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Joan Osborne: Songs Of Bob Dylan (Review)

Artist:

Joan Osborne

Joan Osborne: Songs Of Bob Dylan
Album:

Songs Of Bob Dylan

Medium: CD
Stil:

Singer-Songwriter/Folk-Rock

Label: Womanly Hips Recordings/Thirty Tigers/Alive
Spieldauer: 52:42
Erschienen: 01.09.2017
Website: [Link]

Bei JOAN OSBORNE stellt sich die Frage, ob es eher Fluch statt Segen war, dass sie ihren größten Hit „One Of Us“ gleich zu Beginn ihrer Karriere hatte. Besteht doch die Gefahr, sie als One Hit Wonder in die Pop-Rock-Ecke mit Indie-Touch zu schieben, wo die engagierte Liedermacherin gar nicht hineinpasst und nicht -passen wollte. Das führte aber dazu, dass ihre damalige Plattenfirma Mercury das Folgealbum zum erfolgreichen „Relish“, trotz dessen Grammy-Nominierungen, verschleppte, um die Künstlerin schließlich komplett fallenzulassen. Zu kompromisslos und unbequem* schien sie wohl für den Mainstreammarkt. Wohlgemerkt mit einem sehr anhörbaren Mix aus Folk, Country, Rock und Soul, dem man bestenfalls vorwerfen kann, dass er nicht auf Teufel komm raus der Tagesaktualität hinterherlaufen wollte. Umgekehrt kann man das auch als zeitlose Qualität konstatieren.

So verzögerte sich die Veröffentlichung von „Righteous Love“ um gut zwei Jahre und geschah auf JOAN OSBORNEs eigenem Label. Wie jetzt die „Songs Of Bob Dylan“ auch. Dazwischen liegen Gastspiele mit dem frischgebackenen Literaturnobelpreisträger höchstselbst sowie Isaac Hayes, gelegentliche Arbeit als Produzentin, ausgedehnte Touren, zudem erschienen weitere Alben, kleinere Erfolge, oft gelobt. 2013 wurde ihre Interpretation diverser Rhythm’n‘Blues und Soul-Klassiker, „Bring It On Home“, bei den Grammy Awards als bestes Blues-Album nominiert. Die Auszeichnung blieb zwar aus, doch gegen Dr. John („Locked Down“) darf man gutgelaunt unterliegen.

Dass sie sich mit Coverversionen auskennt hat JOAN OSBORNE also schon mehrfach unter Beweis gestellt. Und auch ihre Bearbeitung der Musik Bob Dylans ist wohlgeraten. Dabei entfernt sich Osborne gar nicht allzu weit von den Ursprüngen, nimmt sich der Lieder respektvoll an und adelt sie durch ihre ausdrucksstarke Stimme. Das funktioniert immer dann bestens, wenn das Original bereits ausdrucks-, gefühl- und kraftvoll war. Dylans schwächeren Stücken gibt sie keine neue Deutung oder
verstärkten Schub, der sie aus ihrer immer gefälligen, aber wenig aufregenden Komfortzone herausdrischt. Wie gleich zu Beginn „Tangled Up In Blue“, das sympathisch unaufgeregt, aber auch ziemlich höhepunktlos verläuft.

Joan Osborne hat auch den „Mighty Quinn“ im Programm, dem sie ein passendes Abendkleidchen überzieht, das allerdings von MANFRED MANN’S EARTHBANDs einfallsreicher Interpretation schlicht weggeblasen wird.

Überzeugend und eindrücklich gelingen ihr Songs wie „Rainy Day Women #12 & #35“ und „Highway 61 Revisited“, die kantig und mit gehörig Power vorgetragen werden. Fein auch das bohrend intensive “Masters Of War”, das von einer repetitiven Akustikgitarre, dem geisterhaften bis vehement pulsierenden Piano und Osbornes beschwörender Stimme getragen wird. Die Instrumentierung des Albums ist durch die Bank stilvoll und ausgefeilt, egal ob Gitarre, Orgel oder E-Piano in den Vordergrund gestellt werden. Ein gefühlvolles Händchen hat Osborne ebenfalls für Balladen wie „Buckets of Rain”, “Tryin' to Get To Heaven” oder das Finale zum Dahinschmelzen: „Ring Them Bells“.

FAZIT: JOAN OSBORNEs „Song Of Bob Dylan“ ist eine Lehrstunde in geschmackvollem Folk-, Country-Rock. Sie tut keinem der ausgewählten Songs Schande an, ist manchmal sogar ein wenig zu ehrfürchtig. An der einen oder anderen Stelle hätte Osborne durchaus die dekonstruktiven Hunde von der Leine lassen können. Die einprägsam interpretierten Stücke überwiegen aber deutlich.

*Wer sich mit dem Ausspruch: „Texas, ich bin das Gesicht von Pro-Choice“ während eines Konzerts mit einem Stall voller fanatischer Abtreibungsgegner anlegt, ist wohl unbequem und kompromisslos. Taffe Frau, die man unterstützen sollte.

Jochen König (Info) (Review 3373x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Tangled Up In Blue
  • Rainy Day Women #12 & #35
  • Buckets of Rain
  • Highway 61 Revisited
  • Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)
  • Tryin' to Get To Heaven
  • Spanish Harlem Incident
  • Dark Eyes
  • High Water (for Charley Patton)
  • You're Gonna Make Me Lonesome When You Go
  • Masters Of War
  • You Ain't Goin' Nowhere
  • Ring Them Bells

Besetzung:

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