarre und Bass sich besonders dem DEEP anzunehmen, wenn man noch ein PURPLE anhängen würde.
Ähnliches und Überraschungsreiches erwartet einen in den zehn Songs, deren Laufzeit sich zwischen zweieinhalb und zehn Minuten bewegt, ständig, wobei mit „The Bells“ von Edgar Allen Poe nicht nur das längste Gedicht, sondern auch der längste Titel des Albums auf den Hörer wartet. Zurecht steht es genau im Zentrum des Albums, auch wenn zuvor zwar mit viel Violine und purem Jazz Poe bereits mit „Alone“ gewürdigt worden war, kommt jetzt mit Bläsern jede Menge Soul ins Spiel, natürlich auch Glockengeläut, aber auch ein treibendes Schlagzeug, E-Gitarren, tiefe Bässe und Satzgesänge, über denen der fast improvisiert klingende Gesang den bedrohlichen Poe-Charakter gänzlich perfekt zum Ausdruck bringt.

Sogar einen Hidden-Track gibt es auf „Heart Score“, allerdings ganz ohne Glockengeläut, dafür aber in deutlichem STEELY DAN-Stil zu entdecken – die Geschichte vom „Fat Man“.

Aber auch auf eine bewegende Ballade wird nicht verzichtet, wofür das Gedicht von E.E. Cummigs „Maggie And Milly And Molly And May“ herhält – kein Wunder bei diesem Text, der mit dem wohlklingende Vers endet: „For whatever we lose(like a you or a me) / It‘s always ourselves we find in the sea.“

Dieses Album von HEART SCORE jedenfalls sollte man nicht im Meer wiederfinden, sondern unbedingt in seinem CD-Player. Man wird dafür mit einem ungewöhnlichen progressiv-klassisch-jazz-rockigen Musik-Erlebnis sowie pure Poesie belohnt, zu denen die sanft-gigantischen Gebrüder Shulman von GENTLE GIANT garantiert begeistert Beifall klatschen würden. Und das war dann auch schon das abschließende FAZIT zu HEART SCORE, die kein bisschen Hard Core bieten, nach dem man seine Haare wild schüttelnd fliegen lässt. Hier sind eben doch eher die Gehirnzellen zum poetischen Durchschütteln gefragt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3465x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Hope Is A Thing With Feathers (Emily Dickinson)
  • Alone (Edgar Allan Poe)
  • Sylvester‘s Dying Bed (Langston Hughes)
  • Neither Far Away Nor In Deep (Robert Frost)
  • The Bells (Edgar Allan Poe)
  • It Was Not Death For I Stood Up (Emily Dickinson)
  • Maggy And Milly And Molly And May (E.E. Cummings)
  • Railroad Avenue (Langston Hughes)
  • Haunted House (Edwin Arlington Robinson)
  • An Opium Fantasy (Maria White Lowell)
  • Fat Man – Hidden Track

Besetzung:

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