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Knall: Raubkatze auf 12 Uhr - Limitiertes farbiges 180g-Vinyl (Review)

Artist:

Knall

Knall: Raubkatze auf 12 Uhr - Limitiertes farbiges 180g-Vinyl
Album:

Raubkatze auf 12 Uhr - Limitiertes farbiges 180g-Vinyl

Medium: Download/Do-LP/Limitiert
Stil:

Ohraler Psychedelic-, Space- und Kraut-Rock

Label: Tonzonen Records
Spieldauer: 79:13
Erschienen: 17.03.2017
Website: [Link]

Solch eine Feststellung zur Wirkung von Musik, wie auf der Seite des Tonzonen-Labels, das von unserer Seite her für seine vinyl-leidenschaftliche „Aufklärungsarbeit“ in punkto modernem Kraut-, Psychedelic- und Prog-Rock sehr geschätzt wird, wenn es um die aktuelle Veröffentlichung von KNALL mit dem sehr ungewöhnlichen Titel „Raubkatze auf 12 Uhr“ geht, liest man sehr, sehr selten.
Dieses Doppel-Album mit jeweils zwei Songs pro LP-Seite, das sich KNALL-typisch wieder als wilde Kombination aus psychedelischem Space und spaceiger Psychedelic präsentiert, erfährt die erotisch-lustvolle Charakterisierung: „‘Raubkatze auf 12 Uhr‘ ist Sex für die Ohren!“
Ja, so gesehen, Ohral-Sex – und dem dürfen wir uns 80 Minuten lang voll und ganz hingeben.
Wo bitteschön halten anderswo denn noch omnipotente Zeitgenossen 80 Minuten beim Sex durch?
Eindeutige Antwort: „Nur bei KNALL!“

Begeben wir uns also auf unsere musikalische Koitus-Reise mit KNALL, welche gleich mit „Raubkatze“ eine verspielte floydianische Experimentierkunst im Interstellar Overdrive aufweist und jeden Freund der spätsechziger Psyche-Experimentierkunst das pure Petting-Gefühl vermittelt.
Auf der gleichen A-Seite erwartet uns dann aber doch noch eine deutlich ekstatischere, teuflisch-rhythmische, flottere, von Bass und Schlagzeug vorangetriebene Bewegung, die uns bei „Dervish“ ganz feucht hinter den Ohren werden lässt.

Mit „Fell“ ist es dann so weit, sich auf ebendieses, mit viel Synthetik und Soundscapes in 16 Minuten gewebte, zu begeben und den Akt der ungebremsten Vereinigung vorsichtig, noch etwas verhalten aber mit großem Spannungsaufbau und bereits bumsenden Bässen vorzubereiten, denn immerhin wird dann „Graf Gammel“ mit adliger Arroganz und einem verdammt Kurzen – mit knapp 6 Minuten sogar dem Kürzesten – sich auf uns niederlassen, um mit einer Kombination aus einem sich häufig wiederholendem Gitarren-Motiv, das ein wenig an KING CRIMSONs „Starless“ erinnert, und sogar etwas Akustik tief in unsere Ohren einzudringen.

Jetzt sind wir endgültig bereit, auch wenn wir nun etwas mehr Zeit brauchen, um die erste kunterbunte LP vom Plattenteller zu nehmen, die zweite kunterbunte LP mit dem dicken C darauf aufzulegen und erneut ordentlich an Fahrt aufzunehmen. Diesmal werden die ohralen Verführungsversuche mit schweren psychedelischen Aphrodisiakum namens „Sightseein“ unternommen, bei denen die Gitarre sich frickelnd über verzerrte maultrommelartige Keyboardsounds legt und das Schlagzeug seine ganz eigene Dynamik entfaltet. „Seaweed“ darf dann ein wenig nach einem Floyd-„Obscured By Clouds“-Soundtrack klingen – und jetzt gibt‘s natürlich kein Halten mehr. Der KNALL ist geglückt und die Ohren genießen in vollen Zügen, was da alles in sie eindringt.

Und wo ein ausgiebiges Vorspiel notwendig war, muss natürlich auch ein zartes Nachspiel folgen. Also schnell die letzte LP-Seite aufgelegt und sich der tierischen Seite mir „Lachs“ und „Catwalk“ hingegeben.

Die „Lachse“ jedenfalls schwimmen verdammt tief in sehr finsteren Bass-Gewässern und erholen sich von allen leidenschaftlichen Begattungs-Ritualen. Immer mal wuselt wieder ein kleiner Keyboard-Ton wild durch die gleichmäßigen Basslinien, der wird dann aber lautstark von einer Gitarre zurück in die eigenen Reihen gerufen. So passiert klangtechnisch sehr viel zwischen den zwei Boxen, die schon wirklich gut sein müssen, um all die spannenden Stereo-Effekte in ihrer völligen Schönheit zu präsentieren.
Apropos Klang!
Was Matt Korr an den Reglern bei der Aufnahme von „Raubkatze auf 12 Uhr“ vollbracht hat, klingt voller Volumen und kristallklaren Höhen sowie tief wummernden Bässen meisterhaft – natürlich zugleich stereo-gewaltig. Genau so muss eine modern aufgenommene, sich in den Siebziger-Erinnerungen tummelnde LP einer Band der Gegenwart klingen, selbst wenn die den seltsamen Namen KNALL trägt.
Wobei sogar dieser Name einen ungeahnten Vorteil in sich trägt.
Man stelle sich nur mal vor, beim nächsten Streit mit Freunden oder Arbeitskollegen wird man gefragt, ob man einen KNALL habe. Man lächelt dann spitzbübig und antwortet souverän: „Aber klar doch. Zuhause auf meinem Plattenteller. Absolut cooler Kraut- und Space-Rock, außerdem ‚Sex für die Ohren‘! Wundert mich, dass DU davon Ahnung hast. Oder hast du etwa auch einen KNALL? Aber einen, der nichts mit Musik zu tun hat?!?!“

Danach hört man sich noch einmal in aller Ruhe das hypnotisch wirkende Space-Stück „Catwalk“ an und freut sich darüber, was für dicke Eier man in der Hose hat, weil man einerseits eine Auseinandersetzung überlegen für sich entschieden und andererseits die unsere Ohren sexuell stimulierende LP „Raubkatze auf 12 Uhr“ von KNALL in ihrer ganzen pinkfarbig gemusterten Schönheit auf seinem Plattenteller zu liegen hat. Ein Volltreffer eben. Aber nur für diejenigen, die keine KNALL-Köpfe, sondern ohral aktive KNALL-Hörer sind!

FAZIT: Geile Beine auf dem Cover der Doppel-LP „Raubkatze aus 12 Uhr“ von KNALL, die angeblich „Sex für die Ohren“ sein soll, oder?! KNALL hauen hier mit der Hilfe von Tonzonen-Records ein schwer psychedelisches, auf 500 Exemplare limitiertes Space-Rock-Album im farbigen 180g-Vinyl raus, das jeden geilen Krautrock-Sack einen fetten Koitus für die Ohren verpasst. Und auf dem großen Poster, welches dem Doppel-Album zusätzlich beiliegt, darf man dann sogar die Dame, zu der die Beine gehören, in ihrer gesamten Schönheit bewundern.

PS: Und hier solltet ihr den „Sex für die Ohren“ kaufen, statt bei ...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4343x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (18:38):
  • Raubkatze (11:04)
  • Dervisch (7:36)
  • Seite B (21:22):
  • Fell (15:55)
  • Graf Gammel (5:28)
  • Seite C (19:55):
  • Sightseeing (11:03)
  • Seaweed (8:55)
  • Seite D (19:12):
  • Catwalk (9:09)
  • Lachs (10:03)

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